Behandelter Abschnitt 1Sam 8,13
Einleitung
Hier beginnt eine neue Phase des Buches. Nach dem Priester Eli und dem
Propheten Samuel erscheint eine neue Person auf der Bildfläche: der König.
Verse 1–3 | Die Söhne Samuels
1 Und es geschah, als Samuel alt geworden war, da setzte er seine Söhne als Richter ein über Israel. 2 Und der Name seines erstgeborenen Sohnes war Joel, und der Name seines zweiten Abija; sie richteten in Beerseba. 3 Aber seine Söhne wandelten nicht auf seinen Wegen und wandten sich dem Gewinn zu und nahmen Geschenke an und beugten das Recht.
Samuel hat seine Söhne als Richter eingestellt und das ist nicht richtig. Nirgends in der Schrift steht, dass jemand ein Richter wird, weil sein Vater es ist. Richter wird man nicht durch erbliche Nachfolge. Ein Richter wird von Gott gegeben. Samuel stellt seine Söhne an, als er alt geworden ist. Er wird mit dieser Anstellung sicher die Belange des Volkes im Auge ge habt haben. Trotzdem ist sein Handeln eigenmächtig. Kann Gott ihn nicht, genauso wie einen Mose, auch in seinem hohen Alter in seiner Aufgabe unterstützen, bis Gott selbst einen Nachfolger bestimmt hat? Wir sehen Samuel übrigens später noch einige Male auftreten. Sein Alter ist also nicht derart, dass er unfähig wäre, einen Dienst zu tun, und daher ein Nachfol ger direkt notwendig erscheint.
Unsere Sorge für die Zukunft von Gottes Volk kann auch uns leicht zu einem verkehrten Handeln verleiten. Vielleicht wollen wir auch, wie gut es auch gemeint sein mag, Dinge in der Gemeinde nach unserer Ansicht regeln. Unsere Regelung führt jedoch dazu, dass wir für die kommende Generationen das Vertrauen auf den Herrn ausschalten. Die Hand des Ge schöpfes muss nicht nach der Bundeslade greifen, um zu verhindern, dass sie fällt (2Sam 6,6.7), denn Gott ist mächtig genug, selbst dafür zu sorgen. „Joel“ bedeutet „der HERR ist Gott“ und „Abija“ bedeutet „mein Vater ist der HERR“. Aus diesen Namen wird deutlich, was der Wunsch von Sa muel und seiner Frau für diese Söhne gewesen ist. Sie haben gehofft, dass ihr Leben Zeugnis davon geben wird, was ihre Namen bedeuten. Mögli cherweise hat Samuel das vor Augen gestanden, als er seine beiden Söhne zu Richtern in Beerseba macht, um dort Recht zu sprechen.
Beerseba liegt ganz im Süden (1Sam 3,20), weit entfernt von den Orten, an denen er seinen Dienst als Richter und Prophet ausübt. Das bedeutet, dass sie in einem begrenzten Gebiet Richter sind und nicht über das ganze Volk. Die meisten Israeliten hatten gar nichts mit ihnen zu tun. Normaler weise hätte sie das Verhalten der Söhne Samuels auch nicht interessiert, aber nun können sie es benutzen, um ihre eigenen fleischlichen Begierden damit zu begründen.
Es scheint Samuel entgangen zu sein, dass das Amt des Richters kein Amt ist, das vom Vater auf den Sohn übertragbar ist. Es scheint Samuel noch etwas entgangen zu sein, nämlich dass seine Söhne dieser Aufgabe nicht gewachsen sind. Er sieht die Fehler seiner Söhne nicht, wogegen das Volk dafür einen Blick hat. Hierin erinnert er an Eli und seine Söhne.
Wir dürfen die Fehler Samuels nicht ganz mit den Fehlern, die Eli mit sei nen beiden Söhnen machte, vergleichen. Durch das, was Eli tat, versagte das Priestertum vollkommen. Das nimmt jedoch nicht weg, dass auch der Prophet Samuel einen solchen Fehler begeht. Auch er sieht die Fehler sei ner Söhne nicht. Die Gefahr ist immer gegeben, dass wir Fehler bei ande ren leicht wahrnehmen, wogegen wir genauso leicht die Fehler von unse ren eigenen Kindern übersehen.
Wir können uns fragen, wie es kommt, dass so ein gottesfürchtiger Vater solche schlechten Söhne hat. Kann das wegen seiner vielen Reisen und der dadurch längeren Abwesenheit sein? Gottes Wort spricht nicht darüber. Wir treffen das häufiger an, sowohl in der Schrift als auch im täglichen Leben, dass gottesfürchtige Eltern Kinder haben, die nicht in die Fuß stapfen des Glaubens ihrer Eltern treten. Es ist nicht immer klar, wie das kommt. Lasst uns in jedem Fall sehr zurückhaltend mit Kritik an der Er ziehung sein.
Die Sünden der Söhne Samuels sind dreierlei:
Sie sind auf Gewinn aus. Gottes Wort warnt die, die für Gottes Volk sorgen, keinen materiellen Vorteil zu suchen (1Pet 5,2).
Sie nehmen Geschenke an. Sie lassen sich bestechen. Infolgedessen ist ihre Rechtsprechung keine ehrliche Rechtsprechung. Derjenige, der am besten bezahlt oder am meisten bietet, dem wird recht gegeben.
3.Als Folge vonden beiden vorangegangenen Punkten beugen siedas Recht. Durch diese Handlungsweise zeigen sie Eigenschaften eines Gottlosen (Spr 17,23; 2Mo 23,6.8; 5Mo 16,18-20).