Behandelter Abschnitt 1Sam 4,35
Verse 3–5 | Die Bundeslade wird in das Lager geholt
3 Und als das Volk [wieder] ins Lager kam, da sprachen die Ältesten von Isra el: Warum hat der HERR uns heute vor den Philistern geschlagen? Lasst uns von Silo die Lade des Bundes des HERRN zu uns holen, damit sie in unsere Mitte komme und uns rette aus der Hand unserer Feinde. 4 Und das Volk sandte nach Silo, und man brachte von dort die Lade des Bundes des HERRN der Heerscharen, der zwischen den Cherubim thront; und die beiden Söhne Elis, Hophni und Pinehas, waren dort bei der Lade des Bundes des HERRN. 5 Und es geschah, als die Lade des Bundes des HERRN ins Lager kam, da jauchzte ganz Israel mit großem Jauchzen, dass die Erde erdröhnte.
Als das Volk ins Lager zurückkehrt, fragen sich die Ältesten, warum der HERR sie die Niederlage erleiden ließ. Die Frage ist eine fromme Äußerung, aber ohne jede Gewissenswirkung. Sie warten auch nicht auf eine Ant wort, sondern geben die Antwort selbst. Deshalb ist diese Antwort nicht vom HERRN, sondern kommt aus ihrem eigenen Herzen. Sie akzeptieren, dass die Niederlage von dem HERRN kommt, womöglich weil sie erken nen, dass Er nicht mit ihnen gegangen ist. Eine korrekte Schlussfolgerung, aber gefolgt von einer falschen Reaktion.
Die Auswirkung der Niederlage hätte allgemeine Demut sein müssen (vgl. Jos 7,5-8). Dann hätten sie gewusst, dass es an ihrer Sünde lag, an ihrer Untreue gegenüber dem HERRN. Sie greifen jedoch zu einer törichten Handlung. Jetzt wollen sie den HERRN zwingen, mit ihnen zu gehen. Sie wollen die Bundeslade mitnehmen, damit sie das Volk retten wird.
Die Führer haben ein wenig Wissen. Ein wenig Wissen ist jedoch lebensge fährlich, wenn man sich einbildet, alles zu wissen. Sie erinnern sich, dass die Bundeslade einmal bei ihnen war und ihnen dann den Sieg brachte. Das war, als sie bei Jericho waren und die Mauern fielen (Jos 6,3-20). Nur vergessen sie, dass die Mauern von Jericho „durch Glauben“ gefallen sind (Heb 11,30). Der Glaube fehlt hier. Hier wird aus Aberglauben gehandelt, der die Bundeslade als Maskottchen benutzen will. Gott hat dazu keinen Befehl gegeben. Was sie wollen, grenzt an Zauberei.
Das Gleiche geschieht in der Christenheit mit Handlungen wie der Tau fe und dem Abendmahl. Diesen Symbolen wird, wenn sie getrennt vom Glauben verwendet werden, im bloßen Gebrauch eine magische Wirkung zugeschrieben. Sobald äußere Bräuche von einer lebendigen Verbindung mit Gott und Christus getrennt werden, werden sie zum Götzendienst. Auf diese Weise wird das Kreuz ein Zeichen des Sieges, während es Schmach bedeutet.
Auch Gebet und Bibellesen können zu leblosen Gewohnheiten werden, ebenso wie das Besuchen einer christlichen Zusammenkunft. Das ge schieht, wenn diese Dinge aus dem Gedanken heraus geschehen, dass Gott damit zufrieden sein wird, und nicht aus dem inneren Verlangen, Gemeinschaft mit Ihm zu haben. Es kann nur dann Gemeinschaft mit Ihm geben, wenn das ganze Leben seinem Willen unterworfen ist. Sonst ist es wie das Holen der Bundeslade, während das Herz nicht auf den Gott des Bundes gerichtet ist.
Gottes Gegenwart ist nur dort, wo es Gehorsam gegenüber seinem Wort gibt. Deshalb konnte Mose auf Gottes Gegenwart zählen, als er die Bun deslade vorangehen ließ (4Mo 10,35.36; vgl. Jos 3,10.11). Vielleicht haben Hophni und Pinehas an dieses Ereignis gedacht, als sie die Bundeslade kommen ließen.
Es ist leicht für das verdorbene Herz des Menschen, sich auf Beispiele aus der Schrift zu berufen, um falsche Praktiken zu rechtfertigen. Diese Bei spiele werden dafür aber aus ihrem Zusammenhang gerissen. Wenn die Bundeslade im Land angekommen ist, gibt es keinen Hinweis darauf, dass sie bei bestimmten Ereignissen von ihrer Ruhestätte weggeholt werden soll. Immer soll das Volk zur Bundeslade gehen als dem Ort der Gegen wart Gottes (5Mo 12,5-14). Niemals dürfen sie die Bundeslade holen, da mit sie zu ihnen kommt.
Es ist bei allen Völkern der Erde üblich, ihre Götter und heiligen Dinge in den Krieg mitzunehmen. Das tun zum Beispiel die Perser, Römer und Griechen. In unserer modernen Zeit finden wir Überreste dieses alten Aberglaubens in der Weihe und Segnung von Kreuzen und Gebäuden und der Heiligung von Nationalfarben und Fahnen.
Die Bundeslade wird geholt, um im Kampf eingesetzt zu werden. In die sem Moment gibt der Heilige Geist eine detaillierte Beschreibung der Bun deslade. Die Lade ist die „Lade des Bundes des HERRN“. Das zeigt die Verbindung zwischen Gott und seinem Volk. Sie ist auch die „Lade des Bundes des HERRN der Heerscharen“ (vgl. 1Sam 1,3). Das ist sein Name als Herrscher über seine Armeen. Schließlich wird erwähnt, dass Er „zwi schen den Cherubim thront“, was darauf hindeutet, dass Er in Gerechtig keit regiert.
Das alles ist nach Gottes Ansicht mit der Bundeslade verbunden. Für den Glauben ist die Lade die Herrlichkeit und Ehre Israels (Vers 22). Es gibt jedoch keinen Glauben unter dem Volk und noch weniger bei den beiden Söhnen Elis, die bei der Bundeslade sind. Die Verbindung der Bundes lade mit den beiden gottlosen Söhnen Elis ist eine Verbindung, die Gott nicht akzeptieren kann.
Es sind nicht die Priester, die die Bundeslade holen lassen, sondern das Volk sendet, um die Bundeslade zu holen. Das Volk regiert und tut, was in seinen eigenen Augen richtig ist. Das ganze Volk jubelt, aber es ist ein hohles, eitles Jubeln ohne wirklichen Grund. So sehr sind sie irregeführt. Ihr Jubel beweist ihren religiösen Irrtum. Der Anblick eines Symbols ver setzt sie in Entzückung, während sie die Wahrheit davon leugnen. Jubeln ist immer einfacher als kämpfen. Es ist einfacher, bei Massenveranstaltun gen begeistert zu werden unter dem Einfluss der Massen, als im täglichen Leben dem Herrn hingegeben zu leben. Ein hohes Maß an religiöser Er regung ist keine Garantie für Gottes Gunst und Segen.