Vers 30 | Die Reaktion in Israel
30 Und es geschah, jeder, der es sah, sprach: So etwas ist nicht geschehen oder gesehen worden von dem Tag an, als die Kinder Israel aus dem Land Ägypten heraufgezogen sind, bis auf diesen Tag. Denkt darüber nach, beratet und redet!
Der Schock ist heftig, die Entrüstung groß. Nie war der Zustand Israels so gewesen, dass eine derartige Sünde hätte stattfinden können. Es ist auch eine Sünde, die ihresgleichen während der gesamten nationalen Existenz Israels nicht kennt. Jahrhunderte später erinnert der Prophet Hosea an diese Geschichte, um dem Volk deutlich zu machen, wie tief es gesunken ist: „Tief haben sie sich verdorben wie in den Tagen von Gibea ... Seit den Tagen von Gibea hast du gesündigt, Israel“ (Hos 9,9a; 10,9a).
Das Volk ist in Aufregung. Was soll geschehen? Es wird zur Überlegung und Beratung und zum Abhalten einer Aussprache aufgerufen. Was sollen die Nachbarvölker wohl darüber denken, wenn sie dies hören?
Über die Schmach, die Gott hiermit angetan worden ist und eine Scham darüber, dass dies unter ihnen, unter seinem Volk, geschehen ist, lesen wir nichts. Wenn sie sich wirklich um die Ehre Gottes gekümmert hätten, so hätten sie schon eher, in den vorausgegangenen Kapiteln, ihre Entrüstung deutlich werden lassen. Aber der Götzendienst von Micha und dem Stamm Dan hat sie kalt gelassen. Die Verunehrung, die Gott damit angetan worden ist, ist ihnen völlig gleichgültig und hat sie nicht in Aufregung versetzt. Doch jetzt, wo ihr „guter“ Ruf befleckt ist, jetzt müssen sie energisch auftreten.