Behandelter Abschnitt Ri 19,27-29
Verse 27–29 | Die Reaktion des Mannes
27 Und als ihr Herr am Morgen aufstand und die Türen des Hauses öffnete und hinaustrat, um seines Weges zu ziehen: Siehe, da lag die Frau, seine Nebenfrau, am Eingang des Hauses, und ihre Hände auf der Schwelle. 28 Und er sprach zu ihr: Steh auf und lass uns gehen! Aber niemand antwortete. Da nahm er sie auf den Esel, und der Mann machte sich auf und zog an seinen Ort. 29 Und als er in sein Haus gekommen war, nahm er das Messer und ergriff seine Nebenfrau und zerstückelte sie, nach ihren Gebeinen, in zwölf Stücke; und er sandte sie in alle Grenzen Israels.
Die Frau ist an der Sünde gestorben, in der sie früher gelebt und von der sie ohne Reue Abstand genommen hatte. Gott lässt das Maß der Sünde voll werden. Beim Tagesanbruch wird die Auswirkung des Bösen sichtbar, sowohl bei der Frau als auch bei dem Mann. Hier erweist sich, wie vollkommen gleichgültig der Mann ist, wie herzlos, wie völlig unempfindlich. Man kann sich nicht vorstellen, dass er normal schlafen konnte. Dennoch scheint es so, als ob er ruhig ins Bett gegangen ist. Als er am nächsten Tag aufsteht und etwas später aufbrechen will, sieht er seine Frau liegen. Ohne irgendein Gefühl der Anteilnahme, ohne irgendwie nach ihrem Zustand zu sehen, fordert er sie auf aufzustehen.
Ihre Hände auf der Schwelle sprechen vielleicht von dem Anspruch auf Schutz, den sie geltend gemacht hat und den jedes Haus in Israel ihr hätte verschaffen müssen. Sie muss durch das Böse der Männer von Gibea abscheulich gelitten haben, sowohl körperlich als geistig. Sie muss abscheulich gelitten haben, vor allem geistig, weil es niemanden gab, der sie in Schutz nahm. Sie muss abscheulich gelitten haben, als sie, nach solch einer abscheulichen Behandlung, kein Gehör in dem Haus fand, wo ihr Mann sich befand.
Als der Mann sieht, was geschehen ist, lädt er seine Frau auf seinen Esel und geht nach Hause. Zu Hause angekommen, schneidet er seine Frau in zwölf Stücke und schickt jedem Stamm Israels ein Stück ihres Leichnams. Der Mann handelt im kalten Bewusstsein, dass das, was mit seiner Frau geschehen ist, das ganze Volk angeht. Obwohl die Tat in einer bestimmten Stadt stattgefunden hat, ruht der Schmutz dieses Geschehens auf dem ganzen Volk. Jeder muss wissen, was in Gibea geschehen ist. Die Sünde des Einzelnen ist die Sünde des Ganzen.