Vers 7 | Ein erfolgreicher Zug
Und die fünf Männer gingen hin und kamen nach Lais; und sie sahen das Volk, das darin war, in Sicherheit wohnen, nach Art der Sidonier, ruhig und sicher; und niemand, der die Herrschaft besessen hätte im Land, tat ihnen irgendetwas zuleide; und sie waren fern von den Sidoniern und hatten mit Menschen nichts zu schaffen.
Was der Levit vorausgesagt hat, trifft ein. Sie kommen in einem Gebiet an, das all ihren Wünschen nach Bequemlichkeit und ihrem Egoismus entspricht. Das Volk, das dort wohnt, lebt zurückgezogen, kümmert sich um nichts und hat mit niemandem etwas zu tun. Es ist ein Volk, das gesetzlos lebt: Es gibt „niemand, der die Herrschaft besessen hätte“. Sie sind niemandem Verantwortung schuldig.
Bei Gesetzlosigkeit brauchen wir nicht nur an allerlei Gräueltaten denken. Gesetzlosigkeit ist: Leben, ohne auf die Autorität Rücksicht zu nehmen, die über den Menschen gesetzt ist. Für jeden Menschen ist das in jedem Fall die Autorität Gottes. Wir können sagen, dass wir in 1. Johannes 3 eine richtige Definition der Sünde haben: „Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“ (1Joh 3,4b).
Das Volk, das die Daniter dort entdeckt haben, ist kein Volk von solchen, die wir als große Sünder bezeichnen würden. Sie leben anständig und friedsam. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass sie „nach Art der Sidonier“ lebten. Was die Sidonier vorstellen, haben wir bei der Betrachtung von Richter 3 gesehen (Ri 3,3). Dort sahen wir, dass die Sidonier Menschen sind, die von Geldsucht gekennzeichnet sind. Sie haben einen unersättlichen Hunger nach Geld. Auf diese Weise lebt das Volk, das die Daniter an diesem Ort antreffen.
Wir können sie mit Menschen vergleichen, die hart arbeiten und enthaltsam leben, das aber nur tun, um Geld zu sparen. Sie zählen sozusagen jeden Tag ihr Geld und stellen mit Genugtuung fest, dass es wieder etwas mehr ist als am letzten Tag. Der Besitz des Geldes ist ihnen alles. Etwas davon wegzugeben, ist der unmöglichste Gedanken, der bei ihnen aufkommen könnte. Sie leben für sich selbst und wollen mit niemandem etwas zu tun haben; das wäre nur lästig, weil es Geld kosten kann. Diesen Ort und diese Stellung wollen die Daniter übernehmen. Das Gebiet erscheint ihnen wohl als etwas Gutes. Die Entdeckung dieses Gebiets scheint eine bestätigende Antwort auf ihre durch den Leviten an Gott gerichtete Frage zu sein.
Hierin liegt für uns die Belehrung, dass eine Antwort, wie wir sie gern haben wollen, nicht immer bedeutet, dass wir auf dem Weg des Herrn sind. Wichtig ist, in welcher Gesinnung wir gebeten haben. Manchmal lässt Gott zu, dass wir bekommen, worum wir bitten, weil Er sieht, dass wir in unserem eigenen Willen fest entschlossen sind. So etwas verursacht immer geistlichen Schaden: „Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen“ (Ps 106,15).
Das Fragen nach dem Willen Gottes erfordert Aufrichtigkeit im Blick auf Ihn und das Bewusstsein, dass Er wirklich weiß, was das Beste ist. Paulus ermutigt uns: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden“ (Phil 4,6). Er sagt nicht dazu, dass wir auch bekommen würden, worum wir gebeten haben, sondern: „Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus“ (Phil 4,7). Indem wir alles dem Herrn bringen und uns Ihm anvertrauen, erhalten wir Ruhe und Frieden in unserem Herzen. Von dem Erleiden geistlicher Armut ist dann keine Rede.