Behandelter Abschnitt Ri 10,6-9
Verse 6–9 | Ein neues Abweichen
6 Und die Kinder Israel taten wieder, was böse war in den Augen des HERRN, und sie dienten den Baalim und den Astarot und den Göttern Syriens und den Göttern Sidons und den Göttern Moabs und den Göttern der Kinder Ammon und den Göttern der Philister; und sie verließen den HERRN und dienten ihm nicht. 7 Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, und er verkaufte sie in die Hand der Philister und in die Hand der Kinder Ammon. 8 Und sie bedrückten und plagten die Kinder Israel in jenem Jahr; achtzehn Jahre [bedrückten sie] alle Kinder Israel, die jenseits des Jordan waren im Land der Amoriter, das in Gilead ist. 9 Und die Kinder Ammon zogen über den Jordan, um auch gegen Juda und gegen Benjamin und gegen das Haus Ephraim zu kämpfen; und Israel wurde sehr bedrängt.
Nachdem Jair gestorben ist, beginnen die Israeliten wiederum die ersten Schritte in der Tretmühle des „Tuns dessen, was böse ist, der Sklaverei und des Schreiens zum Herrn“, wodurch schon früher so viel Unheil über sie gekommen ist. Sie haben nichts daraus gelernt. Geben wir, die wir zusammen die Christenheit darstellen, ein besseres Bild ab? Die Frage zu stellen, bedeutet, sie zu beantworten.
Zum sechsten Mal wird gesagt, dass Israel tat, „was böse war in den Augen des HERRN“. Vorher haben wir noch nicht so viel Götzen in Israel vereinigt gesehen. Es werden sieben davon genannt, um die Totalität anzudeuten, mit der sich die Israeliten ihnen übergeben. Das Land ist ganz von Götzen voll. Es ist Platz für alle Arten von falschen Göttern, außer für den wahren Gott. Der lebendige Gott wird gegen tote Götzen eingetauscht. Die Götzen werden nicht hinzugenommen, sondern sie treten an die Stelle Gottes.
Gott überlässt sie nun sich selbst, damit sie das Joch fühlen, das sie freiwillig auf sich genommen haben, indem sie den Götzen dienten. Wenn das Gefühl von Gottes Autorität über die Seele verloren geht und diese Autorität anderen Dingen, Götzen, gegeben wird, ist Gott genötigt, sie die Autorität dieser anderen Dinge fühlen zu lassen. Um die Israeliten zum Bewusstsein dessen zu bringen, womit sie sich beschäftigen und wem sie sich anvertraut haben, übergibt er sie der Macht der Philister und Ammoniter.
Die Ammoniter
In der jetzt folgenden Geschichte werden die Ammoniter am meisten in den Vordergrund treten. Sie befinden sich am anderen Ufer des Jordan und schlagen dort zu. Sie überqueren den Jordan, um auch im Land Krieg zu führen.
Moab und Ammon sind Halbbrüder, von ihrem Vater Lot mit seinen zwei Töchtern gezeugt (1Mo 19,36-38). Über die Linie von Lot sind sie mit dem Volk Israel verwandt (1Mo 12,5). Moab sind wir bereits in Richter 3 begegnet; dort ist uns auch Ammon kurz begegnet. Hier treten sie als der Feind zutage, den Gott dazu gebraucht, sein Volk zu züchtigen.
Wie in Richter 3 bereits bemerkt worden ist, bedeutet der Name Ammon „selbstständig“. Ammon wird sich im nächsten Kapitel als jemand erweisen, der auf seine ganz eigene Weise mit den Dingen Gottes und seines Volkes umgeht. Er gibt seine eigene, selbstständige, auf den ersten Blick logische Erklärung dafür, seinem Recht auf das Land Geltung zu verschaffen, das Israel in Besitz genommen hat.
In den Ammonitern haben wir ein Bild des Verstandes des Namenschristen, der über die Dinge Gottes nachdenkt und dabei zu anderen Schlussfolgerungen, als Gott in seinem Wort sagt, kommt. In Ammon wird die Gefahr des Rationalismus, der Religion, die den Verstand als Ausgangspunkt hat, gezeichnet. Wo dieser Feind die Oberhand über das Volk Gottes gewinnt, ist das Ergebnis, dass das Volk seines Lobpreises (Juda), seiner Kraft (Benjamin) und Fruchtbarkeit (Ephraim) beraubt wird (Vers 9).