Behandelter Abschnitt Ri 9,26-29
Verse 26–29 | Gaal
26 Und Gaal, der Sohn Ebeds, kam mit seinen Brüdern, und sie zogen nach Sichem hinüber; und die Bürger von Sichem vertrauten ihm. 27 Und sie gingen aufs Feld hinaus und lasen ihre Weinberge und kelterten; und sie hielten ein Dankfest und gingen in das Haus ihres Gottes und aßen und tranken und fluchten Abimelech. 28 Und Gaal, der Sohn Ebeds, sprach: Wer ist Abimelech und wer Sichem, dass wir ihm dienen sollten? Ist er nicht der Sohn Jerub-Baals, und Sebul sein Statthalter? Dient den Männern Hemors, des Vaters von Sichem! Denn warum sollten wir ihm dienen? 29 Hätte ich nur dieses Volk unter meiner Hand, so wollte ich Abimelech wegschaffen! Und er sprach von Abimelech: Mehre [nur] dein Heer und zieh aus!
Es erscheint ein neuer Schauspieler auf der Bühne. Sein Name ist Gaal, das bedeutet „Ekel, Abneigung“. Er ist der Sohn von Ebed, und dieser Name bedeutet „Sklaverei, Dienstbarkeit“. Er macht geschickt von dem Machtvakuum Gebrauch, das entstanden ist, und stellt sich auf die negativen
Gefühle ein, die die Bürger Sichems für Abimelech hegen. Er macht die Kluft zwischen beiden Parteien noch größer.
Die Gelegenheit, die er dafür gebraucht, ist ein Erntefest, als jeder in ausgezeichneter Stimmung und somit leicht zu beeinflussen ist. Dabei appelliert er an ihre nationalen Gefühle. Abimelech hatte an ihren Familienverband appelliert (Verse 1–3), doch Gaal geht auf die weiter entfernten Vorfahren zurück. Er lässt sie die gemeinsamen Wurzeln erkennen. Das spricht die Bürger von Sichem wohl an. So sät er die Saat der Unzufriedenheit über ihren gegenwärtigen König und merkt dabei, wie leicht seine Worte einen Umschwung bei dem Volk bewirken. Seine Taktik erscheint erfolgreich.
Nach diesen vorbereitenden Aktionen greift er nach der Macht und spielt sich selbst als der bessere Leiter auf. Er macht Abimelech lächerlich und diejenigen, die zunächst mit Abimelech einig waren, wenden sich nun gegen ihn. So einfach ist es, die Volksgunst zu verändern. Der eine fleischliche Führer wird durch den anderen ausgewechselt. Aber Gaal hatte lediglich schönes Gerede zu bieten. Das sehen wir in der Fortsetzung der Geschichte.