Behandelter Abschnitt Ri 4,17-22
Verse 17–22 | Jael
17 Und Sisera floh zu Fuß in das Zelt Jaels, der Frau Hebers, des Keniters; denn es war Frieden zwischen Jabin, dem König von Hazor, und dem Haus Hebers, des Keniters. 18 Da ging Jael hinaus, Sisera entgegen; und sie sprach zu ihm: Kehre ein, mein Herr, kehre ein zu mir, fürchte dich nicht! Und er kehrte ein zu ihr in das Zelt, und sie bedeckte ihn mit einer Decke. 19 Und er sprach zu ihr: Lass mich doch ein wenig Wasser trinken, denn ich habe Durst. Und sie öffnete den Milchschlauch und ließ ihn trinken, und sie deckte ihn zu. 20 Und er sprach zu ihr: Stelle dich an den Eingang des Zeltes; und es geschehe, wenn jemand kommt und dich fragt und spricht: Ist jemand hier?, so sage: Niemand. 21 Und Jael, die Frau Hebers, ergriff einen Zeltpflock und nahm den
Hammer in ihre Hand, und sie kam leise zu ihm und schlug den Pflock durch seine Schläfe, dass er in die Erde drang. Er war nämlich vor Erschöpfung in einen tiefen Schlaf gefallen; und er starb. 22 Und siehe, da [kam] Barak, der Sisera verfolgte; und Jael ging hinaus, ihm entgegen, und sprach zu ihm: Komm, ich will dir den Mann zeigen, den du suchst! Und er ging zu ihr hinein, und siehe, Sisera lag tot da, und der Pflock war in seiner Schläfe.
Frauen spielen beim Schlagen dieses Feindes eine Hauptrolle. Der zweiten Frau, die genannt wird, kommt die Ehre zu, den Anführer des feindlichen Heerlagers zu töten. Debora hatte bereits in Vers 9 über diese Frau gesprochen, zur Beschämung Baraks, dem es an Glaubensmut fehlte. Nun lesen wir ihren Namen und sind Zeugen ihres Auftretens.
Auch hier ist viel darüber zu lernen, wie Gott Frauen einsetzt. Von diesen Frauen sind leider nur wenige zu finden, genauso wenige Frauen wie echte Glaubensmänner, die sich in voller Hingabe dem Herrn übergeben, um von Ihm gebraucht zu werden.
Die Frau, die in diesem wichtigen Augenblick in den Kampf einbezogen wird, heißt Jael. Sie ist die Ehefrau Hebers, über den wir schon kurz bei Vers 11 gesprochen hatten. Es scheint, als ob sie einen völlig anderen Charakter als ihr Mann hat. Er lebt mit dem Feind des Volkes Gottes in Frieden. Jael beteiligt sich nicht daran. Ebenso wie früher Rahab (Jos 2,8-13) macht sie sich mit dem Volk Gottes eins. Genauso wie später Abigail (1Sam 25,3) ist sie mit einem Mann verbunden, der kein Interesse für die Dinge Gottes hat.
In ihrem Herzen ist Glauben. Sie lädt Sisera ein, sich in ihrem Zelt zu verbergen. Sie versorgt ihn so gut, dass er sich behaglich fühlt. Nachdem er ihr aufs Herz gelegt hat, ihn nicht zu verraten, fällt er in einen tiefen Schlaf. Dann sieht Jael ihre Chance. Mit Hammer und Zeltpflock macht sie den Aktivitäten dieses grausamen Unterdrückers von Gottes Volk ein Ende.
Was können wir nun von ihr lernen? Ihr Name bedeutet „Kletterer“. Sie stellt jemanden vor, der „sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes“ (Kol 3,1.2). Um im Kampf einsetzbar zu sein, müssen wir uns mit Christus im Himmel beschäftigen. Dafür müssen wir uns anstrengen, wir müssen uns darum bemühen. Klettern geht nicht von selbst.
Ihr Leben auf der Erde ist damit in Übereinstimmung. Sie wohnt in einem Zelt. Ein Zelt ist das Symbol der Fremdlingschaft, davon, dass man auf der Reise ist und keine Heimat hier auf der Erde hat. Der Zeltpflock, das Mittel, womit sie den Feind niederschlägt, weist darauf hin, dass es für den Sieg über den Feind erforderlich ist, dass wir uns als echte „Fremdlinge und als solche, die ohne Bürgerrecht sind“ verhalten (1Pet 2,11). Wir werden niemals überwinden, wenn wir uns mit der Welt eins machen und vergessen zu suchen, was droben ist.
Der Zeltpflock wird in Kombination mit dem Hammer gebraucht. Der Hammer wird mit dem Wort Gottes verglichen (Jer 23,29). Die Stelle, wo Sisera getroffen wird, ist die Schläfe, die Seite seines Kopfes. Der Zeltpflock wird so hart eingeschlagen, dass er in der Erde stecken bleibt. Wir könnten sagen, dass die Schläfe der Ort ist, an dem die Gedanken des Menschen gebildet werden.
Am Anfang dieses Kapitels haben wir gesehen, dass dieser Feind von dem Verstand spricht, der Weisheit der Welt, die ihren Einfluss auf das Volk Gottes ausübt. Mit diesem Feind kann allein durch ein konsequentes Leben als Fremdling radikal abgerechnet werden. Das heißt, dass wir uns nicht mit der Politik einlassen sollen, der diese Welt nachstrebt. Es können allerlei „verständigen“ Gründe dafür angeführt werden, das doch zu tun. Darum müssen wir stets das Wort Gottes lesen und studieren, denn dadurch werden wir das zu entdecken beginnen, was droben ist, nämlich Christus. Auch werden wir merken, dass das Wort dann wie ein Hammer all diese „verständigen“ Gründe zunichtemacht.
Wir können noch anmerken, dass Jael keinen öffentlichen Sieg erringt, sondern in ihrem Haus, mit den Mitteln, die sie hatte, triumphierte. Dies gilt für jede gottesfürchtige Frau. Debora und Jael nahmen die Stellung ein, die Gott ihnen gegeben hatte, niedrig, aber mit Entschiedenheit und Treue. Jael wusste durch ihre tägliche Erfahrung, wie sie den Zeltpflock und den Hammer gebrauchen musste. So wird die Weisheit der Weisen zunichtegemacht (1Kor 1,19).
Barak weiß nicht, dass Sisera tot ist und verfolgt ihn noch immer. Dann kommt Jael „hinaus, ihm entgegen“. Genau das Gleiche tat sie, als Sisera zu ihr kam (Vers 18). Dann ging es darum, den Feind des Volkes Gottes töten zu können und so bei der Befreiung des Volkes Gottes zu helfen. Jetzt geht es darum, den Tod des Feindes des Volkes Gottes zu verkünden und andere an der Freude über die Befreiung teilhaben zu lassen. Deborah preist Jael in ihrer Lobpreis für die Befreiung für das, was sie getan hat (Ri 5,24-27).
Barak erhält einen weiteren Befehl von einer Frau. Vorhin sagte Debora zu ihm: „Geh hin“ (Vers 6) und „Mach dich auf“ (Vers 14). Jetzt sagt Jael: „Komm“ (Vers 22). Sie lädt Barak ein, hereinzukommen und den Mann anzusehen, den er sucht. Barak sieht Sisera, den besiegten Feind und damit die Erfüllung dessen, was Debora sagte (Vers 9). Der Zeltpflock ist noch in der Schläfe, der Beweis dafür, dass er wirklich tot ist und nicht vorgibt, tot zu sein. So dürfen wir die Sünde als einen völlig besiegten Feind betrachten.