Behandelter Abschnitt Off 21,11-18
Verse 11-18 Die heilige Stadt, Jerusalem
Die Stadt hat die Herrlichkeit Gottes. Das geht weiter, als das bei dem Kleid der Braut der Fall ist, dem Kleid, das sie selbst gewebt hat, obwohl Gott es ihr gegeben hat. In Christus sehen wir den Lichtglanz der Erkennt- nis der Herrlichkeit Gottes (2Kor 4,6), und hier hat die Gemeinde diese Herrlichkeit. Die Gemeinde ist ebenso vollkommen in Harmonie mit Gott, wie Christus es ist. So wie die Herrlichkeit Gottes in Christus zu sehen ist, so ist diese Herrlichkeit Gottes auch in ihr zu sehen (vgl. Joh 17,22). Was im Herrn Jesus offenbart ist, wird in dieser Stadt widergespiegelt werden.
Wenn du auch noch bedenkst, dass dies für Menschen gilt, die von Natur aus kein Teil an der Herrlichkeit Gottes hatten (Röm 3,23), ist das dann nicht eine unbeschreibliche Gnade? Es ist in der Tat nichts anderes als Gnade, wodurch du daran Teil bekommen hast (2Kor 4,6). Daher kannst du dich jetzt in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes rühmen (Röm 5,2), die Wirklichkeit geworden ist.
Die Herrlichkeit Gottes, wie sie in Kapitel 4,3 sichtbar wird, ist in mancher Hinsicht auch das Teil der Gemeinde. Den Jaspisstein, der dort erwähnt wird, findest du auch hier (und auch in den Versen 18 und 19). Dieser Stein kann mit dem uns bekannten Diamanten verglichen werden, der so ge- schliffen werden kann, dass das Licht in allerlei funkelnden Farben vielfach widergespiegelt wird. Diesen Lichtglanz, der bald in voller Herrlichkeit un- gehindert sichtbar sein wird, sollte die Gemeinde bereits jetzt ausstrahlen (vgl. Phil 2,15). Das ist nur durch den Geist möglich (Apg 7,55; 2Kor 3,18).
Die Gemeinde ist auf eine Weise gebaut, dass sie die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln oder weitergeben kann, ohne dass etwas diese Herrlichkeit unterbricht oder verdunkelt. Dafür hat sie eine Mauer, Tore und Grundla- gen. Eine Mauer sorgt für Sicherheit (Sach 2,9) und für Heiligkeit; sie trennt zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen (Hes 42,20). In dieser Stadt sind alle Heiligen versammelt, die Gott in ihrem Leben auf der Erde verherrlicht haben. Die Mauer sorgt dafür, dass nichts in die Stadt hinein- kommen kann, was nicht dorthin gehört (Ps 122,3); bei der Gemeinde ist das jetzt doch noch möglich (Gal 2,4; Jud 4).
Doch es ist eine Mauer mit Toren. Tore haben es mit Regierung zu tun. Früher wurde in den Toren der Städte Recht gesprochen (Rt 4,1). Die nachdrückliche Erwähnung der Tore unterstreicht die Bedeutung der Stadt als Regierungssitz. Die Tore halten das Böse draußen, lassen jedoch das Gute hinein. Sie dienen während des Friedensreiches als Verbindung zwi- schen der Stadt und der Erde. Die Engel an den Toren sind Diener, sie sind die Wachen. Ihre Aufgabe als Kanäle des Segens Gottes wie im Alten Tes- tament ist vorbei. Diese Aufgabe hat nun die Gemeinde (Heb 2,5). Die Mauer mit ihren Toren dient zu größerer Herrlichkeit Gottes (Jes 60,18).
Auf den Toren stehen Namen geschrieben. Das hat mit der Gepflogenheit zu tun, dass Tore nach den Städten benannt wurden, zu denen sie hinführ- ten. Das Damaskustor ist zum Beispiel das Tor, durch das man auf den Weg nach Damaskus kommt. So weisen die Tore mit den Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels darauf hin, dass die Segnungen der Gemeinde sich dann in erster Linie an Israel richten.
Es ist mit der heiligen Stadt Jerusalem, der Hütte Gottes (V. 3), wie mit dem Zelt in der Wüste. Um das Zelt waren in jeder Himmelsrichtung drei Stämme angeordnet, das Zelt in der Mitte (4Mo 2,17). Aller Segen geht vom Zentrum aus und alle Anbetung kommt zu diesem Zentrum.
Es beginnt mit dem Osten, der Seite, wo die Sonne aufgeht. Das Licht des neuen Tages des Friedensreiches ist vorhanden. Der Norden erinnert an die Zeit, als Gott sein Volk mittels der Völker aus dem Norden wegen ihrer Untreue richten musste, und diese Zeit ist vorbei. Der Süden spricht von der Wärme des Sommers, die Zeit des Sommers ist angebrochen. Der Westen ist die Seite, wo die Sonne untergeht; das weist darauf hin, dass auch das Friedensreich zu einem Ende kommen wird.
Wir können eine Anwendung auf die Verkündigung des Evangeliums in un- serer Zeit machen und auf die Gemeinde heute. Wir müssen alle Völker mit dem Evangelium zu erreichen suchen und auch alle Altersgruppen und sozialen Schichten der Bevölkerung, also jeden ohne Unterschied. Eine Gemeinde muss sowohl eine hohe Mauer als auch gut funktionierende To- re haben. Manchmal haben Gemeinden so viele offene Tore, dass von ei- ner Mauer keine Rede mehr sein kann. Es kann auch umgekehrt sein. Dann hat eine Gemeinde nur eine hohe Mauer und kein einziges Tor. In beiden Fällen gibt es keine Absonderung für den Herrn.
Nach den Toren wird eingehender über die Mauer gesprochen. Auf den Grundlagen stehen nicht die Namen der zwölf Söhne Israels, sondern die Namen der zwölf Apostel des Lammes. Die zwölf Söhne Israels haben nie- mals mit dem Lamm auf der Erde in Verbindung gestanden. Nachdem der Heilige Geist gekommen und die Gemeinde entstanden war, waren es die zwölf Apostel, die die Grundlage der Gemeinde gelegt haben (Eph 2,20). Das Fundament ist Christus (1Kor 3,11). Dies ist die Stadt mit Grundlagen, die Abraham erwartete (Heb 11,10).
Dann stellt Johannes fest, dass der Engel ein goldenes Rohr in der Hand hat. Es entspricht daher der Herrlichkeit Gottes. Die Stadt und ihre Tore und ihre Mauer müssen mit einem göttlichen Maß gemessen werden. Zu- vor hatte Johannes den Auftrag bekommen, das irdische Jerusalem zu messen (11,1). Dort ist allerdings nicht die Rede von einem goldenen Messstab, auch soll Johannes einen bestimmten Teil nicht messen.
Wenn Gott etwas misst oder messen lässt, will Er damit sagen, dass es Ihm gehört und von Ihm anerkannt wird (vgl. Sach 2,5.6.16; Hes 40,3.5). Mes- sen bedeutet auch, die Lage und die Berufung der Stadt mit den Grenzen, die dazugehören, zu bestimmen. Von allem, was zu der Stadt gehört, von jedem, der sich dort befindet, von allem, was dort entschieden wird (wie gesagt, war das Tor früher der Ort der Rechtsprechung und spricht daher von Entscheidungen) und von der Heiligkeit der Stadt (angedeutet durch die Mauer) muss festgestellt werden, ob es in Übereinstimmung mit der Herrlichkeit Gottes ist.
Die Stadt ist nicht nur quadratisch – das geht daraus hervor, dass ihre Län- ge und ihre Breite gleich sind –, sie ist auch ein Würfel, denn auch ihre Höhe hat dieselbe Abmessung. Das erinnert an das Allerheiligste, dessen Abmessungen ebenfalls einen Würfel bildeten (vgl. 1Kön 6,20; Hes 41,4). Durch ihre Länge und Breite steht sie in Verbindung mit der Erde und durch ihre Höhe in Verbindung mit dem Himmel.
Die 12.000 Stadien, die der Engel misst, entsprechen etwa 2220 Kilome- tern. Die Tatsache, dass die Stadt völlig gleiche Seiten hat, sagt etwas über das vollkommene Gleichmaß in allem, was Gott zustande bringt. Er gibt jeder Wahrheit seines Wortes den richtigen Stellenwert. Das sehen wir in der entsprechenden Ausführung. Niemals betont Er eine Wahrheit auf Kosten einer anderen.
Die Stadt kann gemessen werden; das zeigt, dass sie begrenzt ist. Das gilt für alles, was mit dem Menschen zu tun hat. Nur Gott ist unendlich, der Mensch ist per Definition beschränkt. Zugleich ist die Gemeinde vollkom- men in Übereinstimmung mit den ewigen Ratschlüssen Gottes, deren Maß nicht zu messen ist (vgl. Eph 3,18.19).
Mit den 144 Ellen ist wahrscheinlich die Dicke der Mauer gemeint, die et- wa 65 bis 70 Meter beträgt. Das ist in jedem Fall ein vollkommenes Maß (144 = 12 x 12). Gleichzeitig bedeutet das auch, dass jeder Mensch sich le- diglich eine begrenzte Vorstellung von den „Abmessungen“ der Gemeinde machen kann. Mit diesem Maß werden ein Mensch und ein Engel auf das gleiche Niveau gestellt. Beide sind Geschöpfe und daher im Ergründen al- ler Herrlichkeit Gottes begrenzt.
In Vers 11 hast du gesehen, dass Jaspis ein Bild vom Lichtglanz der Herr- lichkeit Gottes ist. Die Mauer der Stadt ist aus demselben Material. Die Herrlichkeit Gottes wirkt somit als Schutz- und Trennungsmauer. Die Herr- lichkeit Gottes verbietet und verhindert, dass etwas Unreines in die Stadt hineinkommt. Wenn die Herrlichkeit Gottes sich auch mehr unter uns of- fenbarte, würde vieles verhindert werden, was nicht zum Licht dieser Herrlichkeit passt (Apg 5,13; 1Mo 28,17).
Dies ist das vierte Mal, dass über die Mauer der Stadt gesprochen wird. In Vers 12 werden die Kennzeichen der Mauer beschrieben: groß und hoch. In Vers 14 werden die Grundlagen der Mauer genannt. In Vers 17 geht es um die Mauer in Verbindung mit ihrer Dicke. Schließlich spricht dieser Vers über den Baustoff, das Material, aus dem die Mauer besteht.
Die Stadt ist gleich durchsichtigem Gold. In der alten Schöpfung ist das nicht möglich, in der neuen wohl. Das macht deutlich, dass die Stadt aus Material gemacht ist, das vollkommen durchsichtig ist, ohne eine einzige dunkle Stelle, ohne einen einzigen Flecken oder etwas Unreines. Die Stadt ist in dieser Eigenschaft Gott gleich. Wie könnte die Stadt Gottes etwas haben, was dunkel oder befleckt ist? Alles ist durchsichtig und entspricht der Herrlichkeit Gottes.