Behandelter Abschnitt Kol 1,5b-9
Verse 5b-9 „DIE WAHRHEIT DES EVANGELIUMS“
Die Hoffnung im Himmel gab also den Kolossern – und gibt dir und mir – einen gewaltigen Ansporn, unsere Mitgläubigen zu lieben. Wir werden mit allen Kindern Gottes ewig bei dem Herrn Jesus im Himmel sein. Wenn diese Hoffnung in dir lebendig ist, wirst du auch darauf achten, mit einem Mitgläubigen keinen Streit zu haben. Als dir das Evangelium verkündigt wurde, hast du da auch von dieser Hoffnung gehört? Das war bei den Kolossern offensichtlich der Fall. Ich kann mich in meinem Fall nicht daran erinnern. Doch es ist mir inzwischen deutlich geworden, dass die Hoffnung im Himmel unlösbar mit dem „Wort der Wahrheit des Evangeliums“ verbunden ist. Dieser Ausdruck zeigt, dass das Evangelium eine reine, nicht mit menschlichen Elementen vermischte frohe Botschaft Gottes an den Menschen ist. So ist es zu ihnen gekommen, und das haben sie geglaubt, und das hat sie gerettet. Es ist so, als würde Paulus hier schon sagen (worauf er später näher eingeht): Wenn ihr das wisst, wie könnt ihr euch dann für die griechische Philosophie und für jüdische Überlieferungen öffnen? Wurde jemals eine Philosophie in der Welt als frohe Botschaft verkündigt, durch die Menschen errettet wurden, neues Leben bekamen und Frucht gebracht haben?
Wir wollen uns einmal genau die Kennzeichen des Evangeliums ansehen. Erstens hast du gesehen, dass es mit der Hoffnung zu tun hat, also mit der Zukunft. Ein zweites Kennzeichen ist, dass diese frohe Botschaft nicht auf das jüdische Volk beschränkt blieb. Das Evangelium hatte sie, die Kolosser, die in der Welt waren, erreicht und dich doch auch. Es war „zu ihnen gekommen“. Das steht da so, als ginge es um eine Person, die irgendwo eintritt. Und das ist eigentlich auch so, denn im Evangelium wird Christus vorgestellt. Das dritte Kennzeichen ist, dass es überall in der Welt, wo auch immer Gläubige sind, Frucht bringt. Was das Evangelium in Kolossä bewirkte, ist überall in der Welt, bei jedem Gläubigen, zu sehen.
Das Evangelium hat dich mit Gott in Verbindung gebracht. Folglich bewirkt es in dir ebenfalls Frucht für Gott. Das Evangelium war zunächst der Same, der in dem Augenblick, als du es hörtest und glaubtest, in dir das ewige Leben erweckte. Dadurch bist du eine Frucht des Evangeliums für Gott. Danach ist das Evangelium der Same geworden, der in deinem Leben Frucht hervorbringt. Diese Frucht ist ebenfalls für Gott. Du musst zuerst eine Frucht sein, um Frucht hervorbringen zu können. Wo das Evangelium angenommen ist, siehst du Frucht und Wachstum und keinen Stillstand oder Rückgang. Das ist der große Unterschied zwischen dem Christentum und allen anderen Religionen und insbesondere dem jüdischen System. Alle Religionen fordern Frucht von einem Menschen, ohne dass er sich innerlich verändert. Das Christentum hingegen bringt zuerst eine innere Veränderung durch Bekehrung und neues Leben, und danach werden Frucht und Wachstum sichtbar.
Das Evangelium, das gepredigt wird, ist in sich vollkommen. Das darf man nicht anreichern oder verbessern oder einfacher machen wollen. Es kann durch nichts angereichert oder verbessert werden. Was reicher und besser werden kann, ist das Fruchttragen und das Wachstum. Die Verkündigung des Evangeliums ist Gottes Seite, Fruchttragen und Wachstum ist deine Seite. Man kann dem Fruchttragen und Wachsen dadurch im Weg stehen, dass man allerlei Dinge im Leben zulässt, die der Herr nicht will. Das geschieht, wenn du die „Gnade Gottes“, die du „in Wahrheit erkannt“ hast, vergisst. Kannst du dich noch daran erinnern, wie du mit deinen Sünden zum Kreuz gegangen bist? Da erkanntest du, dass du nur durch die Gnade Gottes gerettet werden konntest. Du erkanntest, dass die Wahrheit Gottes auch auf dich zutrifft, wenn Er erklärt: „... denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,23). Du erkanntest auch seine Erlösung in Christus, die Er dir in Gnaden anbot. Du bist bekehrt, hast ewiges Leben und bist in der Lage, Frucht zu tragen und zu wachsen. Wundere dich weiterhin über die Gnade Gottes, die du aufrichtig erkannt hast. Du hattest kein Recht darauf. Sie ist ein Geschenk aus dem Himmel. Dann wirst du schnell genug durchschauen, wenn Dinge in dein Leben kommen, die den Prozess des Fruchttragens und Wachsens verzögern oder sogar verhindern.
Die Menschen, die unter den Kolossern Einfluss bekommen wollten, lehrten Dinge, die im Gegensatz zu den Unterweisungen von Epaphras standen. Wenn ihre böse Absicht gelingen würde, wäre es bei den Kolossern mit Fruchttragen und Wachsen vorbei. Epaphras hatte ihnen ein reines Evangelium gebracht. Er war das Mittel zu ihrer Bekehrung. Ohne jegliche Eifersucht erwähnt Paulus den Dienst, den Epaphras dort getan hatte. Paulus unterstreicht damit die Richtigkeit dessen, was Epaphras lehrte. Er spricht über das Evangelium als eine „Lehre“. Das ist es auch. Es ist kein Dogma, sondern eine Lehre, die Leben bedeutet. Nicht nur bei der Wiedergeburt, sondern in allem, was dieses Leben danach beinhaltet. Eine schöne Umschreibung dieser Lehre kannst du in Titus 2,10-15 nachlesen.
Außer der Lehre des Epaphras betont Paulus auch seine Zusammenarbeit mit ihm. Er nennt ihn „unseren geliebten Mitknecht“. Paulus stellt Epaphras auf eine Stufe mit sich und Timotheus und gibt durch das Wort „geliebt“1 seiner besonderen Verbundenheit mit Epaphras Ausdruck. Wenn Diener so übereinander reden, sich so begegnen, dann wird dem niedrigen Gedanken an Konkurrenz kein Raum gegeben. Paulus rühmt auch die Treue des Epaphras in seinem Dienst für Christus. Treue ist die allerwichtigste Eigenschaft für jeden Dienst, der für den Herrn getan wird (1Kor 4,2). Der Herr belohnt nicht eine Gabe oder den Erfolg, sondern die Treue (Mt 25,11). Das sollte für dich und mich ein großer Ansporn sein, ganz für Ihn zu leben und nicht neidisch auf das zu sein, was andere tun.
Sein treuer Dienst für Christus äußerte sich in seiner Sorge für die Kolosser. Sein Dienst hörte mit der Predigt des Evangeliums nicht auf. Er verrichtete auch Nachsorge. Da er die Gefahr aufkommen sah, dass sie von Christus abweichen würden, hat er Paulus und Timotheus aufgesucht. Er hat nicht nur über die Irrtümer gesprochen, die Eingang zu finden drohten. Er hat auch von der tiefen, aufrichtigen christlichen Liebe der Kolosser berichtet, deren Quelle der Geist war. Das war zugleich der Beweis dafür, dass es für Korrektur noch nicht zu spät war. Der Geist wirkte noch echt an ihnen. Nach dieser Einleitung voller Dank teilt Paulus ihnen mit, dass er ab dem Augenblick, als er von ihrer Bekehrung hörte, beständig für sie betete. Hier siehst du die beste Weise, dein geistliches Interesse an bestimmten Gläubigen lebendig zu erhalten. Paulus teilt ihnen auch den Inhalt seines
Gebetes für sie mit. Daraus kannst du lernen, wie und was man für andere beten kann.
Unser Beten und Bitten hat mit unserer Sicht auf Gottes Interesse an seinen Kinder zu tun. Wenn wir uns mehr bewusst wären, wie Gott zutiefst an all den Seinen interessiert ist, würden wir dann nicht mehr für sie beten und weniger an unsere eigenen Probleme denken? Wir gleichen oft mehr dem Abraham, der für sich bat: „... was willst du mir geben“ (1Mo 15,2), als dem Abraham, der vor dem HERRN stand, Ihn anbetete und für andere bat (1Mo 18,16ff.). Paulus gleicht mehr Letzterem.
Als Erstes betet er dafür, dass sie Gottes Willen völlig kennenlernen und damit erfüllt würden. Mit weniger ist der Apostel nicht zufrieden. Der Wille Gottes sollte ihr ganzes Denken und ihr ganzes Blickfeld ausfüllen. Dann gibt es keinen Platz mehr für unseren Willen oder für aufkommende Irrtümer. Allerdings ist das Tun des Willens Gottes keine Sache blinden Gehorsams. Deswegen bittet der Apostel anschließend um alle Weisheit und geistliche Einsicht. Das befähigt dich, in der richtigen Weise und mit geistlichem Unterscheidungsvermögen den Willen Gottes in deinem Leben auszuführen.