Behandelter Abschnitt Apg 9,26-30
Verse 26-30 Saulus in Jerusalem
26 Als er aber nach Jerusalem gekommen war, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; und alle fürchteten sich vor ihm, da sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. 27 Barnabas aber nahm sich seiner an, brachte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen habe und dass dieser zu ihm geredet habe und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu gesprochen habe. 28 Und er ging mit ihnen aus und ein in Jerusalem und sprach freimütig im Namen des Herrn. 29 Und er redete und stritt mit den Hellenisten; sie aber suchten ihn umzubringen. 30 Als die Brüder es aber erfuhren, brachten sie ihn nach Cäsarea hinab und sandten ihn weg nach Tarsus.
Nachdem Saulus in Jerusalem angekommen ist, sucht er nicht seine alten Freunde auf, die Pharisäer und Hohenpriester, sondern will sich seinen neuen Freunden, den Jüngern, anschließen. Diese sind allerdings sehr argwöhnisch, so dass er nicht leicht Anschluss findet. Sie kennen ihn als Verfolger und haben Furcht, dass er versucht, sich mit einem Trick bei ihnen anzuschließen, um sie anschließend alle in Fesseln zu legen. Sie glauben einfach nicht, dass er ein Jünger geworden ist. Es scheint so, dass sie von seiner Bekehrung nichts gehört haben. Und sollten sie doch etwas davon gehört haben, haben sie dennoch Bedenken. Saulus nimmt ihnen diese Haltung nicht übel.
Der Herr bewirkt einen Ausweg durch einen seiner Diener, Barnabas, von dem wir schon früher etwas gehört haben (Apg 4,36.37). Er ist ein echter Sohn des Trostes, der Menschen zusammenbringt. Bei Problemen ist er immer zur Stelle und sorgt für eine Lösung. Er hat ein Auge für das Werk Gottes und auch für das Werk des Feindes.
Barnabas nimmt Saulus mit und bringt ihn zu den Aposteln. Er berichtet ihnen von der Bekehrung des Saulus, wie er dem Herrn begegnet ist und der Herr zu ihm geredet hat. Barnabas erwähnt auch die Beweise seiner Bekehrung: Er berichtet, wie Saulus in Damaskus freimütig im Namen Jesu gesprochen hat. Danach nehmen sie Saulus in ihrer Mitte auf.
Es wird uns nicht berichtet, woher Barnabas seine Informationen hatte, doch er ist ein vertrauenswürdiger und „guter Mann“, daher schenkt man seinem Zeugnis Glauben. Wir lernen daraus, dass kein Gläubiger aufgrund seines eigenen Zeugnisses zugelassen werden kann, sondern aufgrund eines glaubwürdigen Zeugnisses eines anderen, der eine Begegnung mit dem Herrn bezeugen und die Beweise dafür nennen kann. Das kann – wie hier – mündlich geschehen oder auch schriftlich (Apg 18,27; 2Kor 3,1). Später wird Paulus einmal einen ganzen Brief schreiben, den Brief an Philemon, in dem er andere ermuntert, einen Jungbekehrten aufzunehmen, für den es ebenfalls keine warmherzigen Empfindungen gab (Phlm 10-17).
Die Aufnahme des Saulus in die Gemeinde in Jerusalem bedeutet weitaus mehr, als nur mit ihnen das Abendmahl feiern zu können. Er geht „mit ihnen aus und ein“. Das weist darauf hin, dass er nicht nur die Zusammenkünfte der Christen besuchte, sondern am gesamten Gemeindeleben teilnahm. Wie wichtig ist es doch, dass unsere Gemeinschaft als Christen nicht auf einige Zusammenkünfte beschränkt ist, sondern dass wir sie beständig erleben. Saulus macht sich völlig mit ihnen eins, während er zugleich seinen eigenen besonderen Auftrag erfüllt. Einheit ist keine Uniformität.
Das Zeugnis des Barnabas über die Freimütigkeit, mit der Saulus in Damaskus geredet hat, wird durch das Auftreten des Saulus in Jerusalem bestätigt. Trotz der Mordlust der Juden in Damaskus, die dazu führte, dass er aus dieser Stadt fliehen musste, redet Saulus auch in Jerusalem freimütig im Namen des Herrn.
Aufgrund seiner früheren Erfahrung wusste er, dass seine Botschaft in Jerusalem auf noch größeren Widerstand stoßen würde. Das geschieht nun auch. Er richtet sich besonders an die Juden, die Griechisch sprechen. Er spricht mit ihnen und streitet mit ihnen. Auf alle Weise will er versuchen, sie von dem Namen des Herrn zu überzeugen. Doch die Wahrheit macht den Hass der Herzen offenbar. Sie versuchen, ihn zu töten. Bevor sie ihren Plan jedoch ausführen können, macht der Herr ihm ihren Plan bekannt (Apg 22,17-21) und sagt ihm auch, dass er Jerusalem verlassen soll.
So wie in Damaskus gibt es auch in Jerusalem Gläubige, die ihm zur Flucht verhelfen. Wieder werden gewöhnliche Mittel gebraucht, um einem Anschlag zu entkommen. Dass sie ihn gerade in Jerusalem umbringen wollten, muss eine große Enttäuschung für ihn gewesen sein. Doch der Herr führt seinen Plan mit ihm aus, und dabei gebraucht Er auch die Feinde des Evangeliums. Während sich Jerusalem der Anwesenheit des Predigers Christi entledigen will, sowie sie sich auch Christi selbst entledigt haben, gebraucht Gott das, ihn zu den Nationen zu senden.
Jerusalem verliert damit den Status als Zentrum der Weltevangelisation. Dieses Zentrum wird nach Antiochien verlagert, wie wir später sehen werden (Apg 13,1-3). Begleitet von den „Brüdern“ (ein herrliches Wort der Gemeinschaft), kommt er nach Cäsarea, von wo aus sie ihn nach Tarsus senden. Gott gebraucht die Brüder, um ihn zur nächsten Station seines Dienstes für seinen Herrn zu bringen. So lässt Saulus sich leiten vom Herrn und von seinen Brüdern.