Behandelter Abschnitt Joh 19,19-22
Verse 19-22 Die Überschrift auf dem Kreuz
19 Pilatus schrieb aber auch eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz. Es war aber geschrieben: Jesus, der Nazaräer, der König der Juden. 20 Diese Aufschrift nun lasen viele von den Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt; und es war geschrieben auf Hebräisch, Lateinisch und Griechisch. 21 Die Hohenpriester der Juden sagten nun zu Pilatus: Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern dass jener gesagt hat: Ich bin der König der Juden. 22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.
Pilatus hat auch eine Überschrift geschrieben, die auf dem Kreuz angebracht wurde. Das entsprach einer allgemeinen Gewohnheit, oben auf dem Kreuz eines Gekreuzigten den Hinrichtungsgrund anzugeben, damit jeder, der dies las, gewarnt wurde, nicht auch eine solche Übeltat zu begehen. Die üble Tat des Herrn Jesus bestand darin, von der Wahrheit Zeugnis gegeben zu haben.
Was Pilatus wohl nur getan hat, um die Juden zu ärgern, ist tatsächlich ein Zeugnis für die Wahrheit in der Vorsehung Gottes. Es beinhaltet die zweiteilige Wahrheit, dass dieser verachtete Nazaräer der wahre Messias ist. Dieses Zeugnis oben über dem Kreuz wird von vielen Juden gelesen, denn die Stadt ist anlässlich des Festes voller Menschen. Die gewaltige Aufregung, die die Juden verursacht haben, weil sie den Herrn Jesus unbedingt vor Beginn des Passah zu Tode bringen wollten, hat in enormem Ausmaß die Aufmerksamkeit der Volksmassen erregt, obwohl sie doch genau das vermeiden wollten (Mt 26,4.5). So sind viele zusammengeströmt, auch hier, außerhalb des Stadtgebiets. Es war eine willkommene Abwechslung in Erwartung des Festes.
Der Herr geht hinaus, um außerhalb der Stadt gekreuzigt zu werden (Heb 13,12). Die Stadt ist darum aber nicht weniger schuldig; sie offenbart durch diese schreckliche Tat eine Verdorbenheit, die mit der von Sodom und Ägypten verglichen werden kann (Off 11,8). Dieses Verbrechen findet in unmittelbarer Nähe Jerusalems statt; die Menschen brauchen nicht weit hinauszugehen.
Pilatus hat, von Gott geleitet, diese Tafel in drei Sprachen anbringen lassen. Mit diesen drei Sprachen ist die damalige Welt in all ihren Bereichen repräsentiert und auch verurteilt. Die hebräische Sprache wird zuerst genannt. Es ist die Sprache der jüdischen Religion. Es sind ja auch in erster Linie die religiösen Anführer der Juden, die den Tod des Sohnes Gottes verursacht haben. Das Lateinische ist die Sprache des heidnischen Imperialismus, die Sprache der Politik, deren Repräsentant Pilatus ist. Auch dieser Weltbereich ist schuldig am Tod Christi Tod. Das Griechische ist die Sprache der Kultur und der Weisheit der Welt. Durch die Weisheit hat die Welt Gott nicht erkannt. Sie haben Ihn, der gekommen war, nicht erkannt, sondern haben Ihn verworfen (Joh 1,10). So ist die ganze Welt in der Ablehnung des Sohnes Gottes vereinigt.
Die Tafel über dem Kreuz hat bei den Juden genau das bewirkt, was Pilatus wollte. Sie sind verärgert und wollen, dass er die Aufschrift ändert.
So wie es da steht, ist Er ja der von ihnen anerkannte König! Das wollen sie unter keinen Umständen! Pilatus aber beabsichtigt nicht, den Text abzuändern. Es ist ihm geradezu ein Vergnügen, den Juden doch noch eins auszuwischen, obwohl er eingestehen muss, dass er in Wahrheit der Verlierer ist.