Behandelter Abschnitt Lk 2,41-45
Verse 41-45 Das Kind in Jerusalem
41 Und seine Eltern gingen alljährlich am Passahfest nach Jerusalem. 42 Und als er zwölf Jahre alt war und sie nach der Gewohnheit des Festes hinaufgingen 43 und die Tage vollendet hatten, blieb bei ihrer Rückkehr der Knabe Jesus in Jerusalem zurück; und seine Eltern wussten es nicht. 44 Da sie aber meinten, er sei unter der Reisegesellschaft, kamen sie eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und den Bekannten; 45 und als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn.
Im Gesetz ist angeordnet, dass die Israeliten ‒ das heißt die Männer ‒ anlässlich der jährlichen Feste nach Jerusalem hinaufziehen müssen. Eins dieser Feste ist das Passah (2Mo 12,24‒27; 5Mo 16,1‒8). Die Eltern des Herrn Jesus sind fromme Israeliten und ziehen also auch jedes Jahr hinauf zum Fest. Da ihr Sohn zwölf Jahre alt geworden ist, geht auch Er mit seinen Eltern zum Fest.
Seine Eltern sind es gewohnt, zum Fest zu gehen. Gewohnheiten sind nicht verkehrt. Es ist wohl verkehrt, wenn etwas nur aus Gewohnheit getan wird. Wir müssen wissen, warum wir etwas aus Gewohnheit tun, sonst wird es eine hohle Form, und wir bekommen nicht mehr mit, dass der Herr von uns gewichen ist. Wenn wir pflichtgetreu die Zusammenkünfte besuchen und unseren Platz dort gewohnheitsmäßig einnehmen, kann es sein, dass wir das mit einem leeren Herzen tun. Wir erkennen dann nicht, dass der Herr nicht da ist, wie Er bei Laodizea nicht mehr da war.
Als die Tage des Festes vorüber sind, bleibt der Herr Jesus in Jerusalem zurück, ohne dass seine Eltern das wissen. Für Ihn bedeutet das
Hinaufziehen nach Jerusalem nicht nur, das zu erfüllen, was das Gesetz vorschreibt. Für Ihn hat es eine tiefere Bedeutung. Jerusalem und der Tempel sind für Ihn Orte, die Ihm sehr am Herzen liegen. Es sind Orte, die Er selbst erwählt hat, wo Er seinen Namen hat wohnen lassen. Dort will Er sich aufhalten. Seine Eltern wissen nicht, wofür sein Herz wirklich schlägt. Was für jedes andere Kind Ungehorsam wäre, ist für Ihn Vollkommenheit.
Seine Eltern nehmen an, dass Er irgendwo unter der Reisegesellschaft ist, die ziemlich zahlreich gewesen sein muss. Nachdem sie Ihn einen Tag lang gesucht hatten, fanden sie Ihn nicht. Sie hatten eben an den verkehrten Orten gesucht. Es kann auch uns geschehen, dass wir den Herrn Jesus an den verkehrten Orten suchen. Das geschieht, wenn wir meinen, dass Er bei uns ist, weil wir eine gottesfürchtige Familie haben, oder dass Er bei denen ist, die viel über die Bibel wissen. Es geht jedoch darum, ob wir Ihn persönlich kennen und wissen, dass Er alles zur Ehre Gottes tut.
Als sie Ihn nicht finden können, kehren sie nach Jerusalem zurück. Sie haben ihren Sohn verloren, vermissen Ihn und wollen Ihn wiederhaben. Das ist ein schöner Wunsch.