Behandelter Abschnitt Mk 12,41-44
Verse 41-44 Das Opfer der Witwe
41 Und [Jesus] setzte sich dem Schatzkasten gegenüber und sah zu, wie die Volksmenge Geld in den Schatzkasten legt; und viele Reiche legten viel ein. 42 Und eine arme Witwe kam und legte zwei Scherflein ein, das ist ein Cent. 43 Und er rief seine Jünger herzu und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle, die in den Schatzkasten eingelegt haben. 44 Denn alle haben von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrem Mangel, alles, was sie hatte, eingelegt, ihren ganzen Lebensunterhalt.
Nachdem der Herr im Tempel umhergegangen ist (Mk 11,27), setzt Er sich, um uns zu zeigen, wem seine Sympathie gilt. Er sieht, „wie“, d. h. auf welche Weise und mit welchem Motiv, Menschen Geld in den Schatzkasten werfen. Er weiß genau, wie viel wir geben und warum wir gerade diesen Betrag geben, warum nicht mehr oder weniger. Er sieht auch jetzt, wie wir Ihm unsere Güter und unsere Körper zur Verfügung stellen. Er sitzt als Richter, ohne allerdings bis jetzt diese Macht auszuüben. Das kommt noch. Er sitzt auch als Lehrer vor seinen Jüngern, um ihnen zu zeigen, was Er sieht, so dass sie zu sehen lernen, wie Er sieht.
Die Witwe bildet einen scharfen Kontrast zu der Gesellschaft, über die Er soeben geredet hat. Sie ist ein eindrucksvolles Bild von dem Überrest, der sich Ihm völlig hingibt. Das ist zwar noch mit dem alten System verbunden, das die Jünger ebenfalls stark beeindruckt, denn dahin spendet sie ihren Beitrag, doch ihr Herz ist bei Gott. Der Herr will auch von uns wissen, was wir im Herzen für das Haus Gottes übrighaben. Er will wissen, ob sein Haus (das sind wir als Gläubige; Heb 3,6) uns alles wert ist.
Wenn sie die beiden Scherflein nicht in den Schatzkasten gelegt hätte, wäre das unbemerkt geblieben. Dafür war ihr Beitrag viel zu gering. Für die, die die Sammlung zählen mussten, waren die kleinen Geldstücke vielleicht lästig. Doch Gott bemerkt das, schätzt es und schreibt es auf. Jetzt wissen auch wir es, denn Gott möchte gern, dass wir sehen, was es bedeutet, Ihm zu vertrauen und Ihm das zu geben, was mit seinen Gedanken in Übereinstimmung ist.
Sie hätte von den beiden Scherflein auch nur eins einwerfen können. Das wäre für ihre Verhältnisse auch ein sehr hoher Betrag gewesen. Wo gebietet das Gesetz, 50 Prozent zu geben? Nein, sie gibt 100 Prozent, und das für einen Tempel, der in einigen Jahren verwüstet werden würde. Vielleicht wurden ihre Scherflein sogar gebraucht, um den Verrat des Judas mit zu bezahlen. Doch sie gab sie dem Herrn, und das ist das Einzige, was zählt.
Beim Geben geht es um das Motiv, nicht darum, was Menschen anschließend mit dieser Gabe machen. Der Herr weiß die Absicht der aufrichtigen Seele von dem System zu trennen, das sie umgibt. Maria gab auch alles. Der eine gab alles für das Haus Gottes, und der andere gab alles für Ihn, und Er schätzt beides. Sie gaben, so wie Er gab, der auch alles gab, was Er hatte.
Der Herr will seine Jünger dazu lehren und ruft sie zu sich. Er spricht öffentlich seine Wertschätzung für diese Frau aus. Auch seine Beurteilung all derer, die etwas in den Schatzkasten eingelegt haben, spricht Er öffentlich aus. Was die anderen hineingelegt haben, ist von ihrem Überfluss. Der Betrag, den sie eingelegt haben, spielt für Ihn keine Rolle. Nach seiner Beurteilung ist das, was die Frau eingelegt hat, mehr wert als das, was alle zusammen eingelegt haben.
Im Gegensatz zu der Scheinfrömmigkeit der Schriftgelehrten macht Er hier deutlich, was in den Augen Gottes wirklichen Wert hat bezüglich der Opfer, die zum Tempel gebracht werden. Die Schriftgelehrten empfingen Ehre von Menschen, denn die suchten sie. Diese arme Witwe empfängt die Wertschätzung des Herrn, obwohl sie damit überhaupt nicht rechnete. Gott sieht nicht auf die Größe des Betrages, sondern auf das, was wir für uns selbst übrighalten. Im Fall der Witwe ist das nichts! Die, die von ihrem Überfluss gaben, behielten den größten Teil für sich. Das viele, was wir für uns selbst behalten, beweist, wie wenig wir geben.
Der Herr schätzt die Art des Gebens der Witwe, weil das nicht nur der Ausdruck überfließenden Gebens ist, sondern gleichzeitig der Ausdruck völligen Vertrauens auf Gott.