Behandelter Abschnitt Mk 12,38-40
Verse 38-40 Der Herr warnt vor den Schriftgelehrten
38 Und er sprach in seiner Lehre: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Gewändern umhergehen wollen und die Begrüßungen auf den Märkten lieben 39 und die ersten Sitze in den Synagogen und die ersten Plätze bei den Gastmählern; 40 die die Häuser der Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete halten. Diese werden ein schwereres Gericht empfangen.
Der Herr fährt fort, das Verderben der religiösen Führer bloßzustellen, und nimmt die Stelle des Richters ein. Diese verdorbenen Leute haben im Tempel das Sagen. Sie sind stolz und hochmütig. Nicht nur ihre Lehre geht in die völlig falsche Richtung, sondern auch in ihrem Verhalten zeigt sich moralischer Tiefstand und viel Schlechtes. Sie lieben die Ehre von Menschen, besonders in religiöser Hinsicht. Durch ihre langen Gewänder, in denen sie umhergehen, stellen sie sich selbst zur Schau, so dass sie unter den Menschen auffallen. Die Begrüßungen auf den Märkten finden sie ausgezeichnet, denn damit zeigen sie, was sie suchen: die besondere und vor allem öffentliche Anerkennung.
Dass sie die ersten Sitze in der Synagoge einnehmen, bedeutet, dass sie in sozialer Hinsicht Anerkennung fordern (Jak 2,2.3). Das Einnehmen der ersten Plätze bei den Mahlzeiten zeigt, dass sie sich selbst für sehr wichtig halten. Und dabei bleibt es nicht. Sie missbrauchen die Sorgen der Menschen, um sie unter ihren Einfluss zu bringen. Das ist mit großem religiösem Aufwand verbunden, denn zum Schein halten sie lange Gebete.
So gibt es auch heute viele religiöse Führer in dem, was sich rühmt, der Tempel, der Wohnort Gottes, zu sein; das ist die gesamte Christenheit. Das sind die Elemente des großen Babylons, das seine Anhänger oder Untertanen in Knechtschaft hält, um daran zu verdienen, finanziell und geistlich. Das Gericht über solche Menschen wird schwerer sein als für jeden anderen.
Markus gibt nicht die ausführliche Beschreibung der Verdorbenheit dieser Führer, um danach das Gericht darüber auszusprechen, wie Matthäus das tut (Mt 23). Hier warnt der Herr als Prophet. Er zeigt hier den wahren Charakter der Frömmigkeit der Schriftgelehrten und warnt seine Jünger vor ihnen.
Der Herr hat sie soeben alle ins Licht gestellt, während sie gekommen waren, um Ihn in der Rede zu fangen. Sie sind durch ihre Niederlage nicht zur Einsicht gekommen, sondern werden ihren ganzen Hass auch auf die Jünger richten. Die Jünger sollen sich nicht durch den schönen Schein blenden lassen, den die Hasser des Herrn zeigen. Noch weniger sollen sie neidisch auf sie werden, um auch auf diese Weise die Ehre von Menschen zu bekommen.