Behandelter Abschnitt 4Mo 24,3-9
Verse 3–9 | Dritter Segensspruch
3 Und er hob seinen Spruch an und sprach:
Es spricht Bileam, der Sohn Beors, und es spricht der Mann geöffneten Auges. 4 Es spricht, der die Worte Gottes hört, der ein Gesicht des Allmächtigen sieht, der niederfällt und enthüllter Augen ist:
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Wie schön sind deine Zelte, Jakob, deine Wohnungen, Israel!
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Wie Täler breiten sie sich aus, wie Gärten am Strom, wie Aloebäume, die der HERR gepflanzt hat, wie Zedern am Gewässer!
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Wasser wird fließen aus seinen Eimern, und seine Saat wird in großen Wassern sein; und sein König wird höher sein als Agag, und sein Königreich wird erhaben sein.
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Gott hat ihn aus Ägypten herausgeführt; sein ist die Stärke des Wildochsen. Er wird die Nationen, seine Feinde, fressen und ihre Gebeine zermalmen und sie mit seinen Pfeilen zerschmettern.
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Er duckt sich, er legt sich nieder wie ein Löwe und wie eine Löwin; wer will ihn aufreizen? Die dich segnen, sind gesegnet, und die dich verfluchen, sind verflucht!
In diesem dritten Segensspruch spricht er von sich selbst in ähnlicher Weise wie später David (2Sam 23,1-3). Er ist der „Mann mit geöffneten Augen“. Er sieht sehr viel mehr als so manches Glied des Volkes Gottes. Das sagt aber nichts über seinem persönlichen Glauben. Du kannst durch das, was du in den Zusammenkünften gehört hast, viel wissen; du kannst auch viel darüber erzählen. Aber wie tragisch ist es, wenn es in der Art Bileams geschieht, für den es keine Herzenssache war.
War in dem vorigen Segensspruch die Rede davon, was Gott nicht in Jakob und Israel sah (4Mo 23,21), so spricht Bileam in seinem dritten Segensspruch über das, was Gott wohl in seinem Volk sieht. Nachdem die Rechtfertigung des Volkes ausgesprochen ist, kann nun das volle Zeugnis über Israel gegeben werden und es bleibt nicht mehr nur beschränkt auf die Pläne und Gedanken Gottes.
Gott freut sich über ihre Wohnungen – nicht im Land, sondern in der Wüste. Er sieht sie als ausgebreitete Täler. Hiermit sind Täler gemeint, durch die Bäche fließen, die diese Täler mit Wasser versorgen. Aber die Bildersprache geht noch weiter. Ihre Wohnungen sind noch lieblicher als die Bachtäler mit ihrer überreichen Grasund Blumenvielfalt; sie sind wie Gärten mit herrlich duftenden Aloebäumen (Ps 45,8a; Joh 19,39.40), von dem HERRN selbst bepflanzt, und wie stattliche Zedernbäume (Hld 5,15b), dessen Holz eine lange Lebensdauer hat.
Um so viel Erquickung und Schönheit in dem Volk Gottes sehen zu können, müssen wir auf einem erhöhten Platz stehen (4Mo 23,28), d. h. in der Nähe Gottes. Wir müssen unsere Herzen emporrichten zu Ihm, dann werden wir besser verstehen und teilnehmen an den Gedanken der Gnade Gottes, dass Er die Schönheit seines Volkes, seiner Gemeinde, durch alles hindurchsieht. Durch diese Sichtweise Gottes auf die Gemeinde werden wir ermuntert und unaussprechlich glücklich. Auch sehen wir dann das ganze Volk Gottes und nicht nur ein paar Glieder, die wir kennen. Dafür möge uns der Herr die Augen öffnen.
Bileam spricht nicht über das, was überall in den Zelten geschieht. In den Zelten geschieht allerlei an Murren, aber darüber spricht er nicht. Es handelt sich um Wohnungen, die etwas von der Wohnung Gottes widerspiegeln. Gott wohnt in jenem Zelt in der Mitte seines Volkes. Die Zelte, in denen sein Volk wohnt, sind ein Abbild davon. So sieht Gott unsere Wohnungen, und so sollten wir das der Welt auch zeigen.
Zelt und Wohnung sind beides Räume, in denen man sich aufhält, um zu ruhen und Schutz gegen die Hitze zu suchen, und auch, um Kontakt mit den Familienangehörigen zu haben. Ein Zelt stellt den zeitlichen Aspekt eines Aufenthaltes vor. Wir ziehen durch die Welt, sind auf der Reise zu unserem ewigen Bestimmungsort. Bei Wohnungen liegt der Schwerpunkt der Gedanken auf dem, was man an diesem Aufenthaltsort tut, wovon der Bewohner stets genießen kann. Es sind die Zelte von „Jakob“, Zelte mit Menschen voller Schwachheit. Es sind die Wohnungen „Israels“, Wohnungen, in denen das Volk Gottes wohnt.
Gott will, dass sein Volk Tälern gleicht, Gärten, worin Er ruhen und Genuss finden kann. Sind wir solch ein Tal, solch ein Garten für Ihn? Aloe gibt einen herrlichen Duft, eine Zeder spricht von Kraft. Wenn der Heilige Geist in uns wirken kann, wird das Gott immer bei uns finden, weil die Frucht des Geistes dann bei uns sichtbar wird (Gal 5,22.23a).
Wir werden dann zu einem Segen für andere werden, Wasser wird aus uns ihnen zufließen (Vers 7; Joh 7,38). „Eimer“ stellen Arbeit dar, Anstrengung ist nötig, um die Eimer zu füllen. Von dem, was wir selbst im Wort entdeckt haben, können wir anderen zur Erquickung weitergeben. Diese Erquickung soll nicht nur das Teil derer sein, die uns umgeben, sondern auch das unserer Nachkommen. Der Herr Jesus wird alle Macht in Händen haben, Er will in unserem Leben herrschen. Agag, der König der Amalekiter, ein Bild des Fleisches, soll unterdrückt gehalten werden. Das Reich Gottes soll, jetzt noch im Verborgenen, in unseren Familien, unseren Zelten, sichtbar werden.
Wieder geht die Erinnerung zu dem Ursprung des Volkes Gottes, zu der Herausführung aus Ägypten (Verse 8.9). Gott ist für sein Volk, auch später, und gegen seine Feinde. Er wird seinem Volk die Kraft geben, alle Feinde zu zerschlagen. Danach wird Er sich, wie ein Löwe, niederlegen und Ruhe finden. Niemand wird sich trauen, Ihn in dieser Ruhe zu stören, sodass Er wieder zum Streit aufstehen müsste. Es wird von Löwen gesagt, dass sie zum Schlafen keinen geschützten Platz aufsuchen. Sie können sich überall zum Schlafen niederlegen, weil sie doch niemand angreifen wird. So beschützt, ruhig und sicher das Volk in Kanaan zur Zeit der Regierung Salomos wohnte, so sicher und ruhig wird es im Friedensreich wohnen.
Bileam schließt seinen Segensspruch mit einer Feststellung, die eine Wiederholung der Verheißungen Gottes an Abraham und dessen Nachkommen ist (1Mo 12,3; 27,29).