Verse 8 | Das Volk lehnt sich als Feind auf
Aber [noch] unlängst lehnte sich mein Volk als Feind auf: Vom Oberkleid zieht ihr den Mantel denen ab, die sorglos vorübergehen, vom Kampf abgewandt sind;
In Israel ist der im vorigen Vers erwähnte aufrichtige Wandel nicht zu sehen. Das Wort „unlängst“, also gestern, steht im Zusammenhang mit einer Handlung, die immer wieder vorkommt, auch noch unlängst. Das Volk verhält sich feindselig gegenüber dem HERRN, indem sie sich feindselig gegenüber ihren Volksgenossen verhalten. Ihre Opfer sind ahnungslose Passanten, Menschen, die nicht auf einen Kampf aus sind, sondern friedlich sind (Ps 120,7). Während sie sich sicher fühlen, werden sie von ihren gierigen Volksgenossen ihrer Kleider beraubt.
Ein Oberkleid kann als Pfand dienen, wenn ein Israelit so verarmt ist, dass er es verleihen muss (2Mo 22,26). Der HERR hat in seiner Gnade bestimmt, dass ihm das Kleidungsstück vor der Nacht zurückgegeben werden muss (2Mo 22,27). Diese Räuber haben kein Gefühl für Gnade. Der HERR beobachtet ihre Taten und zeichnet sie auf. Sie werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen.
Dieses Auftreten als Feind des HERRN ist das Ergebnis des Hörens auf die falschen Propheten. Falsche Propheten sind Menschen, die den gerechten Weg verlassen und sich verirrt haben, auf den „Weg Bileams“ gekommen sind und diesem Weg folgen (2Pet 2,15). Der „Weg Bileams“ ist der Weg von Menschen, die sich in religiösen Dingen von Geld leiten lassen. Sie scheren sich nicht darum, ob sie die Wahrheit sagen. Sie produzieren leere Worte, die die Lüge als Wahrheit präsentieren, solange es Geld einbringt.