Behandelter Abschnitt 3Mo 25,35-55
Verse 35–55 | Verhalten gegenüber Armen
35 Und wenn dein Bruder verarmt und seine Hand bei dir wankend wird, so sollst du ihn unterstützen; wie der Fremde und der Beisasse soll er bei dir leben. 36 Du sollst nicht Zinsen und Wucher von ihm nehmen und sollst dich fürchten vor deinem Gott, damit dein Bruder bei dir lebe. 37 Dein Geld sollst du ihm nicht auf Zinsen geben und deine Nahrungsmittel nicht auf Wucher geben. 38 Ich bin der HERR, euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten herausgeführt habe, um euch das Land Kanaan zu geben, um euer Gott zu sein. 39 Und wenn dein Bruder bei dir verarmt und sich dir verkauft, so sollst du ihn keinen Sklavendienst tun lassen; 40 wie ein Tagelöhner, wie ein Beisasse soll er bei dir sein; bis zum Jubeljahr soll er bei dir dienen. 41 Dann soll er frei von dir ausgehen, er und seine Kinder mit ihm, und zu seiner Familie zurückkehren und wieder zum Eigentum seiner Väter kommen. 42 Denn sie sind meine Knechte, die ich aus dem Land Ägypten herausgeführt habe; sie sollen nicht verkauft werden, wie man Sklaven verkauft. 43 Du sollst nicht mit Härte über ihn herrschen und sollst dich fürchten vor deinem Gott. 44 Was aber deinen Knecht und deine Magd betrifft, die du haben wirst: Von den Nationen, die rings um euch her sind, von ihnen mögt ihr Knecht und Magd kaufen. 45 Und auch von den Kindern der Beisassen, die sich bei euch aufhalten, von ihnen mögt ihr kaufen und von ihrer Familie, die bei euch ist, die sie in eurem Land gezeugt haben; und sie seien euch zum Eigentum, 46 und ihr mögt sie euren Söhnen nach euch vererben, damit sie sie als Eigentum besitzen. Diese mögt ihr auf ewig dienen lassen; aber über eure Brüder, die Kinder Israel, sollt ihr nicht einer über den anderen herrschen mit Härte. 47 Und wenn die Hand eines Fremden oder eines Beisassen bei dir etwas erwirbt, und dein Bruder bei ihm verarmt und sich dem Fremden, dem Beisassen bei dir, oder einem Abkömmling aus der Familie des Fremden verkauft, 48 so soll, nachdem er sich verkauft hat, Lösungsrecht für ihn sein; einer von seinen Brüdern soll ihn lösen. 49 Entweder sein Onkel oder der Sohn seines Onkels soll ihn lösen, oder einer von seinen nächsten Blutsverwandten aus seiner Familie soll ihn lösen; oder hat seine Hand etwas erworben, so soll er sich selbst lösen. 50 Und er soll mit seinem Käufer rechnen von dem Jahr an, in dem er sich ihm verkauft hat, bis zum Jubeljahr; und der Preis, für den er sich verkauft hat, soll der Zahl der Jahre entsprechen; nach den Tagen eines Tagelöhners soll er bei ihm sein. 51 Wenn es noch viele Jahre sind, so soll er nach ihrem Verhältnis seine Lösung von seinem Kaufgeld zurückzahlen; 52 und wenn wenig übrig ist an den Jahren bis zum Jubeljahr, so soll er es ihm berechnen: Entsprechend seinen Jahren soll er seine Lösung zurückzahlen. 53 Wie ein Tagelöhner soll er Jahr für Jahr bei ihm sein; er soll nicht vor deinen Augen mit Härte über ihn herrschen. 54 Und wenn er nicht in dieser Weise gelöst wird, so soll er im Jubeljahr frei ausgehen, er und seine Kinder mit ihm. 55 Denn mir sind die Kinder Israel Knechte; meine Knechte sind sie, die ich aus dem Land Ägypten herausgeführt habe. Ich bin der HERR, euer Gott.
Dreimal kommt hier der Ausdruck vom „verarmten Bruder“ vor (Verse 35.39.47; vgl. Vers 25). Es geht um jemanden aus dem Volk Gottes, um einen Mitbruder oder eine Mitschwester. Ein Gläubiger kann im geistlichen Sinn verarmen. Er kann den Blick auf seine geistlichen Segnungen verlieren. Aber das bedeutet nicht, dass wir einen solchen verachten. Im Gegenteil, wir sollen einem solchen helfen und dabei das Jubeljahr im Auge behalten. Das Jubeljahr wird es wieder in Ordnung bringen. Dann werden sie zurückbekommen, was sie verloren hatten.
Ein Bruder durfte nicht von einem Mitisraeliten als Sklave gehalten werden. Der Grund dafür ist der, dass alle Israeliten Knechte des HERRN waren (Verse 42.55). Sie waren alle aus Ägypten erlöst, um frei zu sein. Dessen sollte sich jeder Israelit bewusst sein und durfte darum auch nicht über einen anderen Israeliten mit Härte herrschen und diese Situation ausnutzen. In praktischer Hinsicht gilt das auch für christliche Vorgesetzte, die sich bewusst sein sollen, dass auch sie einen Herrn im Himmel haben, also selbst auch Knechte sind (Kol 4,1). In geistlicher Hinsicht gilt für uns, dass wir einen Meister haben, und dass wir alle Brüder sind (Mt 23,8; vgl. 1Kor 7,23).
Wenn sich ein Israelit einem Fremdling als Sklave verkauft hatte, durfte sein Bruder ihn freikaufen. Nehemia scheint nach dieser Vorschrift gehandelt zu haben (Neh 5,8a). Der Herr Jesus ist der wahre Erlöser. Er wird diejenigen, die Er seine Brüder nennt, von der Macht ihrer Gegner erlösen. Er wird kommen und den Überrest Israels befreien. Er wird ihnen auch ihr Land und die Freiheit geben, um dort unter seiner segensreichen Herrschaft alles zu genießen, was Er versprochen hat.
Arm zu sein war nicht die Bestimmung Gottes für sein Volk. Es sollte keine Armen geben, wenn sie Ihm dienen würden. Dann würde ihr Land seine volle Ernte bringen. Armut und Hunger sind eine Folge von Untreue des Volkes. Auch heute gibt es für einen Gläubigen keinerlei Notwendigkeit, geistlich arm zu sein. Geistliche Armut ist oft das Ergebnis falscher Belehrung oder der mangelnden Bereitschaft, aus Gottes Wort die darin enthaltenen geistlichen Schätze auszugraben.