Behandelter Abschnitt 3Mo 6,17-23
Verse 17–23 | Das Gesetz des Sündopfers
17 Und der HERR redete zu Mose und sprach: 18 Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und sprich: Dies ist das Gesetz des Sündopfers. An dem Ort, wo das Brandopfer geschlachtet wird, soll das Sündopfer geschlachtet werden vor dem HERRN: Hochheilig ist es. 19 Der Priester, der es als Sündopfer opfert, soll es essen; an heiligem Ort soll es gegessen werden, im Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft. 20 Alles, was sein Fleisch anrührt, wird heilig sein; und wenn von seinem Blut auf ein Kleid spritzt – das, worauf es spritzt, sollst du waschen an heiligem Ort. 21 Und das irdene Gefäß, in dem es gekocht wird, soll zerbrochen werden, und wenn es in einem kupfernen Gefäß gekocht wird, so soll dieses gescheuert und mit Wasser gespült werden. 22 Alles Männliche unter den Priestern soll es essen: Hochheilig ist es. 23 Aber alles Sündopfer, von dessen Blut in das Zelt der Zusammenkunft gebracht wird, um im Heiligtum Sühnung zu tun, soll nicht gegessen werden; es soll mit Feuer verbrannt werden.
Auf das Gesetz des Speisopfers folgt nicht, wie in der vorherigen Beschreibung der Opfer, das Friedensopfer, sondern zunächst das Gesetz des Sündopfers. Auch hier liegt der Nachdruck wieder darauf, dass der Priester davon isst.
Das Erste, was der HERR über das Gesetz des Sündopfers sagt, ist, dass es an dem Ort des Brandopfers dargebracht werden soll. Dies ist ein direkter Hinweis darauf, dass, wer ein Sündopfer bringen muss, dabei auch sehen darf, dass der Herr Jesus auch das Brandopfer ist. Während wir uns bewusst machen, dass wir für die von uns begangene Sünde das Gericht verdient hätten und dass der Herr Jesus in dieses Gericht gegangen ist, um uns daraus zu befreien, wird uns dabei ebenso bewusst, dass der Herr Jesus gerade durch dieses Werk auch Gott verherrlicht hat und wir aufgrund dessen angenehm gemacht sind. Wie vielseitig und groß ist doch das Wunder seines Werkes! Es ist in der Tat „hochheilig“.
Beim Sündopfer geht es um Sünden. Jemand hat gesündigt und kommt mit dem Sündopfer zum Priester, der es opfert und davon isst. Die Darbringung eines Sündopfers spricht vom Bekenntnis, vom Bewusstsein in Gottes Gegenwart, „an heiligem Ort“ (Vers 19), dass der Herr Jesus für diese Sünde sterben musste. Das Essen von dem Sündopfer bedeutet, sich eins zu machen mit der Sünde, die der andere begangen hat.
Auf eine Sünde hinzuweisen, die jemand getan hat, ist eine Sache; das Sich-Einsmachen damit eine ganz andere: Es ist das Wissen, dass auch mir das hätte passieren können. Ich bin kein Stück besser (Hiob 33,6; Gal 6,1). Das bekannten auch Esra und Daniel, jeder im Kapitel 9 der nach ihnen genannten Bücher (Esra 9,1-15; Dan 9,1-19). Sie aßen das Sündopfer. Selbst waren sie unschuldig an dem Zustand des Volkes, aber sie machten sich damit eins und bekannten die Sünde des Volkes als die ihrige. Das ist Essen vom Sündopfer.
Durch das Essen macht sich der Priester völlig eins mit dem Opfertier, das für die Sünde des Opfernden steht. Christus ist immer zugleich Priester und Schlachtopfer. Die Handlung des Priesters, wenn er von dem Sündopfer isst, stellt uns vor, wie Christus die Sünde zu seiner eigenen gemacht hat. Das Essen von dem Opfer zeigt uns das Herz Christi, der, wenn wir fallen, unsere Sache zu seiner eigenen macht.
Der Priester hat die Sünde nicht getan; im Gegenteil: Er hat Sühnung dafür getan durch das Blut, das er gesprengt hat. Und doch macht er sich völlig damit eins. So hat uns auch Christus den vollkommensten Trost bereitet. Er selbst, der untadelig ist und die Sühnung bewirkte, macht sich dennoch eins mit allen unseren Gebrechen und Sünden.
Nun ist Er, nachdem sein Opfer ein für alle Mal geschehen ist, als Fürsprecher beim Vater tätig, wann immer bei uns von Sünde die Rede ist. Sein Wirken steht in Verbindung mit Gemeinschaft, nicht mit Sühnung. In Bezug auf Opfer und Blutvergießung bleibt nichts mehr zu tun. Das Werk ist vollbracht. Aufgrund dieses Werkes tut Er nun seinen Dienst als Sachwalter (Fürsprecher).
Von dem Sündopfer geht eine heiligende Wirkung aus. Alles, was damit in Berührung kommt, wird heilig. Das Werk des Herrn Jesus für die Sünde ist vollkommen in seiner Auswirkung. Nichts an dem ganzen Werk des Herrn Jesus trug so sehr den Charakter entschiedener Heiligkeit, von einer völligen und vollkommenen Absonderung für Gott, als sein Tragen der Sünde. Dass Gott Ihn, den Sohn seiner Liebe, richtete, als Er zur Sünde gemacht wurde, ist der deutlichste Beweis, wie sehr Gott die Sünde hasst. Wer das vor Augen hat, wird eine heilige Abscheu vor allem bekommen, was mit Sünde zu tun hat und in vollkommener Heiligkeit für Gott leben wollen.
Wenn das Blut des Sündopfers auf ein Kleidungsstück gelangte, sollte dieses mit Wasser gewaschen werden (Vers 20), ein Hinweis auf die kraftvolle Wirkung des Blutes auf mein Verhalten, wie es andere wahrnehmen können. Wenn ich plötzlich wieder die Bedeutung des Blutes Christi realisiere, der für mich zur Sünde gemacht wurde, wird das einen Einfluss auf mein Leben haben. Demut und Niedrigkeit werden dann wieder besser zu sehen sein. Das Wasser des Wortes wird mein Leben von Dingen reinigen, die im Widerspruch zur Niedriggesinntheit stehen.
Um das Fleisch des Sündopfers essen zu können, sollte man es erst kochen. Das konnte in einem irdenen oder kupfernen Topf oder Gefäß geschehen. Ein irdenes Gefäß stellt unseren Leib dar (2Kor 4,7). Es sollte zerbrochen werden. Nichts aus der menschlichen Natur darf mit dem Werk des Herrn Jesus verbunden werden. Das Gefäß aus Kupfer spricht davon, was aus uns geworden ist, nachdem wir zum Glauben gekommen sind. Kupfer spricht von der Gerechtigkeit Gottes. Diese ist durch die Sünde angetastet worden. Das Gefäß soll gereinigt werden. Säubern und mit Wasser spülen spricht von der Reinigung durch Gottes Wort (Eph 5,26).
Wenn der gesalbte Priester oder das Volk gesündigt hatte (3Mo 4,6.17), wurde das Blut des Sündopfers in das Zelt der Zusammenkunft gebracht (Vers 23). In diesem Fall gab es niemanden, der von dem Sündopfer essen konnte, denn alle waren schuldig und dadurch zum Essen ungeeignet.