Behandelter Abschnitt Amos 7,10-11
Verse 10.11 | Der Widerstand Amazjas
Da sandte Amazja, der Priester von Bethel, zu Jerobeam, dem König von Israel, und ließ [ihm] sagen: Amos hat eine Verschwörung gegen dich angestiftet inmitten des Hauses Israel; das Land wird alle seine Worte nicht zu ertragen vermögen; 11 denn so spricht Amos: Jerobeam wird durchs Schwert sterben, und Israel wird gewiss aus seinem Land weggeführt werden.
Die Verse 10–17 bilden einen Zwischensatz, der an die ersten drei Visionen anschließt. Die Geschichte mit Amazja beweist, dass das Volk das Böse beharrlich verfolgt und sich von nichts davon abbringen lässt, auch nicht durch die Botschaft von Amos. Deshalb kann das Gericht nicht mehr abgewendet werden.
Während Amos für das Volk Fürbitte tut, beschuldigt ihn ein falscher Priester der Verschwörung. Dieser falsche Priester, Amazja, wird „der Priester von Bethel“ und nicht „der Priester des HERRN“ genannt. Amazja wird der der Hohepriester gewesen sein. Die falsche Anschuldigung, die er macht, ist die erste Reaktion auf Amos’ Predigten, von der wir hören. Diese Reaktion kommt von einem religiösen Führer. Religiöse Führer fühlen sich immer in ihren angeblichen geistlichen Rechten angegriffen, wenn ein wahrer Diener Gottes kommt. Sie wissen sich entlarvt als Menschen, die sich eine Position anmaßen, die ihnen Vorteile bringt und die sie deshalb nicht aufgeben wollen.
So ist es mit jedem Prediger, der Wahrheiten verkündet, die religiöse Institutionen der Menschen verurteilen. Es ist genau wie in den Tagen des Herrn Jesus, als der Widerstand ebenfalls von den religiösen Führern kam (vgl. Lk 23,2; vgl. Apg 6,13). Eine Religion, die von der Politik des Menschen ohne Gottesfurcht organisiert wird, kann das Zeugnis der Wahrheit nicht ertragen.
Amazja widersetzt sich dem Werk Gottes. Dafür benutzt er eine falsche Anschuldigung. Falsche Anschuldigungen wurden immer vom Teufel benutzt, um Gottes Werk zu untergraben (Jer 37,14.15).
Das Wort „da“, mit dem Vers 10 beginnt, scheint darauf hinzudeuten, dass Amazja über alles, was Amos gesagt hat, informiert ist oder dass es ihm zur Kenntnis gebracht worden ist. Aufgrund der Gerichtsankündigung in Vers 9 ist für ihn jetzt das Maß voll ist. Tatsächlich ist es wahrscheinlich, dass Amos seine Vision ausgesprochen hat, denn Amazja zitiert das, was in Vers 9 geschrieben steht. Dabei gibt er unbeabsichtigterweise Zeugnis von den Worten des Propheten ab.
Nachdem Amos das endgültige Gericht verkündet hat, kann Amazja es nicht länger anhören. Er unternimmt zwei Aktionen, eine an König Jerobeam und eine an Amos. Für den König Jerobeam verdreht er die Worte von Amos. Amos hat von „dem Haus Jerobeams“ gesprochen (Vers 9). Amazja macht davon „Jerobeam“ in Person.
Wenn die eigene – oft angemaßte – Position in Gefahr ist, wird sie meist verteidigt, nicht nur mit falschen Anschuldigungen, sondern auch durch das Zitieren von Halbwahrheiten oder das Verdrehen von Worten. In solchen Fällen sehen wir, dass die Personen immer selektiv und einseitig handeln. Amazja zum Beispiel sagt kein Wort über die Fürbitte von Amos.
Wenn es darum geht, in die Gefangenschaft zu gehen, zitiert Amazja die Worte von Amos richtig (Amos 5,27). „Das Land wird alle seine Worte nicht zu ertragen vermögen“, bedeutet, dass der Frieden des Landes gestört wird durch das, was Amos sagt. Damit bezeugt er unbewusst die Kraft der Worte des Amos, die in Wirklichkeit die Worte Gottes sind.