Verse 21 | Gott ekelt sich vor ihren Festen
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Ich hasse, ich verschmähe eure Feste, und eure Festversammlungen mag ich nicht riechen:
Es ist, als ob wir zwischen diesem Vers und dem vorherigen die tadelnde Frage von Amos’ Zeitgenossen hören, wie er immer noch so schreckliche Drohungen in ihre Richtung äußern kann. Sie sind doch in ihren Augen treue Söhne Israels, die dem HERRN so gewissenhaft wie möglich dienen. Sie bringen Opfer, halten Zusammenkünfte ab und singen ihre Lieder.
Aber Amos schaut hinter ihr äußeres Erscheinungsbild und demaskiert es. Israel ist so blind für seinen sündigen Zustand, dass es weiterhin religiöse Feste und Festversammlungen veranstaltet mit der Unterstellung, dass Gott damit doch sehr zufrieden sein wird. Sie leben in dem falschen Vertrauen, das auserwählte Volk Gottes zu sein und das deshalb nichts schief gehen kann.
Viele Menschen haben eine solche Vorstellung von Gott. Sie leben für sich selbst, aber manchmal geben sie Gott etwas in Form eines regelmäßigen Besuchs in der Kirche oder eines Zusammenkommens. Schließlich gehen sie einmal im Jahr zu Weihnachten in die Kirche. Das ist doch auch regelmäßig. Dann muss Gott doch mit mir zufrieden sein.
Gott spricht hier von „euren Festen“ und „euren Festversammlungen“. Es sind ihre Feste und Versammlungen und nicht „die Feste des HERRN, die ihr als heilige Versammlungen ausrufen sollt“, die Er „meine Feste“ nennt (3Mo 23,2). Ebenso lesen wir in den Tagen des Herrn Jesus auf der Erde vom „Passahfest“ als „Fest der Juden“ (Joh 6,4). Die Feste, die das Volk feierte, wurden ausgedacht von Jerobeam als dem ersten König des Königreichs der zehn Stämme (1Kön 12,33). Aus Angst, dass seine Untertanen nach Jerusalem gehen würden, um Gott zu dienen, richtete er nachgemachte Feste ein, die man bei den goldenen Kälbern in Bethel und Dan abhalten kann. Es ähnelt alles den Festen des HERRN, die das Gesetz vorschreibt, aber in Wirklichkeit sind es Götzenfeste.
Gott hasst solch ein religiöses Getue. Für Ihn ist es nichts anderes als ein Ritualfest ohne geistliches Leben. Er durchschaut ihre Heuchelei und verabscheut sie (vgl. Jes 1,11-15). Sein Volk, das mit großen Worten zu Ihm kommt, verhält sich Ihm gegenüber wie jemand, der „frühmorgens aufsteht und seinem Nächsten mit lauter Stimme Glück wünscht“, aber „als Verwünschung wird es ihm angerechnet“ (Spr 27,14). Was der HERR will, ist „Wahrheit im Inneren“ (Ps 51,6). „Nicht riechen“ hat mit dem zu tun, was sie für einen „duftenden Geruch“ halten. Aber Gott verschließt seine Nase; es ekelt Ihn vor solchen Festen und Zusammenkommen.