Verse 15 | Häuser werden zerstört
Und ich werde das Winterhaus zertrümmern samt dem Sommerhaus; und die Elfenbeinhäuser werden zugrunde gehen, die großen Häuser werden verschwinden, spricht der HERR.
Wenn das „Haus Gottes“ – das ist die Bedeutung des Namens „Bethel“ (1Mo 28,19) – untergeht, kann es für kein Haus mehr ein Existenzrecht geben. Bethel wird seinem Namen schon lange nicht mehr gerecht. Gott wurde durch Götzen ersetzt. Das Gericht über Bethel wurde im vorherigen Vers verkündet. Je mehr Wohlstand angestrebt wird, desto mehr verschwindet Gott aus den Augen. Der Luxus, in dem das Volk sich badet, ist ein Ärgernis für den ländlich aufgewachsenen Amos. Mehrmals bricht er in gerechte Empörung aus (Amos 3,12.15; 5,11; 6,1.4-6).
Der Wohlstand in der Zeit von Amos lässt sich leicht in unsere Zeit übertragen. Die Wirtschaft ist voll ausgelastet. Jeder, so wird uns eingeredet, erhält immer mehr Wohlstand. Solange dies oft genug wiederholt und auch greifbar wird, droht die enorme Gefahr, dass auch wir von dem, was jemand einmal den „Fortschrittsglauben“ nannte, mitgerissen werden.
Sind das „Winterhaus“ und das „Sommerhaus“, von denen Amos spricht, uns nicht auch im wörtlichen Sinn sehr nahe? Besitzen nicht manche Christen zwei Häuser, eins in den Niederlanden für den Sommer, eins in Spanien, um dort den Winter zu verbringen? Nur ein Exemplar von etwas zu haben, reicht nicht mehr aus. Zwei Autos, zweimal im Jahr in den Urlaub, zwei Handys und so weiter.
Wir müssen alles doppelt haben, oft haben wir ja auch zwei Einkommen. Und wenn das nicht ganz klappt, nehmen wir einen Privatkredit auf. Man will nicht zurückbleiben. Das Geld ist in Reichweite. Eine Unterschrift, und die Angelegenheit ist erledigt. Wir mögen bekennen Christen zu sein, aber leben wir nicht inzwischen so kalkuliert und egozentrisch wie die Menschen um uns herum? Wo in all dem ist die Abhängigkeit von Gott?
Dieses Wort gilt auch für uns mit all seiner Kraft, wenn wir nur ein Haus und ein Auto haben und wenn wir nur einmal im Jahr in den Urlaub fahren. Wir können unser Haus so einrichten, dass es als Aufenthalt dienen kann, indem wir denken, dass wir in allen möglichen Situationen überleben können. Wir sind auf alles vorbereitet und haben uns gegen alle möglichen Katastrophen abgesichert. Und dieser eine Urlaub muss und wird kommen. Wir brauchen ihn notwendig und haben ein Anrecht darauf. Und unser einziges Auto hat den Platz eines „Altars von Bethel“. Welche Opfer werden dem Götzen Auto gebracht! Und wascht es, Leute; passt auf, dass ihr es nicht verkratzt oder verbeult. Es ist unser Statussymbol.
Wissen wir noch, wer ein Winterhaus hatte? König Jojakim, der gottlose Sohn des gottesfürchtigen Königs Josia. Was macht er da? Er schneidet das Wort Gottes in Stücke (Jer 36,16-26). Wir sollten darüber nachdenken, wie viel wir bereits mit all unserem Luxus vom Wort Gottes „abgeschnitten“ haben. Und Ahab, der gottloseste König Israels, hat ein Elfenbeinhaus (1Kön 22,39).
All dieser Wohlstand wird durch das Gericht weggenommen werden, wird verschwinden. Das Gericht, das Amos über diese Häuser verkündet, mag durch das Erdbeben vollzogen worden sein, von dem wir zu Beginn seiner Prophezeiung gelesen haben. Aber sicher wird es bei der Eroberung Samarias durch Salmaneser geschehen (2Kön 17,5-7).
Die Anwendung auf unsere Zeit sehen wir in den Krisen auf dem Wohnungsmarkt. Leute mit himmelhohen Hypotheken sind total am Boden. Der obligatorische Hausverkauf bringt Menschen in große finanzielle Not.