Verse 9 | Last es hören
Ruft über die Paläste in Asdod und über die Paläste im Land Ägypten hin und sprecht: Versammelt euch auf den Bergen von Samaria, und seht die große Verwirrung in seiner Mitte und die Bedrückungen in seinem Innern!
Nach der Rechtfertigung seines Dienstes als Prophet verkündet Amos ohne Zurückhaltung das Gericht, das über die zehn Stämme kommen wird. Der Auftrag des HERRN an die Propheten lautet: „ruft…und sprecht.“ Sie sollen Asdod und Ägypten auffordern, Zeuge der Gewalt und Gräueltaten in den Palästen von Samaria zu werden. Dazu sollen sie sich auf den Bergen Samarias versammeln und sehen, was dort vor sich geht.
Durch dieses Handeln des HERRN wird das Übermaß der Sünden Israels auf eine beschämende Weise dargestellt (vgl. 2Sam 1,20). Was für eine Erniedrigung ist es für das Volk Gottes, wenn es von Heiden beurteilt werden soll. Manchmal beurteilt die Welt das Böse des Volkes Gottes genauer als die Christen selbst. Die Philister, die durch die Stadt Asdod repräsentiert werden, sind das Volk, das ihnen am nächsten liegt. Ägypten ist das bekannte große Reich.
Was Gott offenbart hat, soll gepredigt werden, nah und fern. Indem sie zu Zeugen der von Samaria begangenen Sünden werden, sollen die Feinde verstehen, dass Gott sie zu Recht benutzt, um sein Volk zu züchtigen. Asdod und Ägypten werden aufgefordert, Zeugen von Israels Ungerechtigkeit zu sein, die sich hier in Unruhe und Unterdrückung äußert. Es gibt allgemeine (soziale) Ungerechtigkeiten, und die Mächtigen missbrauchen ihre Position, um andere zu unterdrücken. Das gesamte gesellschaftliche Leben ist in Unwucht (Pred 4,1).
Übrigens sollte die Tatsache, dass Gott sie benutzt, um sein Volk zu züchtigen, die Völker um sie herum nicht dazu bringen zu denken, dass sie selbst besser sind. Um es in neutestamentlicher Sprache auszudrücken: Sie sollten realisieren, „dass das Gericht anfängt bei dem Haus Gottes“. Danach wird es sie treffen, und was wird ihr Ende sein? (1Pet 4,17).