Verse 4 | Die Heuschrecken
Was der Nager übrig gelassen hatte, fraß die Heuschrecke; und was die Heuschrecke übrig gelassen hatte, fraß der Abfresser; und was der Abfresser übrig gelassen hatte, fraß der Vertilger.
Der Ausgangspunkt für Joels Prophezeiung ist eine Heuschreckenplage, die in letzter Zeit das Land geplagt hat. Dass diese Plage eine Strafe Gottes ist, wird denen klar sein, die ein Ohr haben, um zu hören. Das war auch der Fall, als der HERR diese Plage in Ägypten über die Unterdrücker seines Volkes schickte (2Mo 10,12-15; Ps 78,46; 105,34). Genau wie die Plage in Ägypten ist auch die Plage in den Tagen Joels beispiellos.
Wenn sowohl Ägypten als auch Israel von einer beispiellosen Heuschreckenplage heimgesucht werden, kann das nur bedeuten, dass Israel Ägypten geistlich gleich geworden ist (vgl. Off 11,8). Gott warnt sein Volk auch mehrmals, dass sie mit den Plagen und Krankheiten Ägyptens bestraft werden, wenn sie ungehorsam sind (5Mo 28,38.42.60). Sowohl für Ägypten als auch für Israel ist diese Plage eine Züchtigung Gottes, die zur Buße und zum Gebet anregen soll (vgl. Amos 4,9; 1Kön 8,37-40).
Eine einzelne Heuschrecke ist unbedeutend, sie macht überhaupt keinen Eindruck, kann einfach so zertreten werden. So fühlen sich die Israeliten in ihrem Unglauben den Riesen in Kanaan gegenüber (4Mo 13,33). Aber in großer Zahl sind sie überwältigend und vernichtend (Ri 6,5; 7,12). Je schwächer das Werkzeug ist, desto deutlicher wird durch dessen Einsatz und dadurch, was es tut, dass Gott hinter ihm steht und dass Er es einsetzt.
Die vier Namen, mit denen Joel die Heuschrecken erwähnt, scheinen darauf hinzuweisen, dass es sich um verschiedene Arten von Heuschrecken handelt, jede mit ihrem eigenen Namen, die nacheinander das Land geplagt haben:
Der Name der ersten (Nager) lautet auf Hebräisch gazam, das ist eine junge, flügellose Heuschrecke.
Die zweite Heuschrecke heißt arbèh, das ist die voll entwickelte, geflügelte Heuschrecke (dies ist auch der Name der Heuschrecke, die Gott einst als Plage über Ägypten einsetzte).
Die Dritte (Abfresser oder Springer) heißt yélek und ist eine andere Art von Heuschrecken.
Die Vierte (Vertilger oder Ausrotter) heißt chasil und ist eine weitere Art.
Die Bibel erwähnt neun Arten von Heuschrecken, von denen die vier, die Joel erwähnt, die gefährlichsten und schädlichsten sind.
Da ein Heuschreckenschwarm alles frisst und nichts übriglässt, bezieht sich „übriggelassen“ auf etwas, was wieder gesprossen ist, nachdem alles kahlgefressen worden war. Das passt auch zu der Vorstellung, dass das Land nacheinander von vier Heuschreckenarten besucht wurde.
Die Zahl Vier findet sich in zwei anderen Bibelstellen, die von Strafen Gottes über das Volk sprechen (Jer 15,3; Hes 14,21). Vier ist die Zahl der Erde. Die Erde hat vier Windrichtungen (vgl. Dan 7,2; Off 7,1; 20,8). Es gibt auch vier Jahreszeiten, die das Leben auf der Erde bestimmen. Die Zahl Vier steht für etwas Allumfassendes. Die Erwähnung von den Namen von vier Heuschrecken deutet darauf hin, dass es sich um ein Gericht handelt, das sich über ganz Juda, in alle Richtungen, ausgebreitet hat.
Für ein von der Ernte abhängiges Volk ist eine Plage wie die der Heuschrecken eine lebensbedrohliche Katastrophe. Die immer wieder abgehaltenen Erntefeste weisen auf die Wichtigkeit der Ernte hin. Plötzlich gibt es keine Ernte mehr einzusammeln. Alles verschwindet auf einen Schlag. Es gibt keine Versicherung, die den Schaden deckt. Alle Lebensgrundlagen sind verschwunden. Das Land steht am Rande des Abgrunds. Deshalb muss die Botschaft von Joel gehört werden. Oder ist das Volk so weit von Gott entfernt, dass es nicht mehr zu erreichen ist?
Unter dem Volk Gottes in unserer Zeit sind „Heuschrecken“ systematisch damit beschäftigt, dem Volk Gottes die Nahrung zu rauben. In Gottes Wort werden die Heuschrecken mit dämonischen Mächten in Verbindung gebracht (Off 9,3). Diese Kräfte dringen zunehmend in die Christenheit ein. Sie manipulieren Christen, die sich nicht unter die Autorität des Wortes Gottes stellen, sondern glauben, dass sie Gott auf ihre eigene Weise dienen können.
Es gibt Menschen, die vorgeben, Leiter des Volkes Gottes zu sein, zugleich aber dem Volk sagen, dass man die Bibel nicht ernst nehmen soll. Oder sie sagen, dass die Bibel nur wahr ist, wenn man erlebt, was sie sagt – so als ob die Wahrheit Gottes von den Gefühlen eines Menschen abhängt und nicht nur von der Tatsache, dass Gott gesprochen hat und dass die Bibel schon allein deshalb wahr ist, egal wie sehr das manchmal bestimmten menschlichen Gefühlen widerspricht. In dieser Situation werden Propheten gebraucht, um uns daran zu erinnern, was wir verloren haben, und um uns auf den reichen Inhalt und den Nährwert des Wortes Gottes hinzuweisen.