Einleitung
Der Prophet fährt mit seiner Anklage fort. Dieses Kapitel betrifft auch das Königshaus. Die Führer haben das Volk auf den falschen Weg gebracht, aber das macht das Volk nicht weniger schuldig. Es heißt, dass sie den HERRN nicht kennen (Vers 4).
Als der HERR versucht, sie zur Umkehr zu zwingen, suchen sie Hilfe bei den umliegenden Völkern (Vers 13). So tief ist das Volk gesunken und so tief können auch wir sinken. Sind wir nicht auch geneigt, unsere Hilfe eher bei anderen zu suchen als beim Herrn?
Verse 1 | Aufruf und Betrug
Hört dies, ihr Priester, und hört zu, Haus Israel! Und ihr, Haus des Königs, nehmt es zu Ohren! Denn euch gilt das Gericht; denn ihr seid eine Schlinge in Mizpa geworden und ein ausgebreitetes Netz auf dem Tabor;
Der Prophet setzt fort, was er im vorherigen Kapitel begonnen hat. Er begann dort mit einer Ansprache an die Priester und das Volk. Er fügt nun das Haus des Königs hinzu. Er ruft sie auf: „Hört dies …“, „hört zu …“, „nehmt es zu Ohren …“. Man kann ihn flehen hören: „Bitte hört mir doch zu!“ Er wendet sich besonders an diejenigen, die ein Vorbild des Guten sein sollten, wie die Priester und der König. In der Praxis sind sie zu einer Schlinge für das Volk geworden.
Diejenigen, die durch ihre Position in einer direkten Beziehung zu Gott stehen, sind am meisten schuldig. Es werden Priester, die religiösen Führer, und Herrscher, die politischen Führer, angesprochen. Aber auch das gemeine Volk bleibt von der ernsthaften Predigt Hoseas nicht verschont. Alle Klassen des Volkes sind vom Übel des Götzendienstes und allen möglichen anderen Formen des Bösen, die sich daraus ergeben, durchdrungen. Das Urteil wird direkt über sie alle gesprochen.
Hosea erinnert die Führer an die ihnen anvertraute Aufgabe, das Recht aufrechtzuerhalten und Recht zu sprechen. Die Praxis ist, dass jeder, der mit einer Klage zu ihnen kommt, in eine Falle tappt. Die Anführer verdrehen das Gesetz und höhlen das Volk aus. „Mizpa“ erinnert an die Tage von Samuel. Es ist einer der Orte, an denen Samuel Israel richtet (1Sam 7,16), wo das Volk mit seinen Klagen zu ihm kommt. Auf dem Berg „Tabor“ ist das Heer Israels versammelt, in der Zeit, in der Debora Israel richtet (Ri 4,4-6.14).
Beide Orte haben daher eine besondere, nationale und religiöse Bedeutung. Dort, wo das Volk mit gerechter Rechtsprechung rechnen können sollte, üben sich die Führer in Gesetzlosigkeit, nur um ihre Macht und ihren Reichtum zu vergrößern. Die Menschen werden dorthin gelockt. Aber anstatt Gerechtigkeit zu bekommen, für die sie gekommen sind, werden die Menschen zu allen möglichen götzendienerischen und schändlichen Praktiken verleitet.
Das Arbeiten mit bekannten Namen und vertrauten Begriffen ist eine Taktik, die der Feind gerne anwendet, um ahnungslose Seelen zu erreichen. Es reicht nicht aus, an den Ort zu gehen, an dem unsere Vorfahren dem Herrn gedient und Ihn gesehen haben. Wir müssen auch davon überzeugt sein, dass dem Herrn an diesem vertrauten Ort immer noch gedient wird.
Wir haben dort nichts zu suchen, wenn diese Orte zu Orten des Dienstes am sündigen Fleisch und dem Verfolgen der Interessen der Menschen verkommen sind. Jeder von uns kann sich die Frage stellen: „Bin ich an dem Ort, an dem ich dem Herrn dienen will, vielleicht eine „Schlinge“ oder ein „ausgebreitetes Netz“ für jemand anderen, weil mein Verhalten oder meine Worte nicht meinem Bekenntnis entsprechen?