Behandelter Abschnitt Dan 7,19-22
Verse 19–22 | Was bedeutet das vierte Tier?
19 Darauf begehrte ich Gewissheit über das vierte Tier, das von allen anderen verschieden war – sehr schrecklich, dessen Zähne aus Eisen und dessen Klauen aus Erz waren, das fraß, zermalmte und das Übriggebliebene mit seinen Füßen zertrat – 20 und über die zehn Hörner auf seinem Kopf und über das andere [Horn], das emporstieg und vor dem drei abfielen; und das Horn hatte Augen und einen Mund, der große Dinge redete, und sein Aussehen war größer als das seiner Genossen. 21 Ich sah, wie dieses Horn Krieg gegen die Heiligen führte und sie besiegte, 22 bis der Alte an Tagen kam und das Gericht den Heiligen der höchsten [Örter] gegeben wurde und die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich in Besitz nahmen.
Bevor mehr über die Herrschaft der Heiligen gesagt wird, will Daniel Gewissheit haben über das vierte Tier, die zehn Hörner und das kleine Horn. Er will die wahre Bedeutung wissen. Sein volles Interesse gilt diesen außergewöhnlichen Erscheinungen mit ihren besonderen Eigenschaften. Den anderen drei Tieren scheint seine Aufmerksamkeit nicht nennenswert zu gelten. Aber was er im Zusammenhang mit dem vierten Tier gesehen hat, beeindruckt ihn zutiefst. Er erwähnt noch einmal ausführlich die schrecklichen Eigenschaften des vierten Tieres.
Es spricht ihn deshalb so sehr an, weil er sieht, wie das kleine Horn gegen die Heiligen Krieg führt. Das sind natürlich die Heiligen auf der Erde, nicht die im Himmel. Schon in der Betrachtung der Verse 7 und 8 haben wir gesehen, dass das kleine Horn den mächtigen Herrscher des wiederhergestellten römischen Reiches darstellt. Dieser Herrscher richtet seine Feindschaft gegen die Heiligen des Volkes Gottes. Die Heiligen werden von dem kleinen Horn getötet werden.
Aber sein Erfolg hält nur so lange an, wie es Gott erlaubt. Es wird von einem „bis“ gesprochen (Vers 22). Die Grenze ist erreicht, wenn der Alte an Tagen, also der Herr Jesus, kommt. Er kommt, um „den Heiligen der höchsten [Örter]“, die durch das kleine Horn verfolgt und getötet wurden, das Gericht zu geben. Zuerst schienen sie die Verlierer zu sein. Jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Gott offenbart das Recht. Das große Unrecht, das ihnen widerfahren ist, wird von Gott offen korrigiert. „Die Heiligen“ nehmen „das Reich in Besitz“. Das bedeutet, dass die Verfolgten von damals nun zu Herrschern werden. Sie erhalten ein Königreich, d. h. eine königliche Herrschaft; und sie regieren zusammen mit dem Herrn Jesus im Friedensreich.
Dies scheint den Versen 13 und 14 zu widersprechen. Dort haben wir gesehen, dass das Königtum dem Herrn Jesus gegeben wird, während wir hier hören, dass das Königtum den Heiligen gegeben wird. Die Lösung ist, dass die Heiligen der höchsten Örter verherrlichte Heilige sind, die zusammen mit dem Herrn Jesus über die Welt regieren werden. Diese Heiligen sind die Gläubigen der Gemeinde, die Gläubigen des Alten Testaments und die Gläubigen, die in der siebzigsten Jahrwoche nach der Entrückung der Gemeinde auf der Erde sein werden.
In dieser Regierung mit Christus gibt es einen Unterschied zwischen den Gläubigen der Gemeinde und den anderen Gläubigen. Die Gläubigen der Gemeinde werden in der engsten Verbindung mit Christus als sein Leib herrschen (Eph 1,10.22.23). Die anderen Gläubigen werden mit königlicher Autorität auf Thronen sitzen und die Erde als Vertreter des großen Königs regieren (Off 20,4).