Behandelter Abschnitt Hes 16,23-29
Verse 23–29 | Jerusalem sündigt weiter
23 Und es geschah, nach all deiner Bosheit (wehe, wehe dir!, spricht der Herr, HERR) 24 bautest du dir Gewölbe und machtest dir Höhen auf allen Straßen. 25 An jeder Wegecke bautest du deine Höhen, und du schändetest deine Schönheit und spreiztest deine Füße gegen jeden Vorübergehenden; und du mehrtest deine Hurerei. 26 Du hurtest mit den Söhnen Ägyptens, deinen Nachbarn, [die] groß an Fleisch [sind]; und du mehrtest deine Hurerei, um mich zu reizen. 27 Und siehe, ich streckte meine Hand gegen dich aus und verkürzte das dir Bestimmte; und ich gab dich der Gier derer hin, die dich hassen, der Töchter der Philister, die sich vor deinem unzüchtigen Weg schämen. 28
Und du hurtest mit den Söhnen Assurs, weil du nie satt werden kannst; und du hurtest mit ihnen und wurdest auch nicht satt. 29 Und du mehrtest deine Hurerei zum Händlerland Chaldäa hin; und auch davon wurdest du nicht satt.
Das Böse, das Jerusalem praktiziert, kennt kein Ende (Vers 23). Der Herr, HERR (Adonai, Jahwe), spricht ein zweifaches „Wehe“ über sie aus; so verabscheut Er ihre Bosheit. Jerusalem setzt den Götzendienst fort, baut sich selbst ein Heiligtum und macht sich auf jedem Platz eine hohe Stätte (Vers 24). Sie nutzt nicht nur bereits vorhandene Höhen, sondern fügt nach Belieben neue hinzu.
An den verkehrsreichsten Orten, den Wegecken, werden Höhen gebaut, um schamlos Unzucht im geistlichen Sinn zu betreiben (Vers 25). Jerusalem ist ein attraktiver Handelspartner, der seine Anziehungskraft schändlich missbraucht, um Beziehungen zu anderen Völkern aufzubauen. Die Stadt geht tief in die Korruption hinein, um sich bei anderen beliebt zu machen. Sie geht auch weit in die Verderbnis hinein, denn von ihren Hurereien schließt sie niemanden aus.
Der HERR zählt einige der wichtigsten Hurereien auf. Jerusalem hurt „mit den Ägyptern“, das heißt, die Stadt nimmt die Götter der Ägypter an und dient ihnen (Vers 26). Dies begann in der Zeit von König Salomo. Möglicherweise ist damit auch die politische Bewegung in Israel gemeint, die nach Ägypten flüchtete und ägyptische Sitten nachahmte. Die stark gebaute Statur der Ägypter mag etwas gewesen sein, um das Jerusalem sie beneidet hat. So will sie auch aussehen und beeindrucken. Jerusalem importiert gleichsam die ägyptische Kultur. Das ist ein Schlag ins Gesicht des HERRN, der in Jerusalem wohnen will und sein Volk aus Ägypten erlöst hat. Jerusalem provoziert Ihn mit ihrer Vorliebe für Ägypten zum Zorn.
Auch wir müssen erkennen, dass wir den Herrn sehr entehren, wenn wir den Dingen der Welt wieder einen Platz in unserem Leben geben. Er hat uns aus dieser „gegenwärtigen bösen Welt“ errettet (Gal 1,4). Wie könnten wir auch irgendwie wieder das suchen, wovon Er uns gerettet hat, und in unserem Leben Platz schaffen, um unseren Halt darin zu suchen? Wir sind dann wie ein Hund, der zu seinem eigenen Gespei umgekehrt ist, oder wie eine Sau, die in den Kot zurückkehrt, um sich wieder darin zu wälzen
(2Pet 2,22). Wenn wir das tun, provozieren wir Ihn zum Zorn und Er wird uns züchtigen müssen. „Wenn wir untreu sind – er bleibt treu“ (2Tim 2,13),
h., Er bleibt sich selbst treu, was bedeutet, dass Er uns in seiner Treue begegnen wird, wenn wir einen Weg der Untreue gehen.
Der HERR streckt seine Hand zum Gericht gegen Jerusalem aus und vermindert ihren Anteil an der Nahrung, indem Er dem Feind die Kontrolle über das Land und damit über die Ernte überlässt (Vers 27). In der Zeit der Richter sind es vor allem die Philister, die der HERR benutzt, um sein Volk zu züchtigen (Ri 10,7; 15,11; 1Sam 4,1-10). Sie sind die Erbfeinde Israels zu dieser Zeit und sind es immer noch. Auch sie schämen sich für Jerusalems unzüchtiges Verhalten. Mit „den Töchtern der Philister“ sind die Städte der Philister gemeint.
Nachdem Jerusalem dem Götzendienst Ägyptens nachgegeben hat, hurt sie „mit den Assyrern“, das heißt, sie nimmt die Götzen Assyriens an (Vers 28). Diese Götzen werden von den Königen Ahas und Manasse nach Jerusalem gebracht (2Kön 16,7; 21,3). Jerusalem ist wirklich unersättlich in ihrem Verlangen nach Götzendienst. Mit den Assyrern huren bezieht sich auch auf die Partei, die politische und militärische Unterstützung vom König von Assyrien sucht (2Chr 28,16; Hos 5,13; 7,11).
Nachdem Assyrien als Weltmacht weggefallen ist und Babel die Weltmacht innehat, sucht Jerusalem Handelsbeziehungen mit Chaldäa, das Babel ist (Vers 29). Das öffnet die Tür für den Einzug des babylonischen Götzendienstes. Und es klingt wie ein furchtbarer Refrain, dass sie auch dadurch nicht vom Götzendienst gesättigt ist.