Behandelter Abschnitt Jer 51,34-44
Verse 34–44 | Sinnlose Verteidigung von Babel
34 Nebukadrezar, der König von Babel, hat mich gefressen, hat mich vernichtet, hat mich hingestellt als ein leeres Gefäß; er verschlang mich wie ein Ungeheuer, füllte seinen Bauch mit meinen Leckerbissen, stieß mich fort. 35 Die an mir [begangene] Gewalttat und mein Fleisch komme über Babel!, spreche die Bewohnerin von Zion – und mein Blut über die Bewohner von Chaldäa!, spreche Jerusalem. 36 Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich will deine Rechtssache führen und deine Rache vollziehen, und ich werde sein Meer austrocknen und seine Quelle versiegen lassen. 37 Und Babel soll zum Steinhaufen, zur Wohnung der Schakale, zum Entsetzen und zum Gezisch werden, ohne Bewohner. 38 Sie brüllen allesamt wie junge Löwen, knurren wie die Jungen der Löwinnen. 39 Wenn sie erhitzt sind, richte ich ihnen ein Trinkgelage an und berausche sie, damit sie frohlocken und entschlafen zu ewigem Schlaf und nicht mehr erwachen, spricht der HERR. 40 Wie Fettschafe, wie Widder samt Böcken stürze ich sie hinab zur Schlachtung. 41 Wie ist Scheschak eingenommen, und erobert der Ruhm der ganzen Erde! Wie ist Babel zum Entsetzen geworden unter den Nationen! 42 Das Meer ist heraufgestiegen über Babel; mit dem Brausen seiner Wellen ist es bedeckt. 43 Seine Städte sind zur Wüste geworden, ein dürres Land und eine Steppe, ein Land, worin niemand wohnt und durch das kein Menschenkind zieht. 44 Und ich werde den Bel in Babel heimsuchen und aus seinem Maul herausnehmen, was er verschlungen hat; und nicht mehr sollen Nationen zu ihm strömen. Auch Babels Mauer ist gefallen.
Dann hören wir die Klage Jerusalems oder Zions über das, was Nebukadrezar ihr angetan hat (Vers 34). Er hat Zion verschlungen, zermalmt und ausgeleert wie ein Seeungeheuer. Mit allen Leckerbissen des Landes hat er sich den Bauch gefüllt, und das Land selbst hat er weggespült, indem er die Bewohner von ihm vertrieben hat. Die Bewohnerin von Zion wird ermutigt, um Vergeltung zu bitten (Vers 35).
Das passt nur in die damalige Zeit. Der Gläubige der Gemeinde bittet das nicht, sondern bittet um Vergebung für seine Feinde. Im Alten Testament und nach der Entrückung der Gemeinde gilt das Gesetz. In diesen Zeiten steht Gott in Beziehung zu seinem irdischen Volk, eine Beziehung, die durch das Gesetz geregelt ist. Die Zeit der Gemeinde, des himmlischen Volkes Gottes, auf der Erde ist von der Gnade geprägt.
Der HERR antwortet auf die Forderung nach Vergeltung mit der Verheißung, dass Er den Prozess seines Volkes aufnehmen wird (Vers 36). Er wird Rache für sie nehmen. Er wird den Grenzfluss Euphrat trockenlegen (Off 16,12), damit feindliche Armeen ohne Schwierigkeiten in das Land eindringen können. Er wird auch dafür sorgen, dass es keinen neuen Wassernachschub geben wird. Babel wird zerstört werden (Vers 37). Nur Schakale werden dort wohnen. Kein Mensch wird diesen Ort mehr begehren, weil von ihm Schrecken ausgeht und er zum Gespött geworden ist.
Die Babylonier haben sich immer als brüllende junge Löwen gesehen, vor denen jeder flieht (Vers 38). Sie brauchen nur zu knurren und Schrecken ist die Folge. Doch der HERR wird ihnen einen Trank verschreiben, der sie trunken macht und sie den Blick für die Realität verlieren lässt (Vers 39; vgl. Dan 5,1-4.30). Sie werden getötet werden und nie wieder aufwachen. Der „ewige Schlaf“ ist kein Seelenschlaf, denn den gibt es nicht, sondern ein Hinweis darauf, dass sie nie wieder Macht besitzen werden. Der HERR wird sie töten wie Lämmer zum Schlachten (Vers 40; vgl. Jer 12,3).
Scheschak wurde besiegt und mit ihm der Ruhm der ganzen Erde (Vers 41). So relativ ist der Ruhm des Menschen, dass er einfach untergehen kann. Das imposante Babel ging unter und wurde so zu einem Schrecken. Was niemand für möglich gehalten hat, dass dieses mächtige Babel fallen würde, ist geschehen. Ein Völkermeer erhob sich gegen es und Babel versank darin (Vers 42; vgl. Vers 13). Seine Städte wurden unbewohnbar zerstört, ebenso wie das Land (Vers 43). Niemand wohnt mehr dort, niemand zieht auch hindurch.
Zwei Dinge, durch die Babel berühmt war, waren der Gott Bel und die Mauer der Stadt. Der HERR vollzieht das Gericht über Bel, den Gott Babels (Vers 44). Alles, was im Namen dieses Gottes erobert und ihm geweiht wurde, alles, wovon dieser Gräuel die Ehre erhalten hat, wird der HERR ihm wegnehmen. Die Dämonen, die hinter diesem Gräuel stehen, werden keine Ehre mehr erhalten. Der HERR wird alle Ehre beanspruchen. Jedes Knie wird sich vor Ihm beugen. Nach dem Gericht über die unsichtbare dämonische Quelle ihrer Macht vollzieht der HERR auch das Gericht über die Mauer, seine greifbare und sichtbare Quelle der Macht. Der ganze Widerstand Babels wird mit dem Fall der Mauer gebrochen.