Behandelter Abschnitt Jer 48,1-6
Verse 1–6 | Verwüstung der Städte Moabs
1 Über Moab. So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Wehe über Nebo, denn es ist verwüstet! Zuschanden geworden, eingenommen ist Kirjataim; zuschanden geworden ist die hohe Festung und bestürzt. 2 Moabs Ruhm ist dahin. In Hesbon hat man Böses gegen es ersonnen: „Kommt und lasst es uns ausrotten, dass es keine Nation mehr sei!“ Auch du, Madmen, wirst vernichtet werden; das Schwert zieht hinter dir her. 3 Horch! Ein Geschrei aus Horonaim: Verheerung und große Zertrümmerung! 4 Moab ist zerschmettert, seine Geringen haben ein lautes Geschrei erhoben. 5 Denn die Anhöhe von Luchit steigt man mit Weinen [hinauf], mit Weinen; denn am Abhang von Horonaim hat man Angstgeschrei der Zertrümmerung gehört. 6 Flieht, rettet euer Leben, und seid wie ein kahler [Strauch] in der Wüste!
Der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, spricht sein Gericht auch über Moab aus (Vers 1; Jes 15,1-9; 16,1-14). Der Gott Israels ist auch der Gott aller Nationen (Röm 3,29). Moab ist der Sohn Lots, den er, nachdem er von seiner Tochter betrunken gemacht wurde, im Inzest mit seiner Tochter gezeugt hat (1Mo 19,37). Seine Nachkommen waren immer Feinde des Volkes Gottes. Der Name Moab kommt in diesem Kapitel 30-mal vor.
Diese Prophezeiung über Moab ist länger als jede andere Prophezeiung in Jeremia 46-49. Die Länge ist zum Teil auf die große Anzahl der erwähnten geographischen Bezeichnungen zurückzuführen. Sie ist die ausführlichste aller alttestamentlichen Prophezeiungen über Moab (5Mo 23,3; Ps 60,9; 83,6.7; 108,9; Jes 15,1-9; 16,1-14; 25,10-12; Jer 9,25; 25,21; 27,3; Hes 25,8-11; Amos 2,1-3; Zeph 2,8-11).
Moab ist ein Bild für die Welt in ihrer Faulheit und ihrem Stolz. Es ist die Welt, die das Vergnügen sucht und vor Anstrengungen flieht. Diejenigen, die Bequemlichkeit suchen, sind schnell dabei, mit dem zu prahlen, was sie haben. Aber die Liebe zur Bequemlichkeit führt immer in die Armut. Es folgt Zerstörung, Schande und Bestürzung. Die Städte, die ihr Stolz sind, werden eingenommen. Moab liegt östlich von Juda, auf der anderen Seite des Toten Meeres. Sie haben viele Städte. Nebo und Kirjataim gehörten zunächst zum Stamm Ruben (4Mo 32,37.38; Jos 13,19), wurden aber von Moab erobert. Diese Städte werden vom Feind eingenommen und zerstört werden.
Es ist vorbei mit der Herrlichkeit der Moabiter (Vers 2). Alles, worauf sich der Mensch in seiner Bequemlichkeit rühmt, wird zunichtegemacht werden. Alle Herrlichkeit des Menschen ist ausgeschlossen. Die einzige Herrlichkeit, die bleibt, ist die Herrlichkeit des Herrn.
Hesbon gehörte auch zum Stamm Ruben (4Mo 32,37). In dieser Stadt werden Pläne geschmiedet, um Moab auszurotten. Das Böse braut sich in dieser Stadt zusammen. Eine andere Stadt, Madmen, erhält die Nachricht, dass sie zerstört werden und dass diejenigen, die aus ihr fliehen, vom Schwert verfolgt werden wird.
Aus Horonaim, einer anderen Stadt, ertönt ein Aufschrei (Vers 3). Dort hat der Feind bereits sein zerstörerisches Werk getan und man spricht von einer großen Zertrümmerung. Moab ist ins Unglück gestürzt worden (Vers 4). Auch seine kleinen, wehrlosen Kinder sind Opfer. Sie schreien auf. Das leidenschaftliche Weinen von Kindern, die unter Gewalt leiden, ist eine Qual für das Gehör eines jeden, der noch irgendein natürliches Gefühl hat. Es bedeutet auch, dass das Land keine Hoffnung auf Besserung hat.
Man geht benommen durch die Straßen und weint ständig (Vers 5). Es gibt die, die den Weg nach oben gehen, nach Luchit. Andere gehen den Weg nach unten, nach Horonaim. Auf dem Weg nach unten treffen die Notschreie aus Horonaim auf die Flüchtlinge. Horonaim ist bereits zerstört (Vers 3). Es wird dort keine sichere Zuflucht gefunden werden.
Sie schreien einander zu, um zu fliehen und ihr Leben zu retten (Vers 6). Sie sollen all ihr Hab und Gut zurücklassen und wie ein kahler Strauch in der Wüste leben. Es geht nur darum zu überleben. Ihr Zustand wird hier mit einem kahlen Strauch in der Wüste verglichen, ein Bild der Verwüstung und Trostlosigkeit.