Behandelter Abschnitt Jer 38,1-4
Verse 1–4 | Jeremia angeklagt
1 Und Schephatja, der Sohn Mattans, und Gedalja, der Sohn Paschchurs, und Jukal, der Sohn Schelemjas, und Paschchur, der Sohn Malkijas, hörten die Worte, die Jeremia zum ganzen Volk redete, indem er sprach: 2 So spricht der HERR: Wer in dieser Stadt bleibt, wird durch Schwert, durch Hunger und durch Pest sterben; wer aber zu den Chaldäern hinausgeht, wird leben, und seine Seele wird ihm zur Beute sein, und er wird leben. 3 So spricht der HERR: Diese Stadt wird gewiss in die Hand des Heeres des Königs von Babel gegeben werden, und er wird sie einnehmen. 4 Und die Fürsten sprachen zum König: Möge doch dieser Mann getötet werden, da er ja nur die Hände der Kriegsleute schlaff macht, die in dieser Stadt übrig geblieben sind, und die Hände des ganzen Volkes, indem er nach allen diesen Worten zu ihnen redet! Denn dieser Mann sucht nicht den Frieden, sondern das Unglück dieses Volkes.
Jeremia, der nun ein alter Mann ist, wird gefangen genommen, aber er predigt weiterhin das Wort des HERRN (Vers 1). Unter denen, die es hören und darüber verärgert sind, ist Paschchur, dem wir schon früher begegnet sind (Jer 20,1-6; 21,1). Jeremias Botschaft ist unverändert und lautet verkürzt, dass diejenigen, die in der Stadt bleiben, sterben werden, und diejenigen, die hinausgehen, leben werden (Vers 2). Er stellt den Weg des Todes und den Weg des Lebens vor. Denn die Stadt wird vom König von Babel eingenommen werden (Vers 3).
Dieses Wort gefällt diesen Fürsten nicht (Vers 4). Die von Jeremia gesprochenen Worte haben eine sehr demotivierende Wirkung auf die Soldaten, denken sie. Es ist klar, so argumentieren sie, dass Jeremias Predigten nicht das Wohl, sondern das Unglück für das Volk anstreben. Sie präsentieren sich als die wahren Patrioten, während sie Jeremia als jemanden darstellen, der mit dem Feind im Bund steht. So ist oft über Männer argumentiert worden, die Gottes Wort gebracht haben, wenn dieses Wort den Zuhörern nicht gefiel.
Wie wenig können weltliche Christen verstehen, dass wahre Liebe zu Gottes Volk dazu führt, dass man den Menschen ihre Sünde sagt und die damit verbundenen Gefahren aufzeigt. Diese vier Ankläger verstehen auch nichts von dem tiefen Kummer und dem Seelenkampf des Propheten um ihretwillen. Jeremia ist wie Paulus, der auch von den Korinthern weniger geliebt wird, je mehr er sie liebt (2Kor 12,15).
Es ist eine der schwersten Prüfungen für einen Diener des Herrn, wenn Böses über das Gute, das er tut, gesprochen wird. Seine tiefe Zuneigung wird mit dem Bösen verwechselt, weil er die Menschen nicht weiter in ihren Sünden schlafen lassen kann und deshalb seine warnende Stimme erhebt. Doch das ist die Rolle vieler treuer, gottesfürchtiger Gläubiger und vor allem die unseres Herrn selbst. Die Welt spricht gut von dem falschen Propheten, aber der Herr sagt: „Wehe, wenn alle Menschen gut von euch reden“ (Lk 6,26).