Behandelter Abschnitt Jer 30,18-22
Verse 18–22 | Wiederaufbau Jerusalems
18 So spricht der HERR: Siehe, ich will die Gefangenschaft der Zelte Jakobs wenden und mich über seine Wohnungen erbarmen. Und die Stadt wird auf ihrem Hügel wieder erbaut und der Palast nach seiner Weise bewohnt werden; 19 und Lobgesang und die Stimme der Spielenden wird von ihnen ausgehen. Und ich will sie mehren, und sie werden sich nicht vermindern; und ich will sie herrlich machen, und sie werden nicht gering werden. 20 Und seine Söhne werden sein wie früher, und seine Gemeinde wird vor mir feststehen; und alle seine Bedrücker werde ich heimsuchen. 21 Und sein Machthaber wird aus ihm sein und sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen; und ich will ihn herzutreten lassen, dass er mir nahe; denn wer ist es wohl, der sein Herz verpfändete, um mir zu nahen?, spricht der HERR. 22 Und ihr werdet mein Volk, und ich werde euer Gott sein.
Es folgen herrliche Verheißungen über die Wiederherstellung von Gottes Volk. Der HERR spricht von „den Zelten Jakobs“ und von „seinen Wohnungen“ (Vers 18). Dies sind die Wohnungen im Land, in denen Er seinem Volk erlauben wird, in Frieden zu wohnen. Diese Wohnungen sind jetzt Ruinen, weil das Volk aus dem Land vertrieben worden ist. Jerusalem, seine Stadt und seine Wohnung, wird auch wieder aufgebaut werden, ebenso „der Palast“, die Wohnung seines Königs. Alles wird seinen rechtmäßigen Platz haben. Es ist auch eine gewisse Steigerung zu sehen: Zelt, Wohnung, Stadt, Palast.
Wenn sein Volk wieder in Frieden im Land wohnt, wird das Land mit Lobgesang erfüllt sein (Vers 19). Dieses wird zum HERRN gehen und von den umliegenden Völkern als Zeugnis wahrgenommen werden. Es ist der Klang von freudigen Menschen, die zahlreich sein werden. Die Völker um sie herum werden zu ihnen aufblicken und sie nicht mehr verachten.
Ihre Söhne werden dem HERRN in Treue dienen, und das Ganze, die Gemeinde Israels, wird für immer in dem Land vor Ihm feststehen (Vers 20). Sie werden nie wieder von Ihm entfernt werden. Jeder, der es wagt, noch einen Finger gegen sie zu erheben, wird von Ihm bestraft werden.
Wir haben in Vers 21 einen dieser schönen alttestamentlichen Hinweise auf den Messias. Erstens wird die Nation mit einem Herrscher aus dem eigenen Volk und nicht aus einem fremden Volk gesegnet sein. „Sein Machthaber“, das heißt der Messias, wird „aus ihm sein“ sein (vgl. Jes 10,34; 11,1). Dies ist eine Prophezeiung, die angesichts der bevorstehenden Unterwerfung des Volkes unter eine fremde Macht einen starken Trost darstellt. Er ist kein Fremder, wie die vielen ausländischen Herrscher, die über sie geherrscht haben. Er wird von ihnen wie von „meinen Brüdern“ sprechen (vgl. 5Mo 17,15). Er ist ihr Herrscher, „die Herrschaft ruht auf seiner Schulter“ (Jes 9,5), Er, der „Herrscher über Israel sein soll“ (Mich 5,1). Er regiert.
Außerdem ist Er derjenige, der Gott naht. Das weist auf seine priesterliche Stellung und seinen Dienst hin (vgl. Sach 6,13; Ps 110,4). Er ist der KönigPriester, der wahre Melchisedek. Er ist der Vermittler zwischen Gott und seinem Volk. Dieser Herrscher braucht keinen Mittler. Er ist daher größer als David und Salomo. Wie Melchisedek wird Er eine doppelte Funktion haben. Kein Mensch kann den Dienst des Priestertums sich selbst nehmen (vgl. Heb 5,4). In der Tat ist es sogar für einen König gefährlich, dies zu tun. Wir sehen das bei Jerobeam (1Kön 12,26-33; 13,1-6) und Ussija (2Chr 26,16-20).
Angesichts der Bedeutung des Zugangs zu Gott zeigt Jeremia in den letzten Zeilen von Vers 21 durch eine rhetorische Frage, dass es keine leichte Sache ist, Gott zu nahen. Das Nahen zu Gott ist nur den Priestern erlaubt, die im Heiligtum dienen, während am Versöhnungstag nur der Hohepriester das Allerheiligste betreten darf. Die Frage impliziert eine negative Antwort. Aber wenn der wahre David regiert, wird Israel in Wahrheit Gottes Volk sein und Gott kann sie offen als sein Volk anerkennen (Vers 22).
Bei der Frage, wer es wagen würde, sein Herz zu verpfänden, um dem HERRN zu nahen, können wir an den Preis denken, den der Herr Jesus für sein Volk am Kreuz zu zahlen bereit war. Dort verpfändete Er nicht nur sein Leben, sondern Er gab es. Er machte seine Seele zum Schuldopfer (Jes 53,10b) und bezahlte die Schuld, die wir nicht bezahlen konnten. Dort fand der göttliche Austausch statt: Er nahm unsere Sünden auf sich und wir erhielten durch Ihn den Segen.
In Sprüche 17 lesen wir, dass ein Mensch „ein unverständiger Mensch“ ist, wenn er gegenüber seinen Nächsten Bürgschaft leistet (Spr 17,18). Schließlich weiß man nie, was am Ende auf einen zukommen könnte. Die Schulden können durchaus so groß sein, dass man sie nicht mehr bezahlen kann. Was der Herr tat, war nicht „unverständig“. Denn Er wusste genau, wie hoch der Preis war, und Er wusste, dass Er ihn bezahlen konnte. Das erinnert uns an die Aussage im Brief an Philemon, wo der Apostel Paulus sich als wahrer Nachfolger des Herrn Jesus gegenüber Philemon als Bürge für Onesimus anbietet (Phlm 1,18).