Behandelter Abschnitt Jer 23,1-4
Verse 1–4 | Die unechten Hirten
1 Wehe den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen!, spricht der HERR. 2 Darum, so spricht der HERR, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und sie vertrieben und habt nicht nach ihnen gesehen; siehe, ich werde die Bosheit eurer Handlungen an euch heimsuchen, spricht der HERR. 3 Und ich werde den Überrest meiner Schafe sammeln aus allen Ländern, wohin ich sie vertrieben habe; und ich werde sie auf ihre Weideplätze zurückbringen, dass sie fruchtbar seien und sich mehren. 4 Und ich werde Hirten über sie erwecken, die sie weiden werden; und sie sollen sich nicht mehr fürchten und nicht erschrecken und nicht vermisst werden, spricht der HERR.
Der HERR richtet das Wort an die unechten Hirten, die Diebe und Wölfe, die die Schafe seiner Weide töten und sie überall hin zerstreuen (Vers 1). Damit sind nicht nur die vier bösen Könige aus den vorherigen Kapiteln gemeint, sondern alle Führer Judas. Die Aufgabe eines Hirten ist es, die Schafe zu weiden und zu schützen und die Herde zusammenzuhalten (Joh 10,11-13). Er, „der HERR, der Gott Israels“, verurteilt diese Hirten für das, was sie seinem Volk antun (Vers 2). Er wird ihnen ihre bösen Taten vergelten.
Es berührt Jeremia tief, dass diese Hirten sein Volk auf diese Weise zerstreuen. Er vergleicht sein Volk mit einer Herde von Schafen, die auf seiner Weide, dem Land Israel, grasen (Ps 74,1b; 79,13; 95,7; 100,3). Schafe brauchen einander und einen Hirten. Ein Schaf allein und ohne einen Hirten ist hoffnungslos verloren. Anstatt die Schafe zusammenzuhalten, zerstreuen diese Hirten sie. Wegen der Untreue der Hirten wurden die Schafe von den Assyrern zerstreut. Anstatt die Schafe in Sicherheit zu bringen, treiben sie sie weg. Anstatt die Schafe zu versorgen, kümmern sie sich nicht um sie. Sie sind nutzlose Hirten (Hes 34,1-10).
Der HERR selbst wird die Sorge um seine Schafe auf sich nehmen (Vers 3). Er selbst wird sie sammeln aus allen Ländern der Zerstreuung, wohin sie gegangen sind. Er wird dies durch seinen gerechten Spross tun (Verse 5–8). Wir sehen eine kleine Vorahnung der Rückkehr ins Land in der Rückkehr eines Überrestes aus Babel unter Josua und Serubbabel.
Es ist bemerkenswert, dass zuerst von den Hirten gesagt wird, dass sie die Schafe zerstreuen und vertreiben, dass aber hier der HERR sagt, dass Er sie vertrieben hat. Beides ist wahr. Das Verhalten und der Zustand der Führer des Volkes ließen dem HERRN keine andere Wahl, als die Schafe zu zerstreuen. Aber Er legt die Verantwortung dafür auf diese Führer.
Er ist auch mächtig, sie zurück in ihre Schafställe zu bringen, Orte der Sicherheit und Versorgung. Durch seine Fürsorge werden sie fruchtbar sein und zahlreich werden. Wir können die Sammlung in den Schafställen auf die Sammlung der verstreuten Kinder Gottes in den örtlichen Gemeinden anwenden, damit sie dort fruchtbar sind und zahlreich werden. Das ist es, was der Herr auch heute tun möchte.
Er wird seine Fürsorge für sie in die Hände von treuen Hirten legen (Vers 4). Sie werden die Unterhirten des wahren Hirten sein, den Gott über sein Volk einsetzen wird (Hes 34,23.24). Die Schafe werden sich friedlich hinlegen, ohne sich zu fürchten, was geschehen könnte, oder sich von einem auftauchenden Feind erschrecken zu lassen. Keine Macht wird in der Lage sein, eines zu rauben. Niemand kann eines aus der Hand des Vaters und des Sohnes reißen (Joh 10,28.29).