Behandelter Abschnitt Jer 20,1-6
Verse 1–6 | Widerstand von Paschchur
1 Und als Paschchur, der Sohn Immers, der Priester (er war Oberaufseher im Haus des HERRN), Jeremia diese Worte weissagen hörte, 2 da schlug Paschchur den Propheten Jeremia und legte ihn in den Stock im oberen Tor Benjamin, das im Haus des HERRN ist. 3 Und es geschah am nächsten Tag, als Paschchur Jeremia aus dem Stock herausbringen ließ, da sprach Jeremia zu ihm: Nicht Paschchur nennt der HERR deinen Namen, sondern Magor-Missabib. 4 Denn so spricht der HERR: Siehe, ich mache dich zum Schrecken, dir selbst und allen deinen Freunden; und sie sollen durch das Schwert ihrer Feinde fallen, während deine Augen es sehen; und ich werde ganz Juda in die Hand des Königs von Babel geben, damit er sie nach Babel wegführt und sie mit dem Schwert erschlägt. 5 Und ich werde den ganzen Reichtum dieser Stadt hingeben und all ihren Erwerb und alle ihre Kostbarkeiten; und alle Schätze der Könige von Juda werde ich in die Hand ihrer Feinde geben; und sie werden sie plündern und wegnehmen und nach Babel bringen. 6 Und du, Paschchur, und alle Bewohner deines Hauses, ihr werdet in die Gefangenschaft gehen; und du wirst nach Babel kommen und dort sterben und dort begraben werden, du und alle deine Freunde, denen du falsch geweissagt hast.
Paschchur ist der Sohn des Priesters Immer (Vers 1). Immer ist ein Nachkomme von Eleasar. Er gehört zur sechzehnten Abteilung derer, die zum priesterlichen Dienst berufen sind (1Chr 24,14). Paschchur ist also ein sehr privilegierter Mann mit großer Verantwortung. Dazu ist er der oberste Verwalter im Haus des HERRN. Er ist gleichbedeutend mit dem Hauptmann des Tempels, von dem wir in der Apostelgeschichte lesen, der Petrus und Johannes ebenfalls wegen Äußerungen, die den religiösen Führern missfielen, ins Gefängnis werfen lässt (Apg 4,1-3).
Paschchur hört die Worte Jeremias. Er mag diese Worte nicht, weil sie nur Unruhe unter dem Volk verursachen, und das kann er nicht gebrauchen. Die Worte Gottes offenbaren seine schlechte Gesinnung. Die Ursache ist, dass er nicht bereit ist, sich dem Ruf zur Umkehr zu beugen. Er hält sich selbst für wichtig. Auch der Gedanke, dass Jerusalem und der Tempel dem
Feind überlassen werden sollen, ist für ihn verwerflich. Er hält das für eine Predigt gegen die Stadt des großen Königs und gegen das Haus des HERRN, die nach seiner Ansicht vom HERRN niemals aufgegeben werden. Jeremia wird das Gleiche vorgeworfen wie dem Herrn Jesus und auch Stephanus (Mt 26,59-61; Apg 6,13.14).
Anstatt sich an die Seite Jeremias zu stellen und seine Worte zu unterstützen, offenbart er sich als Widersacher (Vers 2; vgl. Amos 7,10-17). Er schlägt „den Propheten Jeremia“, was die Schlechtigkeit von Paschchurs Haltung unterstreicht. Paschchur erweist sich als Feind des Wortes Gottes. Diese Worte sind für ihn unerträglich. Er sperrt Jeremia in eine Zelle, die im Haus des HERRN gebaut wurde. Dies ist die erste Gefangenschaft Jeremias. Der Stock, in den er legt wird, dient nicht nur dazu, ihn zu fesseln, sondern auch dazu, ihn zu quälen (vgl. 2Chr 16,10a; Hiob 13,27; Jer 29,26). Das hebräische Wort für Stock, mahpeketh, bedeutet „Schmerzen verursachen“.
Es ist die alte Wahrheit, dass die Propheten Gottes am heftigsten von den Führern des Volkes Gottes verfolgt werden. Jeremia ist hier wieder ein Bild für den Herrn Jesus, den vollkommenen Propheten, der auch geschlagen wird, als Er sein Zeugnis vor den religiösen Führern ablegt (Mt 26,67-68a; Mich 4,14c; vgl. Apg 23,2).
Das obere Tor Benjamin ist möglicherweise der Gerichtssaal; im Tor wird Recht gesprochen (5Mo 16,18; 17,8). An diesem Ort der Gerechtigkeit und so nahe am Haus des HERRN, in seiner Gegenwart, vor seinem Angesicht, findet großes Unrecht statt. So ist es auch dem Herrn Jesus ergangen. Wo der Schutz des gottesfürchtigen Propheten sein sollte, wird ihm großes Unrecht angetan.
Am nächsten Tag lässt Paschchur Jeremia frei. Möglicherweise hat er gedacht, dass Jeremia seine Lektion gelernt hat und aufhören wird, seine düstere Botschaft weiter zu predigen. Doch da irrt er gewaltig. Jeremia richtet das Wort an ihn selbst (Vers 3). Es ist ebenfalls ein Wort des Gerichts. Der Name, den er Paschchur gibt, „Magor-Missabib“, bedeutet „Schrecken ringsum“. Jeremia erklärt die Bedeutung dieses Namens (Vers 4). Paschchur wird überall Schrecken haben, innerlich und äußerlich. Der Mann wird von Schrecken umgeben sein. Alle, die ihn lieben, werden von Angst ergriffen sein. Alle, die einen Mann wie Paschchur lieben, haben Teil an seinem Schicksal. Sie sind wie er. Familienmitglieder werden getötet und andere gefangen genommen, nach Babel verschleppt und dort getötet.
Auch der ganze Reichtum Jerusalems und all ihre Arbeit, alle kostbaren Dinge und Schätze, von denen Paschchur viel besitzen mag, werden in die Hand des Feindes gegeben werden (Vers 5). Der Feind wird sie berauben und sie nach Babel bringen. Hier wird Babel zum ersten Mal mit Namen erwähnt.
Dann spricht Jeremia Paschchur persönlich an. Paschchur wird zusammen mit allen Bewohnern seines Hauses, seinen Familienmitgliedern, ebenfalls in die Gefangenschaft nach Babel gehen und dort sterben (Vers 6). An diesem Schicksal werden auch alle seine Freunde teilhaben, gegen die er Lügen geweissagt hat und die ihm geglaubt haben. Wie groß ist die Verantwortung eines Predigers!