Behandelter Abschnitt Jer 18,19-23
Verse 19–23 | Das Plädoyer des Jeremia
Höre du, HERR, auf mich, und höre die Stimme meiner Gegner! 20 Soll Böses für Gutes vergolten werden? Denn sie haben meiner Seele eine Grube gegraben. Gedenke, dass ich vor dir gestanden habe, Gutes über sie zu reden, um deinen Grimm von ihnen abzuwenden. 21 Darum übergib ihre Kinder dem Hunger, und gib sie der Gewalt des Schwertes preis, damit ihre Frauen kinderlos und Witwen werden und ihre Männer vom Tod erwürgt, ihre
Jünglinge vom Schwert erschlagen werden im Krieg. 22 Geschrei erschalle aus ihren Häusern, wenn du plötzlich Kriegsscharen über sie bringst; denn sie haben eine Grube gegraben, um mich zu fangen, und meinen Füßen haben sie heimlich Schlingen gelegt. 23 Und du, HERR, du kennst alle ihre Mordanschläge gegen mich; vergib ihre Schuld nicht, und tilge ihre Sünde nicht aus vor deinem Angesicht, sondern lass sie niedergestürzt vor dir liegen; zur Zeit deines Zorns handle mit ihnen!
Das Volk von Juda ermutigt sich gegenseitig, die Worte Jeremias zu missachten (Vers 18). Nun bittet Jeremia den HERRN, ihn zu erhören, indem Er auf die Stimme derer hört, die ihn anklagen (Vers 19). Er trägt dem HERRN seine Sache vor. Sicherlich wird der HERR das Böse, das gegenüber ihm offenbar geworden ist, nicht mit Gutem vergelten (Vers 20)?
Dass die Gegner Jeremias Unglück suchen, sieht man daran, dass sie seiner Seele eine Grube gegraben haben. Das heißt, sie wollen ihn geistlich zerstören, damit er seinen Dienst aufgibt. Aber er steht im Dienst des HERRN, und sein Dienst besteht doch darin, ihnen Gutes zu sagen und Gutes für sie zu suchen, damit Gottes Zorn von ihnen abgewendet wird.
Wenn die Sache so steht und sie das Gute in seiner Person verwerfen, muss er gegen das Volk plädieren. Sie verdienen es nicht, sich als Volk zu vermehren (Vers 21). Die Kinder werden vor Hunger oder durch das Schwert umkommen. Die Frauen werden ihren wertvollsten Besitz verlieren. Sie werden auch Witwen werden, denn ihre Männer werden umkommen. Selbst die jungen Männer, die Hoffnung des Volkes, werden durch das Schwert fallen.
Die sicheren Wohnstätten, die Häuser, sollen durch das plötzliche Eindringen einer Kriegsschar zu Orten der Angst und des Schreckens werden (Vers 22). Diese Kriegsschar ist vom HERRN gesandt. Es soll alles über sie kommen, weil sie darauf aus sind, Jeremia in einer Grube und in Schlingen zu fangen, um ihn seiner Freiheit zu berauben, zu predigen (Ps 141,9.10).
Jeremia weiß, dass der HERR alle Überlegungen seiner Feinde kennt, ihn zu töten (Vers 23). Er braucht nicht sein eigenes Recht zu suchen, sondern kann es in die Hand des HERRN legen. Er richtet an Ihn auch die Forderung nach Gerechtigkeit, weil er seine Gerechtigkeit kennt. Es geht ihm nicht darum, Rache zu suchen für das, was ihm selbst angetan wurde. Es geht um die Entehrung, die dem HERRN angetan wurde.
Was er verlangt, entspricht der Zeit, in der er lebt. Wenn es einen solch hartnäckigen Widerstand gegen das Wort Gottes gibt, kann es keine Versöhnung der Ungerechtigkeit geben und die Sünde kann nicht vor Gott ausgelöscht werden. Solche Menschen können nicht vor Gottes Angesicht bestehen. Jeremia bittet den HERRN, so mit ihnen umzugehen „zur Zeit deines Zorns“, und überlässt Ihm die Zeit der Ausübung des Gerichts.
Wenn Jeremia in seinem Urteil über das Böse zu hart auf uns wirkt, liegt das vielleicht daran, dass wir das Böse, das uns heute umgibt, nicht hart genug beurteilen. Dank der Medien sehen wir heute so viel Böses und Sünde, ohne dass es uns etwas bedeutet. Dadurch neigen wir dazu, es als einen normalen Teil des Lebens zu sehen. Immer öfter und in immer mehr Bereichen wird das Böse als gut bezeichnet. Wir gewöhnen uns so daran, dass wir keine Gefühle des Abscheus mehr haben oder nur noch bei den allerschlimmsten Entartungen Abscheu empfinden. Wir müssen ernsthaft darum beten, dass wir durch die Gnade des Herrn das Böse als abscheulich empfinden.