Behandelter Abschnitt Jer 17,5-8
Verse 5–8 | Der Weg von Fluch und Segen
5 So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der auf den Menschen vertraut und Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz von dem HERRN weicht! 6 Und er wird sein wie ein kahler [Strauch] in der Steppe und nicht sehen, dass Gutes kommt; und an dürren Orten in der Wüste wird er wohnen, in einem salzigen und unbewohnten Land. 7 Gesegnet ist der Mann, der auf den HERRN vertraut und dessen Vertrauen der HERR ist! 8 Und er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt und sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt; und sein Laub ist grün, und im Jahr der Dürre ist er unbekümmert, und er hört nicht auf, Frucht zu tragen.
In diesen Versen vergleicht Jeremia den Weg des Gottlosen mit dem Weg des Gottesfürchtigen. Er stellt Fluch und Segen – und damit Tod und Leben – gegenüber. Juda wandte sich falschen Göttern zu und suchte Schutz bei fremden Mächten (Vers 5). Hier geht es darum, dass sie auf Bündnisse mit Assyrien, Babel und Ägypten vertrauen (Jes 31,1-3), wie es die Situation erfordert. Juda ist „der Mann, der auf Menschen vertraut“, d. h. der schwache, vergängliche, sterbliche Mensch (Jes 40,6). Er ist auch einer, der „Fleisch zu seinem Arm macht“, das heißt, der seine Stärke beim Geschöpf und nicht beim Schöpfer sucht (vgl. Ps 56,4). Das geschieht, weil ihr Herz sich vom HERRN abgewandt hat.
Wenn unser Herz nicht auf den Herrn gerichtet ist, werden auch wir in die Falle „menschlicher Erwartungen“ tappen. Das geschieht, wenn wir bei Problemen unser Vertrauen auf Menschen und nicht auf den Herrn setzen. Das kann z. B. bei Krankheit, finanziellen Sorgen, Eheproblemen, Formen der Sucht und Arbeitslosigkeit sein. Jeremia nennt diese Falle einen Fluch und ein Weichen vom HERRN. Das Schlimme an der Falle menschlicher Erwartungen ist, dass sie Gott aus unserem Denken ausschließt.
Wer seine Erwartung auf Menschen setzt und nicht auf den Herrn, der wird blind sein für das Gute (Vers 6). Von ihm geht nichts aus und es gibt nichts, was ihn zum Erfolg führt. Sein Zustand ist unfruchtbar und hoffnungslos. Weil das Herz trügerisch ist (Vers 9), wählt der Mensch, wie ein unfruchtbarer Strauch an den trockensten Orten zu verweilen, und glaubt, dass es gut ist, dort zu sein. Aber es ist unmöglich, Frucht zu bringen und das Gute zu sehen, wenn man nicht an der Quelle des lebendigen Wassers ist. Das trügerische Herz hält die „Fata Morganas“ der Welt für Wirklichkeit.
Der Mensch, der auf den HERRN vertraut (Vers 7a), ja mehr noch, dessen Vertrauen der HERR selbst ist (Vers 7b), befindet sich in einem völlig anderen Zustand. Er ist an der Quelle und empfängt von ihr seine Kraft zum Wachsen (Vers 8; Ps 1,3). Er fürchtet sich nicht, wenn das Böse kommt, denn es stört ihn nicht. Er strahlt weiterhin Frische aus und trägt Frucht, auch wenn eine Dürreperiode kommt, denn die Wurzeln sind immer noch mit der Quelle verbunden.
Es gibt eine bemerkenswerte Ähnlichkeit im Wortgebrauch in Vers 6 und Vers 8, die gleichzeitig ein scharfer Kontrast ist. Die Ausdrücke „nicht sehen“ (Vers 6) und „sich nicht fürchten“ (Vers 8) sind das gleiche Wort. In dem Zusammenhang, in dem diese Worte verwendet werden, sehen wir, dass diejenigen, die den HERRN verlassen, unempfindlich für das Gute sind, und diejenigen, die auf den HERRN vertrauen, unempfindlich sind für Hitze und Dürre, weil sie ihre Wurzeln am Wasserlauf sprießen lassen.