Behandelter Abschnitt Jer 14,7-9
Verse 7–9 | Das Bekenntnis des Volkes
7 Wenn unsere Ungerechtigkeiten gegen uns zeugen, HERR, so handle um deines Namens willen; denn unsere Abtrünnigkeiten sind zahlreich, gegen dich haben wir gesündigt. 8 Du Hoffnung Israels, sein Retter in der Zeit der Bedrängnis, warum willst du sein wie ein Fremder im Land und wie ein Wanderer, der zum Übernachten eingekehrt ist? 9 Warum willst du sein wie ein bestürzter Mann, wie ein Held, der nicht zu retten vermag? Du bist doch in unserer Mitte, HERR, und wir sind nach deinem Namen genannt; verlass uns nicht!
Der Prophet bekennt die Sünden des Volkes und macht sich mit ihnen eins, indem er von „unseren Ungerechtigkeiten“ spricht (Vers 7). Er spricht sein Bekenntnis nicht laut in Gegenwart des Volkes. Er beruft sich auf den Namen des HERRN, während er zugibt, dass sie mit einer Vielzahl von Abtrünnigkeiten gegen ihn gesündigt haben. Seine einzige Hoffnung und die einzige Hoffnung für das Volk ist der HERR. Er ist die „Hoffnung Israels“ (Vers 8). Jeremia spricht öfter vom HERRN als Hoffnung oder Vertrauen für sein Volk (Jer 17,7.13; 50,7; vgl. Ps 71,5; Apg 28,20; Kol 1,27; 1Tim 1,1). Er allein ist ihr „Retter in der Zeit der Bedrängnis“, wie Er es so oft gezeigt hat, z. B. in der Zeit der Richter (Richter 3-16).
Jeremia fragt, „warum“ sich der HERR wie ein Fremder oder ein Wanderer verhält, wie jemand, der das Land nur für kurze Zeit besucht. Er möchte, dass der HERR zu ihnen kommt und auch bei ihnen bleibt (vgl. Lk 24,29). Die vorherige „Warum-Frage“ betrifft den Wohlstand der Gottlosen (Jer 12,1). Diese neue „Warum-Frage“ betrifft die Beziehung des HERRN zu denen, die ihre Sünden aufrichtig bekennen. Warum hält Er sich von ihnen fern?
Es ist beeindruckend, dass Jeremia den HERRN mit „einem bestürzten Mann“ (Vers 9) vergleicht, während er selbst von Bestürzung geprägt ist. Er appelliert eindringlich an Ihn, nicht dabeizustehen wie einer, der nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll, oder sich wie ein Held zu verhalten, dem die Kraft zum Retten fehlt. Hier ähnelt er den Jüngern, die in ihrer Bestürzung dem Herrn Jesus ebenfalls vorwerfen, dass Er sich ihrer Not nicht annimmt (Mk 4,38). Wie Jeremia, so schreien auch die Jünger zum Herrn Jesus, und sowohl Jeremia als auch die Jünger tun dies nicht vergeblich.
Er beruft sich auf die Gegenwart des HERRN in ihrer Mitte und auf die Tatsache, dass sie bei seinem Namen gerufen sind. Er appelliert an Ihn, etwas für sein Volk zu tun um seines Namens willen. Auch wenn Er sie wegen ihrer Sünden verlassen sollte, kann Er sie nicht um seines Namens willen verlassen. Damit greift er auf Gnade und unbedingte Verheißungen zurück.
Für uns gilt auch, dass wir nicht einen Moment ohne Ihn leben können. Unser Gebet muss daher sein, dass wir nicht von Ihm abweichen. Wenn wir bei Ihm bleiben, bleibt Er bei uns. Wenn wir alle Rechte auf sein Bleiben bei uns verwirkt haben, können wir nur auf Gottes Gnade und seine unbedingten Verheißungen in Christus zurückgreifen.