Behandelter Abschnitt Jer 10,17-22
Verse 17–22 | Wegführung des sündigen Israel
17 Raffe dein Gepäck zusammen aus dem Land, du Bewohnerin der Festung! 18 Denn so spricht der HERR: Siehe, ich werde diesmal die Bewohner des Landes wegschleudern und sie ängstigen, damit sie sie finden. 19 Wehe mir wegen meiner Wunde! Schmerzhaft ist mein Schlag. Doch ich spreche: Ja, das ist mein Leiden, und ich will es tragen. 20 Mein Zelt ist zerstört, und alle meine Seile sind zerrissen; meine Kinder sind von mir weggezogen und sind nicht mehr. Da ist niemand mehr, der mein Zelt ausspannt und meine Zeltbehänge aufrichtet. 21 Denn die Hirten sind dumm geworden und haben den HERRN nicht gesucht; darum haben sie nicht verständig gehandelt, und ihre ganze Herde hat sich zerstreut. 22 Horch, ein Gerücht: Siehe, es kommt, und ein großes Getöse vom Land des Nordens, um die Städte Judas zur Einöde zu machen, zur Wohnung der Schakale.
Der Ton des Propheten ändert sich wieder. Er ruft Jerusalem – „du Bewohnerin der Festung“ – auf, sich auf ihre Wegführung vorzubereiten (Vers 17; vgl. Hes 12,3-16). Sie sollen einfach zusammenpacken, was sie für die Wegführung brauchen. Sie mögen sich in ihrer Festung sicher fühlen, aber das ist ein falsches Gefühl der Sicherheit.
Der HERR wird sein Volk die Folgen ihrer Untreue erleiden lassen, indem Er sie wegschleudert (Vers 18). Ihre Wegführung nach Babel wird mit der Kraft und Geschwindigkeit eines Steins erfolgen, der weggeschleudert wird, ohne dass sie sich dagegen wehren können, so wie ein Stein sich nicht dagegen wehrt, weggeschleudert zu werden. Der HERR wird sie mit den Schrecken der Gefangenschaft heimsuchen. Dann werden sie die Wahrheit aller Warnungen erfahren, die der HERR ihnen gegeben hat.
Als Jeremia diese Worte hört, erschrickt er (Vers 19). Er macht sich eins mit denen, die sich weigern, auf seine Botschaft zu hören und deshalb gerichtet werden. Er liebt sein Volk so sehr, dass er spürt, wie die Gerichte Gottes über sein Volk auf ihn wie eine Krankheit niederdrücken, die er ertragen muss, ohne Hoffnung auf Heilung (vgl. Nah 3,19a).
Durch Gottes Gericht hat er alles verloren, wo er Ruhe und Gemeinschaft fand (Vers 20). Damit kann der Tempel gemeint sein, aber auch Jerusalem und das ganze Land. Die Seile, die Verbindungen, das, was alles zusammenhält, sind zerrissen worden. Keiner hat mehr an irgendetwas einen Halt. Es gibt auch niemanden, der eine Veränderung zum Besseren bewirken kann, der das Zelt wieder ausspannen und die Vorhänge wieder aufhängen kann. Keiner kann wiederherstellen, was verloren gegangen ist. So groß sind die Zerstörung und Verwüstung.
Jeremia kennt die Ursache. Die Hirten, die Führer des Volkes, Könige wie Jojakim und Zedekia und die niederen Verwaltungsbeamten haben den HERRN nicht gesucht (Vers 21). Sie haben Ihn nicht befragt, und dann ist es unmöglich, weise zu handeln. Ihr falsches Beispiel hat das ganze Volk wie eine Herde zerstreut. Die Einheit ist dahin.
Es folgt das angsteinjagende Gerücht des bevorstehenden Gerichts (Vers 22). Das Gerücht erreicht die Stadt, dass die Armeen Babels in das Land im Norden eingefallen sind. Die Folgen sind klar. Sie werden die Städte Judas zur Einöde machen. Das Volk wird dort nicht mehr wohnen können. Sie werden zur Wohnung der Schakale werden.