Behandelter Abschnitt Jer 6,1-5
Verse 1–5 | Die nahende Invasion
1 Flüchtet, ihr Kinder Benjamin, aus Jerusalem hinaus, und stoßt in die Posaune in Tekoa, und errichtet ein Zeichen über Beth-Hakkerem; denn Unglück ragt herein von Norden her und große Zerschmetterung. 2 Die Schöne und die Verzärtelte, die Tochter Zion, vertilge ich. 3 Hirten kommen zu ihr mit ihren Herden; sie schlagen Zelte rings um sie auf, weiden jeder seinen Raum ab. 4 „Heiligt einen Krieg gegen sie! Macht euch auf und lasst uns am Mittag hinaufziehen! – Wehe uns! Denn der Tag hat sich geneigt, denn die Abendschatten strecken sich! 5 Macht euch auf und lasst uns in der Nacht hinaufziehen und ihre Paläste verderben!“
Jeremia beschreibt hier prophetisch die kommende Belagerung Jerusalems durch die Armeen des Königs von Babel (Vers 1). Der Prophet fühlt sich so sehr in den kommenden Schrecken ein, dass er ihn beschreibt, als wäre es bereits geschehen. Er sieht sie im Geist auf Jerusalem zugehen, bereit, die Stadt einzunehmen. Die „Kinder Benjamins“ – Jeremia wohnt im Gebiet des Stammes Benjamin –, die in Jerusalem sind, werden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen und sich nicht auf ihre eigene Kraft zu verlassen. Sicherheit ist von äußerster Wichtigkeit, besonders wenn Unglück droht.
Sie sollen in die Posaune in Tekoa stoßen, um die Einwohner dort zu warnen. Tekoa ist der Geburtsort von Amos (Amos 1,1). Es ist eine judäische Stadt etwa achtzehn Kilometer südlich von Jerusalem. Zusätzlich zu dem akustischen Warnsignal muss auch ein sichtbares Zeichen, z. B. in Form eines Feuersignals, aufsteigen. Dieses sichtbare Zeichen soll über Beth-Hakkerem, das etwa fünf Kilometer südlich von Jerusalem liegt, errichtet werden, damit alle, die es sehen, vor dem Unglück fliehen können. Das Unglück „ragt herein von Norden her“, das meint, dass die Armee Babels sich auf den Vormarsch Richtung Jerusalem vorbereitet.
Jerusalem ist eine „schöne“ und „verzärtelte“ Frau (Vers 2). Die Fürsorge des HERRN hat sie reizvoll gemacht, aber sie hat ihre Schönheit missbraucht, indem sie sich wie eine Hure verhielt (Hes 16,1-16). Das führte dazu, dass sie anfangs viel Aufmerksamkeit von den umliegenden Völkern bekam und dadurch verwöhnt wurde. Das Ergebnis ist, dass sie begonnen hat, sich dem HERRN gegenüber ungebührlich zu verhalten. Deshalb wird Er sie vertilgen.
Die Stadt wird alles verlieren durch Hirten, die mit ihren Herden alles abweiden (Vers 3). Sie sind ein Bild für den Feind, der gegen sie heraufziehen wird und nichts von ihrer Schönheit übrig lässt. Die feindlichen Heerführer, die „Hirten“, mit ihren Soldaten, „ihren Herden“, werden ihre Zelte rings um Jerusalem aufschlagen. Dabei wird jeder Hauptmann seine Zelte auf einem Stück Land aufschlagen. Dieses wird dabei komplett mit Zelten bedeckt und akribisch beweidet, sodass es für das Volk Gottes unbrauchbar wird.
Der Feind kommt und erklärt den Krieg. Der Kriegserklärung gehen Vorbereitungen voraus und es folgt der Beginn des Krieges. Ihre Sprache zeigt Eile und Ungeduld und den Durst nach Zerstörung. Am helllichten Tag wollen sie angreifen (Vers 4). Dann stellt sich heraus, dass der Tag doch schneller vergehen wird als erwartet. Das ist ein Rückschlag. Dann müssen sie in der Nacht marschieren (Vers 5).
So verstreicht für Jerusalem der Tag, an dem der Angriff drohte, und es herrscht nun Angst vor der Nacht, weil die Stadt angegriffen werden wird. Die Soldaten sind voller Kriegsbegeisterung und nicht zu bremsen. Sie sehen die Beute vor sich. In der Nacht werden die Paläste, das sind die Häuser der Vornehmen, verwüstet. Die komfortablen Häuser derer, die sich am Leben ergötzt haben, werden dem Erdboden gleichgemacht.