Behandelter Abschnitt Jer 4,27-31
Verse 27–31 | Die Verwüstung des Landes
27 Denn so spricht der HERR: Das ganze Land soll eine Wüste werden; doch will ich es nicht völlig zerstören. 28 Darum wird die Erde trauern und der Himmel oben schwarz werden, weil ich es geredet, beschlossen habe; und ich werde es nicht bereuen und nicht davon abgehen. 29 Vor dem Geschrei der Reiter und der Bogenschützen flieht jede Stadt; sie gehen ins Dickicht und ersteigen die Felsen. Jede Stadt ist verlassen, und kein Mensch wohnt darin. 30 Und du, Verwüstete, was wirst du tun? Wenn du dich auch in Karmesin kleidest, wenn du mit goldenem Geschmeide dich schmückst, wenn du deine Augen mit Schminke aufreißt: Vergeblich machst du dich schön. Die Liebhaber verschmähen dich, sie trachten nach deinem Leben. 31 Denn ich höre eine Stimme wie von einer Kreißenden, Angst wie von einer Erstgebärenden, die Stimme der Tochter Zion; sie seufzt, sie breitet ihre Hände aus: Wehe mir! Denn kraftlos erliegt meine Seele den Mördern.
Weil der HERR selbst dieses Gericht ausführt, ist das zugleich die Garantie, dass Er dessen Grenze bestimmt, die nicht überschritten wird (Vers 27). Das bietet die Aussicht auf eine gewisse Hoffnung, die Hoffnung auf einen Überrest. Der Feind will nichts von Gottes Volk übrig lassen, aber der HERR wird dafür sorgen, dass es nicht zu einer völligen Zerstörung des Landes kommt.
Doch die Erde wird trauern wegen der Katastrophen, die über sie kommen werden (Vers 28). Und sie werden kommen. Der HERR bestätigt dies auf das Kräftigste mit einer vierfachen Beschwörung:
„Weil ich es geredet,
beschlossen habe;
und ich werde es nicht bereuen
und nicht davon abgehen.“
Wenn in der Stadt das Geschrei der herannahenden Reiter und Bogenschützen zu hören ist, wird jeder aus der Stadt fliehen (Vers 29). Sie alle suchen Zuflucht außerhalb der Stadt, im Dickicht oder auf den Felsen. Auf diese Weise wollen sie versuchen, sich vor dem Zorn Gottes zu verstecken (vgl. Off 6,15.16). Wenn der Feind nach Jerusalem kommt, sind alle anderen Städte Judas bereits verlassen, kein Mensch wohnt mehr in ihnen.
Dann wendet sich der HERR an die verwüstete Stadt und fragt mit
Ironie in seiner Stimme, was sie nun tun wird (Vers 30). Er kann ihr
sagen, dass alles, was sie tut, um sich schön zu machen, um für die
Feinde seines Volkes attraktiv zu sein, keine Wirkung haben wird. Sie
will wie eine Hure aussehen und denkt, dass sie auf diese Weise das
Gericht abwenden kann. Ihre aufreizende Kleidung, ihr attraktiver
Schmuck und ihre geschminkten Augen – wörtlich heißt es, dass sie ihre
Augen mit Farbe vergrößert – werden das Gegenteil bewirken (vgl. 2Kön 9,30;
Ihre Liebhaber werden sie ablehnen und ihr das Leben unmöglich machen. Sie hat jede Attraktivität verloren und wird als wertlos verworfen. So ergeht es jedem, der voller Eigenliebe ist und meint, für andere attraktiv zu sein, sich aber nicht fragt, wie Gott ihn sieht.
Jeremia hört das Geräusch einer Frau in Geburtswehen bei ihrem ersten Kind (Vers 31). Der Schmerz, den dies verursacht, ist ein Bild für das, was das Gericht bringt. Geburtswehen bergen gleichzeitig die Verheißung von neuem Leben in sich. Jeremia hört hier, wie Zion nach Atem ringt und ihre Hände ausstreckt, um Hilfe zu empfangen. Die treulose Frau, die Hure, muss eine Frau wie in Geburtswehen werden. Die Mörder, die über sie herfallen, müssen sie peinigen, damit sie mit Reue über ihre Sünden zum HERRN zurückfinden, um neues Leben zu empfangen. Der Ausruf „Wehe mir!“ ist der Anfang davon.