Behandelter Abschnitt Jes 48,3-11
Verse 3–11 | Frühere und neue Dinge
3 Ich habe das Frühere lange zuvor verkündet, und aus meinem Mund ist es hervorgegangen, und ich habe es hören lassen; plötzlich tat ich es, und es traf ein. 4 Weil ich wusste, dass du hart bist und dass dein Nacken eine eiserne Sehne und deine Stirn aus Erz ist, 5 so habe ich es dir lange zuvor verkündet, ehe es eintraf, habe ich es dich hören lassen; damit du nicht sagen könntest: Mein
Götzenbild hat es getan, und mein geschnitztes und mein gegossenes Bild hat es geboten. 6 Du hast es gehört, betrachte es alles; und ihr, wollt ihr es nicht bekennen? Von nun an lasse ich dich Neues hören und Verborgengehaltenes und das, was du nicht gewusst hast. 7 Jetzt ist es geschaffen und nicht lange zuvor, und vor diesem Tag hast du nicht davon gehört; damit du nicht sagen könntest: Siehe, ich habe es gewusst. 8 Du hast es weder gehört noch gewusst, noch war von jeher dein Ohr geöffnet; denn ich wusste, dass du sehr treulos bist und dass man dich von Mutterleib an einen Übertreter genannt hat. 9 Um meines Namens willen halte ich meinen Zorn zurück, und um meines Ruhmes willen bezwinge ich ihn, dir zugut, um dich nicht auszurotten. 10 Siehe, ich habe dich geläutert, doch nicht wie Silber; ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Elends. 11 Um meinetwillen, um meinetwillen will ich es tun; denn wie würde mein Name entweiht werden! Und meine Ehre gebe ich keinem anderen.
Nun folgt eine erneute Prophezeiung der Macht, die Gott allein hat, um zukünftige Dinge unfehlbar vorherzusagen (Verse 3–6a). Aber es gibt einen Unterschied zu früheren Prophezeiungen über diese einzigartige Eigenschaft Gottes. In früheren Prophezeiungen (Jes 41,22; 42,9; 43,9) bildet die Prophezeiung in der Regel ein Gegensatz zu den Götzen und Götzendienern in Israel (Jes 46,9.10). Hier geht es um die Prophezeiung des HERRN mit Blick auf den Abfall und die Verhärtung Israels.
Er hat verkündet, dass Er Rettung bringen wird (Vers 3). Aber das Volk war nicht bereit, den Hals zu beugen, um Ihm zu gehorchen. In ihren Gedanken ist kein Platz für Ihn (Vers 4). Wenn Er, während sich das Volk in einem solchen Zustand befindet, die angekündigte Erlösung vollziehen würde, könnte es passieren, dass das Volk sie den Götzen Babels zuschreibt (Vers 5).
Was eine Ermutigung für die Treuen ist, dass Er sie erlösen wird, ist eine Warnung für die Hartnäckigen. Gott sagt den Hartnäckigen, was Er tun wird, damit sie es sich nicht in den Kopf setzen, die Rettung den Götzen zuzuschreiben. Er wacht über seine Ehre. Er will, dass sie bekennen, dass Er es ist, der es tut (Vers 6a).
Außerdem wird der HERR ihnen Dinge zeigen, die Er neu erschafft, nicht Dinge, die Er vor langer Zeit erschaffen hat (Verse 6b–8). Der Mensch ist so böse, dass er die Erkenntnis, die Gott ihm über sein Tun gibt, dazu missbrauchen kann, das, was Er tut, den Götzen zuzuschreiben. Diese neuen Dinge beziehen sich auf die Befreiung Israels aus der Macht Babels. Er wird das plötzlich bewirken.
Der HERR sagt dies alles, weil Er das Herz seines Volkes kennt. Hätte Er seinem Volk den Lohn gegeben, den es verdient hat, hätte Er es vernichtet. Aber Er kann seine Barmherzigkeit nicht verleugnen. Um seiner s0elbst willen hielt Er sich zurück und rottete sie nicht aus (Vers 9). Die schwere Gefangenschaft, wie auch die zukünftige große Drangsal und die gegenwärtigen bitteren Erfahrungen, sind ein Läuterungsprozess (Vers 10). Er hat sie „geläutert, doch nicht wie Silber“, denn ihr Wert übersteigt den von Silber bei weitem.
Die Gefangenschaft hat sie vom Götzendienst gereinigt. Aber da ihre Herzen nicht gereinigt wurden, haben sie Christus verworfen. Das Haus Israel ist leer und gekehrt und geschmückt, in das der Dämon des Götzendienstes zurückkehren wird mit „sieben anderen Geistern, böser als er selbst“ (Mt 12,43-45). Auch davon muss Israel gereinigt werden. Zu diesem Zweck sendet Gott die große Drangsal. Auch der Preis für die Errettung muss bezahlt werden. Das Bezahlen dieses Preises ist das, was der HERR in diesem Abschnitt als Neues angekündigt hat. Das wird im nächsten Teil, Jesaja 49-57, erklärt.
Diese gnädige Absicht hat der HERR in den Prüfungen, die unser Teil sind, im Blick. Sie werden uns befähigen, die Liebe und Gnade, die wir darin erfahren, zu würdigen und Ihn dafür zu preisen. Wir werden dann vor Verzweiflung bewahrt. Er will nur alle „Schlacken“, den Schmutz, aus unserem Glaubensleben entfernen und unseren Glauben, der mit Gold verglichen wird, zu reinem Gold machen (1Pet 1,7; Sach 13,9).
Dieser Reinigungsprozess wird zu einem Ende kommen und ein gesegnetes Ergebnis hervorbringen. Er wird es „um meinetwillen, um meinetwillen“ tun, wobei die Wiederholung die große Bedeutung dieser Tatsache unterstreicht (Vers 11). Und was wird Er tun? Er wird sein Volk erlösen. Die Gegner des HERRN und seines Volkes werden niemals einen Grund finden, Gott und sein Handeln zu verspotten. Seine Wege und seine Handlungen stellen seine Herrlichkeit dar, die niemals aufgegeben werden wird. Alle Ehre und alle Herrlichkeit wird Ihm allein zukommen und auch gegeben werden.