Behandelter Abschnitt Jes 41,11-16
Verse 11–16 | Israel vernichtet seine Feinde
11 Siehe, beschämt und zuschanden sollen alle werden, die gegen dich entbrannt sind; deine Widersacher sollen wie nichts werden und umkommen. 12 Du wirst sie suchen und nicht finden, die Männer, die mit dir streiten; wie nichts und wie Nichtigkeit sollen die Männer werden, die dich bekriegen. 13 Denn ich, der HERR, dein Gott, ergreife deine rechte [Hand], der ich zu dir spreche: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! 14 Fürchte dich nicht, du Wurm Jakob, du Häuflein Israel; ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels. 15 Siehe, ich habe dich zu einem scharfen, neuen Dreschschlitten gemacht, mit Doppelschneiden versehen: Du wirst Berge dreschen und zermalmen und Hügel der Spreu gleichmachen; 16 du wirst sie worfeln, dass der Wind sie entführt und der Sturm sie zerstreut. Du aber, du wirst in dem HERRN frohlocken und dich rühmen in dem Heiligen Israels.
Israel, als Volk Gottes, hatte schon immer zahlreiche und mächtige Feinde gehabt. Verfolgung und Widerstand werden zunehmen und intensiver werden, wenn das Ende der Zeit naht. Die eben erwähnten tröstlichen Verheißungen münden in diesen Versen in die Gewissheit der Vernichtung der Feinde und eine Wiederholung der Garantie der zugesagten Hilfe.
Die Verse 11 und 12 enthalten vier Beschreibungen der Feinde, wie sie sich gegenüber dem Volk Gottes verhalten. Zwei dieser Äußerungen beziehen sich auf Worte (Vers 11) und zwei auf Taten (Vers 12).
1. Sie sind „gegen dich entbrannt“. Dies deutet darauf hin, dass die feurige Hitze vom Widerstand des Satans in ihnen wirkt. Aber sie werden beschämt und zu Schanden werden.
(2) Sie sind auch „deine Widersacher“ oder „die Männer deiner Rechtssache“,
3) „die Männer, die mit dir streiten“ und
(4) „die Männer, die dich bekriegen“. Dies weist auf ihren aktiven Kampf gegen Gottes Volk hin.
Aber sie sind nur „Männer“, die vor dem HERRN sind „wie nichts und wie Nichtigkeit“. Sie kommen um und sind nicht mehr auffindbar, ja, vertilgt. So total ist ihr Untergang und so vollkommen die Befreiung des Volkes Gottes.
Wieder richtet der HERR den Blick seines geprüften Volkes auf sich. Es gibt nicht nur die Verheißung von dem Untergangs des Feindes, der HERR verspricht auch, dass Er Stütze und Schutz für sein Volk sein wird (Vers 13). Es gibt nicht nur Befreiung, sondern der HERR wird Israel auch benutzen zur Erfüllung seines Vornehmens. Zu diesem Zweck wird Er ihre rechte Hand ergreifen. Die rechte Hand ist die Hand, mit der die meisten von uns die Arbeit verrichten und steht symbolisch für unsere Aktivitäten. Dass Gott sie nimmt, bedeutet, dass wir nichts ohne Ihn tun können. Er möchte, dass wir uns bewusst sind, dass die Kraft, die wir für alles brauchen, was wir tun, seine Kraft sein muss.
Neben dem Gefühl der Kraft, die Er darreicht, gibt Er auch inneren Frieden, indem Er die Angst beseitigt. Durch seine Macht braucht man keine Angst vor irgendwelchen Gegnern zu haben. Wenn Er hilft, wer kann
dann eine Bedrohung sein? Noch einmal ertönt das „Fürchte dich nicht“ (Vers 14). Sein Volk ist so bedrückt und deprimiert, dass es fast nicht zu glauben wagt, dass die Befreiung kommt.
Der HERR spricht sie als „du Wurm Jakob“ an, weil sie sich so fühlen. Der Wurm ist ein Sinnbild für eine hilflose, zur Erde geworfene und zertretene Kreatur, ein Gegenstand der Verachtung (vgl. Hiob 25,6). Es ist die Larve des Kirmizis, eines Insekts von tiefroter Farbe. Aus diesen Larven wird Karmesin hergestellt. Dazu müssen diese Larven zerkleinert werden. Karmesin ist tiefrot und spricht von Sünde (Jes 1,18). Das Verkleinerungswort
„Wurm“ deutet auf zusätzliche Verachtung hin. Mit diesem Zustand hat sich der Messias in seinem Leiden am Kreuz eins gemacht, was auch bedeutet, dass Er ihr Retter ist. Er ist der Wurm, Er wurde zertrampelt, ja, Er wurde zur Sünde gemacht (Ps 22,6).
Der HERR nennt sie auch „Häuflein Israel“. Das Verkleinerungswort
„Häuflein“ weist darauf hin, dass sie verletzlich und sterblich sind und dass vom Volk Israel nicht mehr viel übrig ist (so übersetzt es die Septuaginta, die griechische Übersetzung des hebräischen Alten Testaments). Dies ist die Folge der großen Drangsal, die über sie kommt, in der die gottlose Masse des jüdischen Volkes wegen ihres Abfalls vom HERRN umkommt (5Mo 4,27). Der HERR erniedrigt sein Volk und auch uns, damit Er sie und uns erhöhen kann.
Zum dritten Mal (Verse 10.13.14) sagt Er, dass Er ihnen hilft. Die Garantie ist, dass Er, der HERR, der Gott des Bundes, es sagt. Eine zusätzliche Garantie liegt in der Tatsache, dass ihr Erlöser „der Heilige Israels“ ist. Er setzt gewissermaßen seine Unterschrift unter die Erklärung, dass Er ihnen helfen wird. Er weist sein geplagtes Volk auf sich selbst hin. Er ist der ewig existierende Gott, Er ist ohne Anfang, Er ist der von jeher existierende HERR. Immer wieder spricht Er von diesem Namen als Grundlage für die Gewissheit seines Erlösungswerkes. Dieses Erlösungswerk geht nicht auf Kosten seiner Heiligkeit. Er hat das Lösegeld für die Erlösung vollständig bezahlt und am Kreuz ausgerufen: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30).
Das Wort „Erlöser“ ist die Übersetzung des hebräischen Wortes goel, eigentlich „der Löser“. Von den dreizehn Malen, die dieses Wort goel in Jesaja vorkommt, ist dies hier das erste Mal. Die Erlösung ist immer gegründet
auf die gnädige Erfüllung der Pflichten eines Lösers, der ein Blutsverwandter dessen sein muss, der gelöst werden muss (3Mo 25,48.49). Indem Er Blut und Fleisch annahm und so mit uns verwandt wurde, konnte Er, der wahre Löser für uns und sein Volk, die Erlösung mit dem Preis seines Blutes bewirken (Heb 2,14.15).
Die Verse 15 und 16 beschreiben anschaulich, wie das Volk vom HERRN benutzt wird, um seine Feinde zu besiegen. Wie ein „scharfer, neuer Dreschschlitten“, werden sie stolze und mächtige Feinde, „Berge“ und
„Hügel“, zu Spreu zermahlen, die der Wind aufnimmt und wegbläst. Ein Dreschschlitten ist vergleichbar mit grobem Schmirgelpapier, doch es ist ein Holzbrett statt Papier und scharfe Steine statt der Körner des Schmirgelpapiers. Die Tatsache, dass es sich um einen „neuen“ Dreschschlitten handelt, will zum Ausdruck bringen, dass die Steine noch nicht durch Abnutzung stumpf geworden sind.
„Der Wind“ und „der Sturm“ des HERRN werden die Spreu, die Reste des Feindes, vollständig wegblasen. Dann wird sich sein Volk nicht seiner eigenen Taten rühmen, sondern sich über den HERRN freuen, der dann als Löser zu seinem Volk zurückkehren wird. Dann werden alle Hindernisse beseitigt. Dann werden sie sich in Ihm rühmen, denn Ihm allein verdanken sie alle ihre Segnungen.