Behandelter Abschnitt Jes 40,21-26
Verse 21–26 | Gottes Erhabenheit
21 Wisst ihr es nicht? Hört ihr es nicht? Ist es euch nicht von Anfang an verkündet worden? Habt ihr nicht Einsicht erlangt in die Grundlegung der Erde? 22 Er [ist es], der da thront über dem Kreis der Erde, und ihre Bewohner sind wie Heuschrecken; der die Himmel ausgespannt hat wie einen Schleier und sie ausgebreitet hat wie ein Zelt zum Wohnen; 23 der die Fürsten zu nichts macht, die Richter der Erde in Nichtigkeit verwandelt. 24 Kaum sind sie ge-
pflanzt, kaum sind sie gesät, kaum hat ihr Stock Wurzeln in der Erde getrieben, da bläst er sie schon an, und sie verdorren, und ein Sturmwind rafft sie wie Stoppeln hinweg. 25 Wem denn wollt ihr mich vergleichen, dem ich gleich wäre?, spricht der Heilige. 26 Hebt zur Höhe eure Augen empor und seht: Wer hat diese [da] geschaffen? Er, der ihr Heer herausführt nach der Zahl, ruft sie alle mit Namen: Wegen der Größe seiner Macht und der Stärke seiner Kraft bleibt keines aus.
In Vers 21 stellt Jesaja vier Fragen. Dabei geht es nicht um das Sehen, sondern um das Hören. Das Hören ist mit dem Wort Gottes verbunden (Vers 8), das durch den Mund des HERRN gesprochen wird (Vers 6). Es bildet einen Kontrast zu den Versen 19 und 20, in denen es darum geht, die Götzen zu sehen. Jesaja stellt seine Fragen in einer sogenannten „chiastischen“ Reihenfolge, wobei die erste und die letzte zusammengehören, ebenso wie die beiden in der Mitte. Diese Reihenfolge wird wie folgt dargestellt: a, b, b, a. In Vers 21 lautet die Reihenfolge
kennen,
--b. hören,
--b. verkünden,
a. verstehen oder Einsicht haben.
Diese Präsentationsmethode ist eine kraftvolle Art des Lehrens. Dadurch dringen die Fragen tief in das Gewissen ein und zwingen den Angesprochenen zum Nachdenken.
Wer nicht aus der Schöpfung weiß (a) und erkennt, dass Gott die Grundfesten der Erde gelegt hat, dass Er alles erschaffen hat – dies wird in den Versen 22–26 näher ausgeführt –,
der wird der Erkenntnis seines Willens beraubt durch die Predigt (b) und durch Lehre (b)
weil sein Verstand verfinstert ist (a).
Die Wunder der Natur müssen in uns Bewunderung für den Schöpfer bewirken.
In den Versen 22–24 spricht Jesaja abwechselnd von Gottes Stellung, Macht und Autorität im wahrnehmbaren Universum und von den Bewohnern
der Erde. Für Ihn ist der Himmel wie ein Tuch, das Er ausbreitet, und wie ein Zelt, das Er ausspannt, sodass man darin wohnen kann.
Diejenigen, die auf der Erde wohnen, sind für Ihn wie „Heuschrecken“ (vgl. 4Mo 13,33). Selbst die Mächtigsten unter ihnen, die „Fürsten“ und
„Richter“, sind wie nichts und werden zur „Nichtigkeit“. Sie haben es sich selbst vorgenommen oder wurden von anderen dazu bestimmt, eine ruhmreiche Entwicklung zu erleben und zu großen Höhen aufzusteigen. Macht, großer Einfluss und viele Regierungsbefugnisse liegen vor ihnen. Doch ein plötzliches Eingreifen seiner mächtigen Hand setzt dieser begehrten Zukunft ein jähes Ende (vgl. Jes 11,4; 2Thes 2,8).
Wie in Vers 18, wo die Herausforderung nach dem Hinweis auf die Unbedeutsamkeit der Völker erfolgt, so erfolgt in Vers 25 die herausfordernde Frage nach dem Hinweis auf die Endlichkeit der Bewohner der Erde und dem Verschwinden der Machthaber. In Vers 18 fragt Jesaja, wer mit Gott vergleichbar ist. Die Antwort ist, dass Er mit nichts verglichen werden kann. In Vers 25 spricht Gott selbst als „der Heilige“ und stellt die gleiche Frage.
Er selbst gibt die Antwort und sagt, dass Er mit niemandem zu vergleichen ist: „Wem denn wollt ihr mich vergleichen, dem ich gleich wäre?“. Es ist, als würde Er sagen: Es zeugt von Weisheit, keinerlei Vergleich zu wagen. Es geht nicht um seine Unbegrenztheit und ihrer Bedeutungslosigkeit, sondern um seine grundlegende und absolute Heiligkeit und die Nichtswürdigkeit seines verdorbenen und götzendienerischen Volkes.
Zum dritten Mal wird das Volk an die unvergleichliche Macht Gottes als Schöpfer erinnert (Vers 26). Zuvor wurde auf Gott als Schöpfer hingewiesen, um ihnen ihre eigene Bedeutungslosigkeit vor Augen zu führen (Vers
12) und um sie daran zu erinnern, was sie aus der Schöpfung eigentlich hätten lernen können (Verse 21.22). Nunmehr klingt der Hinweis auf den Schöpfer wie ein Befehl. Sie sollen nach oben in das Universum schauen. Dann sehen sie jene unzähligen Himmelskörper, die in vielen Religionen als Götter verehrt werden. Sie werden alle von Ihm in ihre Umlaufbahn gestellt und gehalten.
Er kennt sie alle mit Namen und steuert sie, denn sie stehen alle unter seinem Befehl. Die Himmelskörper existieren und bewegen sich nicht aus-
schließlich durch vom Schöpfer gesetzte Naturgesetze. Der Sohn Gottes ist auch das erhaltende Zentrum, der Träger und Leiter davon (Kol 1,16.17). Er ist es, der „alles trägt durch das Wort seiner Macht“ (Heb 1,3). Ausschließlich ein allmächtiger Gott ist dazu in der Lage.