Verse 4 | Schön, lieblich, furchtbar
Du bist schön, meine Freundin, wie Tirza, lieblich wie Jerusalem, furchtbar wie Kriegsscharen.
Hier spricht wieder der Bräutigam. Jetzt, da die Braut ihn wiedergefunden hat, erklärt er ihr wieder, was sie für ihn bedeutet. Er hat ihr vorher schon einmal gesagt, dass sie schön ist (Hld 4,1). Es ist eine Ermutigung für die Braut, dass sie das wieder hört, nachdem ihre Liebe nachgelassen hatte. Wir müssen auch jedes Mal aus dem Mund des Herrn Jesus hören, was wir Ihm bedeuten, besonders nach einer Zeit, in der unsere Liebe für Ihn schwach gewesen ist. Auf diese Weise ermutigt der Herr Jesus den Apostel Paulus, als er im Gefängnis ist (Apg 23,11).
Die praktische Lektion ist, dass ein Ehemann seiner Frau regelmäßig sagen sollte, dass sie schön ist. Das sollte er nicht nur sagen, wenn sie sich für eine besondere Gelegenheit schön angezogen hat. Es geht darum, dass sie schön ist darin, wer sie ist, und darum, dass sie als Person mit ihren eigenen Fähigkeiten wertgeschätzt wird. Wir müssen das Gleiche auch unseren Kindern und Enkeln persönlich sagen. Wenn ein Kind oder Enkel Emma heißt, sagen wir: „Du bist die schönste Emma auf der ganzen Welt!“
Eine Mutter rief ihren Sohn an. Sie fragte ihn: „Wo bist du, was machst du gerade?“ Der Sohn sagte später: „Meine Mutter interessiert sich nur dafür, wo ich bin und was ich gerade mache. Aber sie fragt mich nicht, wie es mir geht oder wie ich mich fühle.“ Er vermisste das Interesse an ihm als Person. So kann es auch im Umgang mit anderen Gläubigen sein. Wir können das auch tun, wenn wir mehr Interesse daran haben, was sie tun, als wie es ihnen geht.
Die Tatsache, dass der Bräutigam sie „meine Freundin“ nennt, ist auch
eine Wiederholung. Er hat sie schon viele Male so genannt (
Der Zweck der Vertraulichkeit ist Gemeinschaft, was zum Wachstum in der Einheit führt. Für uns bedeutet es, dass wir in das Bild des Herrn Jesus verwandelt werden, wenn wir Ihn anschauen (2Kor 3,18). Christus möchte sein Bild in uns erkennen, welches Er in uns gestaltet hat (Gal 4,19). Das ist das Ergebnis von Gemeinschaft, wenn Er sich selbst in uns erkennt. Das kann eintreten, weil Er unser Leben ist.
Mit den Worten „schön“, „lieblich“ und „furchtbar“ gebraucht der Bräutigam drei Bilder. Die Braut ist „schön wie Tirza“. Tirza war die Hauptstadt des Königreiches der zehn Stämme, bevor Omri Samaria zur Hauptstadt machte (1Kön 15,33; 16,23.24). Tirza bedeutet unter anderem „Freude“. Es muss eine schöne Stadt gewesen sein.
Dann vergleicht er ihr liebliches Aussehen mit „Jerusalem“, der Hauptstadt des Königreiches der zwei Stämme. Jerusalem bedeutet „die Feste des Friedens“. In beiden Hauptstädten sehen wir die Herrlichkeit von ganz Israel, wenn die zwölf Stämme ins Land zurückgekehrt sind.
Die Braut ist schön und lieblich für den Bräutigam, aber auch furchtbar für diejenigen, die ihr schaden wollen. Sie ist wie „Kriegsscharen“, um dem Feind zu widerstehen.
Nach einer Jugendstunde über Sexualität anhand der Geschichte Dinas (1Mo 34,1-4) als Beispiel kamen zwei Mädchen zu mir. Sie sahen schön aus. Sie fragten mich, was daran böse sei, wenn man ausgeht, so wie Dina, und gewisse Freundschaften schließt.
Meine Antwort war: „Dann befindet ihr euch auf gefährlichem Gebiet. Jungs können zu euch kommen und sie möchten „etwas“ von euch. Deswegen sind sie dort. Wenn ihr auch dort seid, dann denken sie, dass ihr das Gleiche möchtet.“ „Ja, das ist schon einmal passiert“, sagte eine von ihnen, „aber ich habe Nein gesagt.“ Meine Reaktion war: „Wenn ein Junge die Möglichkeit dazu hatte, dich zu fragen, dann bedeutet das, dass du schon zu weit gegangen bist.“ Solche Mädchen haben nicht das Banner erhoben – das Banner der Liebe des Herrn Jesus (Hld 2,4; 5,10) und sind nicht furchtbar für die Welt, sondern anziehend für die Welt.
Für uns bedeutet es, dass wir der Sünde keine Chance geben, um Raum in unserem Leben zu bekommen, denn sie ist ein Feind. Wir müssen einen klaren Standpunkt gegen die Sünde beziehen. Das trifft auch auf die örtliche Gemeinde zu. Wenn wir der Sünde erlauben, hineinzukommen, dann weicht die Liebe für den Herrn Jesus.
Die Braut ist schön und lieblich und das macht sie anziehend für diejenigen, die mit ihr zusammen sein möchten, und wirkt gleichzeitig als eine abschreckende Macht und Kraft gegenüber denjenigen, die ihr schaden wollen. Es scheint, dass viele Gläubige beide Aspekte verloren haben. Weil wir unseren heiligen Charakter verloren haben, fürchten uns die Menschen nicht mehr. Weil wir unseren lieblichen Charakter verloren haben, geht von uns keine Anziehungskraft mehr aus.