Verse 3 | Zu viel Aufwand
Ich habe mein Kleid ausgezogen, wie sollte ich es [wieder] anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie sollte ich sie [wieder] beschmutzen?
Nach allem, was der Bräutigam der Braut in Vers 2 gesagt hat, ist ihre Reaktion abweisend, schockierend. Sie möchte ihren gemütlichen Ort nicht mit der kalten Nacht tauschen. Die warme Liebe das Bräutigams lässt sie unberührt. Sie ist geistig faul und zufrieden mit ihrer Ruhe. Etwas für den Bräutigam zu unternehmen, ist zu ermüdend. Sie ist wie die weisen Jungfrauen, die zusammen mit den törichten Jungfrauen einschlafen, während sie auf den Bräutigam warten (Mt 25,5), oder wie die Jünger, die nicht mit ihrem Herrn wachen konnten (Lk 22,45).
Ihre Ausrede, dass sie seine Einladung nicht annehmen kann, ist, dass sie ihr „Kleid ausgezogen“ hat. Kleidung spricht von unserem Verhalten, von dem, was für andere sichtbar ist. Geistlich gesehen spricht ihr Verhalten von einem Gläubigen, der sich schämt, für den Herrn Jesus einzutreten und freimütig Zeugnis für Ihn abzulegen. Von den „Kleidern des Heils“, mit denen Er sie bekleidet hat, ist nichts zu sehen (Jes 61,10).
Eine andere Entschuldigung ist, dass sie ihre „Füße gewaschen“ hat. Das bedeutet geistlich gesprochen, dass ein Gläubiger sich von der Befleckung der Welt gereinigt hat und dass er es folglich auch vorzieht, sich davon fernzuhalten. Das ist eine Einstellung der Isolation. Diese Reinheit, die an sich selbst gut ist, wird zu einem Problem.
Daraus folgt eine Selbstzufriedenheit mit allem, was wir in Christus empfangen haben. Dann empfinden wir es als genug und wir werden keine Herausforderungen mehr sehen. Der Wille, dass wir der Tatsache ins Auge blicken, dass wir uns ändern müssen, ist der Preis für den Fortschritt. Selbstzufriedenheit führt dazu, dass wir uns nicht mehr zu einer höheren Berufung motivieren lassen. Stellen wir uns vor, was passieren würde, wenn wir den Herrn Jesus zurück in unser Leben lassen und Ihm wieder die Herrschaft über unser Leben geben würden. Das würde bedeuten, dass wir der Freude unserer gegenwärtigen Ruhe beraubt wären. Wir werfen diese Gedanken weit von uns. Woran wir dann aber auch nicht denken, ist der Kummer, den Herrn in der kalten Nacht draußen stehen zu lassen.
Wollen wir immer noch hinausgehen und uns mit Ihm in seiner Verwerfung eins machen? Wollen wir immer noch bei Ihm sein? Ja, am Sonntag natürlich. Aber in der Woche? Er strengt sich an, dass wir wieder nach Ihm suchen, um bei Ihm zu sein und besonders im täglichen Leben.
Paulus sagt, dass wir aus der Welt hinausgehen müssten, wenn wir nicht Kontakt mit allen möglichen Sündern haben und wenn wir nicht in Kontakt mit dem Schmutz der Welt kommen möchten (1Kor 5,10). Aber wir haben immer Umgang mit Sündern. Die Welt verunreinigt uns, auch wenn wir das nicht möchten. Wir können nichts an den Kollegen ändern, die fluchen oder schmutzige Witze erzählen. In der Schule müssen wir manchmal schlechte Dinge anschauen oder Bücher lesen, in denen es um Sex und unanständige Sprache geht. All das verunreinigt uns.
Aber der Herr Jesus möchte uns reinigen. Das Wasser des Lebens – das Wort Gottes – reinigt uns, wenn wir es lesen. Nach unserem Kontakt mit der Welt müssen wir nach Hause gehen und das Wort Gottes lesen. Dann werden unsere Gedanken gereinigt und wir werden wieder mit dem Herrn Jesus erfüllt und den Dingen, die von Ihm sprechen.
Wir könnten vielleicht denken: „Wenn wir zu Hause bleiben, wird uns nichts passieren“. Aber das macht das sündige Fleisch nicht besser. Wir können uns in ein Kloster zurückziehen, aber wir werden unser eigenes Fleisch mitnehmen. Die Bilder in unserem Herzen verunreinigen uns. Alles, was uns verunreinigt, kommt aus unserem Herzen – eben darum geht es. Der Herr Jesus möchte zu unseren Herzen sprechen.
Auf welche Weise haben wir unser Leben „verschlossen“, sodass Er nicht zu uns kommen kann? Ist der Riegel vielleicht unsere Überzeugung, dass bei uns alles in Ordnung ist? Wir können sicher sein, dass wir am richtigen Ort sind und dass wir die Dinge auf die richtige Weise tun. In der Gemeinde von Laodizea sehen wir, wie dieser Riegel funktionierte. Sie denken, dass sie gut dastehen, aber sie merken nicht, dass sie blind sind und dass der Herr Jesus draußen steht. Der Herr macht sich dann an die Arbeit, diesen Riegel zu entfernen. Das sehen wir im nächsten Vers.