Behandelter Abschnitt 2Mo 22,20-26
Verse 20–26 | Aufforderung zum Schutz der Schwachen
20 Und den Fremden sollst du nicht bedrängen und ihn nicht bedrücken, denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen. 21 Keine Witwe und Waise sollt ihr bedrücken. 22 Wenn du sie irgend bedrückst, so werde ich, wenn sie irgendwie zu mir schreit, ihr Schreien gewiss erhören; 23 und mein Zorn wird entbrennen, und ich werde euch mit dem Schwert töten, und eure Frauen sollen Witwen und eure Kinder Waisen werden. 24 Wenn du meinem Volk, dem Armen bei dir, Geld leihst, so sollst du ihm nicht sein wie ein Gläubiger; ihr sollt ihm keinen Zins auferlegen. 25 Wenn du irgend das Oberkleid deines
Nächsten zum Pfand nimmst, so sollst du es ihm zurückgeben, ehe die Sonne untergeht; 26 denn es ist seine einzige Decke, sein Kleid für seine Haut; worin soll er liegen? Und es wird geschehen, wenn er zu mir schreit, so werde ich ihn erhören, denn ich bin gnädig.
Hier strahlt die Barmherzigkeit Gottes für die Schwachen in der Gesellschaft hervor. Gott tritt für sie ein (Ps 146,9). Es geht dabei nicht um ein Sozialprogramm zur Weltverbesserung oder um den Einsatz für Asylanten. Es geht um die Widerspiegelung der Barmherzigkeit Gottes, etwas, was nur durch sein Volk geschehen kann.
Weil die Israeliten Fremde gewesen sind in Ägypten, müssen sie sich vorstellen können, was es heißt, Fremder in ihrer Mitte zu sein. Das sollte sie zu einer barmherzigen Haltung ihnen gegenüber bringen. Gläubige können Mitleid mit Menschen der Welt haben, weil sie früher auch dazu gehörten. Eine hochmütige Haltung gegenüber einem tief gesunkenen Menschen passt nicht zu einem Gläubigen.
Gott nimmt sich besonders des Schicksals der Witwen und Waisen an. Sie zu bedrücken ist pure Ausbeutung und Machtmissbrauch. Gott hört auf ihr Schreien und wird sie rächen nach dem Gesetz der Vergeltung.
Der Verleih von Geld an einen Volksgenossen wird erlaubt, allerdings dürfen keine Zinsen erhoben werden. Es muss eine Tat der Barmherzigkeit sein. Das Ausnutzen der Armut eines Volksgenossen offenbart Herzlosigkeit.
Wenn jemand so arm ist, dass er sein Kleid verpfänden muss, soll es ihm abends zurückgegeben werden. Seine Armut und demzufolge seine Nacktheit rufen Gottes Gefühle der Gnade hervor. Gott will, dass wir seine Gefühle teilen lernen.