Behandelter Abschnitt 2Mo 15,22-26
Verse 22–26 | Mara
22 Und Mose ließ Israel vom Schilfmeer aufbrechen, und sie zogen aus in die Wüste Sur; und sie wanderten drei Tage in der Wüste und fanden kein Wasser. 23 Und sie kamen nach Mara; aber sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, denn es war bitter: Darum gab man ihm den Namen Mara. 24 Und das Volk murrte gegen Mose und sprach: Was sollen wir trinken? 25 Und er schrie zu dem HERRN, und der HERR wies ihm ein Holz; und er warf es in das Wasser, und das Wasser wurde süß. Dort gab er ihm Satzung und Recht, und dort prüfte er es; 26 und er sprach: Wenn du fleißig auf die Stimme des HERRN, deines Gottes, hören wirst und tun wirst, was recht ist in seinen Augen, und seinen Geboten gehorchen und alle seine Satzungen halten wirst, so werde ich keine der Krankheiten auf dich legen, die ich auf Ägypten gelegt habe; denn ich bin der HERR, der dich heilt.
Das Lied ist gesungen. Die Reise beginnt. Es war die Absicht Gottes, dass das Volk drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen und Ihm dann ein Fest feiern sollte (2Mo 7,16; 8,23.24). Aber so läuft es nicht ab. Es wird kein Fest, es wird eine Prüfung. Genau das ist der Grund dafür, dass Gott sein Volk durch die Wüste gehen lässt: Sie lernen dabei, sich selbst zu erkennen und das, was in ihrem Herzen ist. Gleichzeitig lernen sie Gott kennen (5Mo 8,2). Auch heute lernt der Gläubige sich selbst nach seiner Bekehrung oft erst durch die Prüfungssituationen im Alltag kennen.
Wir könnten uns fragen, wie es möglich ist, dass das Volk schon so schnell nach dieser großen Erlösung murrt. Aber dann kennen wir uns selbst wahrscheinlich schlecht. Haben wir es noch nie erlebt, dass wir im einen Augenblick von Gottes Güte beeindruckt waren, im nächsten Moment aber meinten, Gott habe uns im Stich gelassen?
Die erste Erfahrung, die das Volk in der Wüste macht, ist, dass es kein Wasser gibt. Als sie dann den Ort erreichen, wo es Wasser gibt, zeigt sich, dass das Wasser bitter ist (Mara bedeutet Bitterkeit; vgl. Rt 1,20). Es ist nicht genießbar. Die Wüste ist das Land des Todes. Diese Lektion müssen auch wir lernen. Denn die Welt hat nichts zu bieten, was den Gläubigen erfrischen kann. Die Brunnen dieser Welt sind bitter. Nachdem wir uns daran erfreut haben, kommt immer die Enttäuschung. Nun will Gott, dass wir seine Macht nicht nur in der Erlösung kennenlernen, sondern in allen Umständen des Lebens.
Diese Prüfung bringt also ans Licht, was im Herzen des Volkes ist: Es beginnt zu murren. Murren ist ein großes Übel. In der Ermahnung des Paulus an die Korinther findet man das Murren an fünfter und damit letzter Stelle der ernsten Abweichungen Israels auf seiner Wüstenreise: „Murrt auch nicht, so wie einige von ihnen murrten und von dem Verderber umgebracht wurden“ (1Kor 10,10).
Im vierten Buch Mose sehen wir, dass Gott dieses Übel straft, weil sein Volk nunmehr auf der Grundlage des Gesetzes steht. Aber zunächst straft Gott noch nicht. Er handelt in Gnade. Er verhindert die Prüfung nicht, denn Er will uns lehren – bildlich gesehen – Christus mit in die Prüfung hineinzunehmen. Gott macht Mose auf ein Stück Holz aufmerksam. In diesem Holz dürfen wir
Die Person Christi, sein vollbrachtes Werk am Kreuz von Golgatha, ist das Heilmittel für jede Not und jede Plage. Jesus Christus als gekreuzigt war das Heilmittel für den schlechten sittlichen Zustand, in dem sich die Korinther befanden und auch für die lehrmäßigen Abweichungen, die sich bei den Galatern zeigten. Zu Ihm mussten sie sich wieder hinwenden, mit Ihm mussten sie wieder in eine lebendige Verbindung gebracht werden.
Wo Christus in eine Prüfung hineingebracht wird, wird diese zum Segen. Das Wasser wird süß. Mit diesem Geschehen verbindet Gott eine Satzung: Er verpflichtet sich, dem Volk zu helfen und gibt dem Volk das Recht, Ihn daran zu erinnern. Gott hat das Volk geprüft und ihm gezeigt, dass sein Herz in der Prüfung auch das Gute für sie will.
Aber der Segen Gottes kann nie ohne den Gehorsam vonseiten des Volkes fließen. Gott erwartet von ihnen, dass sie auf seine Stimme hören und seine Gebote halten. Auf diese Weise sollen sie vor allen Krankheiten bewahrt bleiben, die Gott über die Ägypter gebracht hatte. Der HERR verbindet seinen Namen als Heiland mit ihrem Gehorsam.
Vers 27 | Elim
27 Und sie kamen nach Elim, und dort waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmen; und sie lagerten dort am Wasser.
Nach den in Mara gemachten Erfahrungen kommt das Volk jetzt zur Ruhe und erfährt Frieden in der Oase Elim. Es gibt kein Elim ohne Mara! In Elim (bedeutet: „Bäume“; damit können Terebinthen (Eichen) oder Palmen gemeint sein) trinkt Israel reichlich von dem Wasser des Lebens. Hier ist die Herde Gottes an „stille Wasser“ geführt worden und lagert „auf grünen Auen“ (Ps 23,2).
Elim, diese Oase in der Wüste, ist ein Vorgeschmack von dem verheißenen Land, der himmlischen Ruhe. Sie stellt einen großen Gegensatz zu Mara dar. An diesem Ort gibt es nur Segnungen:
immerhin zwölf Quellen zum Trinken, für jeden Stamm eine Quelle;
Schatten, den Schutz von 70 Palmen gegen die Hitze;
einen sicheren Lagerplatz am Wasser.
Die Zahlen zwölf und siebzig finden wir sowohl in Verbindung mit Israel als auch mit der Gemeinde. So wie es zwölf Stammväter für Israel gab, gab es auch zwölf Apostel unter den ersten Christen. Sie haben das Fundament für die Gemeinde gelegt (Eph 2,20).
Es gab siebzig Älteste in Israel, die eine besondere Stellung einnahmen (2Mo 24,1). Das ist zu vergleichen mit dem späteren Synedrium, das aus 70 Personen und dem Hohenpriester bestand. Im Neuen Testament finden wir nicht nur die zwölf Apostel, die vom Herrn Jesus ausgesandt wurden, sondern später noch die Aussendung der Siebzig (Lk 10,1).
Wir stehen noch immer auf dem Fundament, das die Apostel gelegt haben. Wir laben uns noch immer an den Brunnen, die sie uns durch das inspirierte Wort Gottes hinterlassen haben. Wir ruhen noch immer in dem Schatten und dem Schutz der „siebzig Palmen“, in denen wir ein Bild von den vielen unterschiedlichen Gaben sehen können, die der verherrlichte Herr uns aus seiner Fülle gibt (Eph 4,7-11).