Behandelter Abschnitt 2Mo 5,15-19
Verse 15–19 | Die Frage um Erleichterung abgewiesen
15 Da gingen die Vorsteher der Kinder Israel hinein und schrien zum Pharao und sprachen: Warum tust du deinen Knechten so? 16 Stroh wird deinen Knechten nicht gegeben, und man sagt zu uns: Macht Ziegel! Und siehe, deine Knechte werden geschlagen, und es ist die Schuld deines Volkes. 17 Und er sprach: Träge seid ihr, träge! Darum sprecht ihr: Wir wollen hinziehen, wir wollen dem HERRN opfern. 18 Und nun geht hin, arbeitet! Und Stroh wird euch nicht gegeben werden, und das Maß Ziegel sollt ihr liefern. 19 Da sahen die Vorsteher der Kinder Israel, dass es schlecht um sie bestellt war, weil man sprach: Ihr sollt nichts mindern an euren Ziegeln: das Tagewerk an seinem Tag!
In ihrer Not schreien die Israeliten zum Pharao. Aber gerade dort sind sie nicht an der richtigen Adresse. Sie müssen zum HERRN kommen, woran sie leider noch nicht denken. Sie nennen sich gegenüber dem Pharao mehrere Male „deine Knechte“. Alles Bitten und Drängen des Volkes, um vom Pharao Erleichterung zu bekommen, beantwortet er mit mitleidloser
Härte. Er macht ihnen sogar die schwersten Vorwürfe. Jetzt zeigt sich sein wahrer Charakter.
Das Volk beginnt zu begreifen, wie hoffnungslos seine Lage ist. Ein Mensch muss zuerst am Tiefpunkt seines Elendes ankommen, wenn er die Erlösung ergreifen will. Einem Sünder ist nicht damit gedient, wenn er bei seinem ersten Seufzen um Errettung von Gott daraus erlöst wird. Gott will uns lehren, was wirkliche Erlösung ist, wie groß seine Macht und auch seine Erlösung ist. Wenn Pharao sie sofort hätte gehen lassen, hätten sie sich bei ihm bedanken müssen. Aber wo wäre dann Gottes Ehre geblieben?
Es ergeht dem Volk wie dem Mann in Römer 7. Dort wird die Erfahrung eines Mannes beschrieben, dessen Seele durch das Evangelium erwacht ist. Da entdeckt er die Macht der Sünde in sich und die Unfähigkeit, die in ihm wohnende Sünde zu überwinden. Das Evangelium, das zuerst als frohe Botschaft erschien (und das ist es auch!), scheint ihm zur Qual zu werden.
Aber als er zu der Erkenntnis kommt, dass sein Kampf gegen die in ihm wohnende Sünde ein hoffnungsloser Kampf ist, ruft er aus: „Ich elender Mensch, wer wird mich retten?“ (Röm 7,24). Nun befindet er sich an dem Punkt, wo Gott ihn haben möchte, denn sofort darauf folgt der Dank: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn“ (Röm 7,25). Nun ist er so weit, dass er dem Evangelium völlig glaubt. Jetzt ist er frei. Römer 8 beschreibt dann den Zustand, in den er nun gekommen ist.
Das Volk – und auch der Sünder – müssen zuerst feststellen, dass sie in sich selbst keine Kraft haben, ihre eigene Befreiung zu bewirken. Wir müssen lernen, dass wir noch im Fleisch und im Machtbereich Satans sind. Gott lässt es zu, um den Glauben seines Volkes auf die Probe zu stellen und um das Volk an seine Art, etwas zu tun, zu gewöhnen. Er lässt es aber auch zu, um eine glorreiche Illustration seiner Macht zu geben, und zwar auf dem Gebiet, wo Satan seine Regierung ausübt.
Die Sklaverei Israels in Ägypten ist ein passendes Beispiel für unsere Sklaverei der Sünde (Röm 6,17; Tit 3,3). Von der Sünde beherrscht zu werden, ist ermüdend bis zum Tod. Wie wir auch um Erleichterung flehen mögen, sie kommt nicht, eher wird der Druck noch schwerer. Im Evangelium kommt die Erleuchtung, die Befreiung. Der Herr Jesus brachte diese (Lk 4,18.19).