Behandelter Abschnitt Spr 14,10
Verse 10 | Bitterkeit und Freude, die man nicht mitteilen kann
Das Herz kennt seine eigene Bitterkeit, und kein Fremder kann sich in seine Freude mischen.
Es gibt „Bitterkeit“ und es gibt „Freude“, die einem anderen nicht mitgeteilt und nicht mit einem anderen geteilt werden können, egal wie viel Verständnis und Mitgefühl der andere auch haben mag. Es handelt sich hier um die tiefsten Gefühle eines Menschen: Gefühle der Bitterkeit und Emotionen der Freude. Das sind Gefühle, die nur von der Person verstanden werden, die sie hat (vgl. 1Kor 2,11).
Dieser Spruch warnt vor allen unnatürlichen oder erzwungenen Versuchen, sich unbedingt in andere hineinversetzen zu wollen. Wir sollen nicht versuchen, anderen bis auf den Grund ihrer Gefühle zu folgen, denn das ist nicht möglich. Gefühle gehören zum Menschen, aber wie sie erfahren werden, ist sehr persönlich. Die Anteilnahme an der Freude oder der Trauer eines anderen hat ihre Grenzen.
Nur für Gott gibt es diese Grenze nicht. Er ist der „Herzenskenner aller“ (Apg 1,24). In Christus, „der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“ (Heb 4,15; Jes 63,9), kann Er vollkommen in die Tiefe eindringen. Niemand konnte an der Bitterkeit des Herrn Jesus teilhaben; aber Er kennt sehr wohl das Herz jedes Menschen und auch seine Bitterkeit.
Manchmal wissen wir nicht einmal, wie wir bestimmte Gefühle ausdrücken sollen, finden keine Worte mehr für sie und können nur noch stöhnen. Dann kommt uns Gottes Geist zu Hilfe und fasst vor Gott in Worte, was wir empfinden (Röm 8,26.27). Das Wort: „Freut euch mit den sich Freuenden, weint mit den Weinenden“ (Röm 12,15), können wir nur deshalb in die Tat umsetzen, weil der Heilige Geist uns dazu befähigt. Das Himmlische am Himmel besteht unter anderem darin, dass wir alle dort dieselbe Freude haben.