Behandelter Abschnitt Spr 10,22-26
Verse 22–26 | Der Segen des HERRN
22 Der Segen des HERRN, er macht reich, und Anstrengung fügt neben ihm nichts hinzu. 23 Dem Toren ist es wie ein Spiel, Schandtat zu verüben, und in Weisheit zu handeln dem verständigen Mann. 24 Wovor dem Gottlosen graut, das wird über ihn kommen, und das Begehren der Gerechten wird gewährt. 25 Wie ein Sturmwind daherfährt, so ist der Gottlose nicht mehr; aber der Gerechte ist ein ewig fester Grund. 26 Wie der Essig den Zähnen und wie der Rauch den Augen, so ist der Faule denen, die ihn senden.
Aller Reichtum, den wir haben, ist uns von Gott gegeben (Vers 22). Es ist sein Segen, ohne dass Er irgendeine Leistung, irgendeine „Anstrengung“, von unserer Seite fordert (vgl. Ps 127,1). Das Wort „er“ legt die volle Betonung auf „den Segen des HERRN“. Nur dieser Segen macht reich. Dieser Vers warnt vor Selbstzufriedenheit, vor der Vorstellung, dass wir unseren Reichtum uns selbst verdanken.
Hier besteht kein Widerspruch zu Vers 4, der besagt, dass die Hand des Fleißigen reich macht. Das eine gilt ebenso wie das andere. Natürlich müssen wir arbeiten, doch wir sollen auch einsehen, dass der Herr uns dazu Kraft und Segen geben muss. Dann erkennen wir, dass alles von Ihm kommt, und werden Ihm dafür die Ehre geben.
Der Charakter eines Menschen wird durch die Dinge offenbar, an denen er Freude hat (Vers 23). Der Tor macht sich einen Sport und ein Spiel daraus, sich schändlich zu benehmen. Das ist für ihn genau so leicht wie für ein Kind das Spielen. Er empfindet es als größtes Vergnügen, ganz unverschämt zu reden und dabei die schmutzigsten Ausdrücke zu gebrauchen. „Schandtat verüben“ ist eine Bezeichnung für sehr sündiges Verhalten. Der Tor betrachtet sogar das Schlimmste auf dem Gebiet der Sünde als Spaß, als Scherz, und verübt es mit Lachen.
Das steht im Gegensatz zur Weisheit, die uns mit Einsicht völlige Freude vermittelt, als wäre es ein schönes Spiel. Es geht nicht darum, was jemand tut, sondern um die Einstellung, die jemand bei dem hat, was er tut. Wer Verstand hat, dem gibt die Weisheit auch Vergnügen.
Der Gottlose mag sein schändliches Vergnügen genießen, aber gleichzeitig hat er innerlich große Angst vor dem, was kommt. Tatsächlich kommt auch über ihn, wovor er Angst hat (Vers 24). Weil er ohne Gott lebt, hat er keine Gewissheit und immer Angst. Im Gegensatz dazu bekommt der Gerechte das, was er begehrt, denn er lebt mit Gott und erwartet alles von Ihm. Hier wird ein großer Gegensatz geschildert.
Wer keine Grundlage in seinem Leben hat, wer also keine biblischen Prinzipien hat, ist wie ein Sturmwind, der daherfährt (Vers 25). Ein Sturmwind wütet für einen Moment und verschwindet dann wieder, hinterlässt dabei jedoch eine Spur der Verwüstung. So ist der Gottlose. Dies schließt an den vorherigen Vers an, dass das über den Gottlosen kommt, was er befürchtet. Er kann alles genießen, was er sich in seinem Leben wünscht: Reichtum, Ansehen, Familie, lebt dabei jedoch in der beständigen Angst, alles zu verlieren. In der Tat wird es ihm wie von einem wütenden Sturm weggenommen werden – vielleicht schon in diesem Leben, ganz bestimmt aber bei seinem (möglicherweise plötzlichen) Tod.
Der Gerechte ist das Gegenteil davon. Über ihn können die gleichen Dinge kommen wie über den Gottlosen. Auch er kann Reichtum, Ansehen und Familie verlieren (Hiob 1,1-3.13-19). Aber wenn sich in seinem Leben Katastrophen ereignen, erweist er sich als „ein ewig fester Grund“ (vgl. Mt 7,24-27). Darin zeigt sich die Unerschütterlichkeit der Stellung des Gerechten, die er einnimmt, weil er sein Leben auf Christus, den Felsen, gebaut hat. Dadurch bleibt sein Lebenshaus fest stehen, wie sehr auch der Sturmwind daran rüttelt.
Wenn du sauren Wein trinkst, hast du ein unangenehmes Gefühl an den Zähnen (Vers 26). Rauch in den Augen ist ebenfalls sehr ärgerlich, weil deine Augen anfangen zu tränen; du kannst nichts mehr sehen und deshalb auch nicht mehr gehen. Mit diesen unangenehmen Empfindungen wird ein Fauler verglichen, der mit einer bestimmten Aufgabe losgeschickt wird. Er führt diese Aufgabe gar nicht, zu spät oder ungenau und unzureichend aus. Ein Fauler sorgt nur für Ärger, wenn du von ihm etwas erwartest. Trägheit im Werk des Herrn ist ebenfalls schlecht und störend. Wer darin lässig ist, wird sogar einen Fluch auf sich bringen (Jer 48,10).