Behandelter Abschnitt Spr 6,30-35
Verse 30–35 | Für Ehebruch gibt es kein Sühngeld
30 Man verachtet den Dieb nicht, wenn er stiehlt, um seine Gier zu stillen, weil er hungrig ist; 31 und wenn er gefunden wird, kann er siebenfach erstatten, kann alles Gut seines Hauses hingeben. 32 Wer mit einer Frau Ehebruch begeht, ist unsinnig; wer seine Seele verderben will, der tut so etwas. 33 Plage und Schande wird er finden, und seine Schmach wird nicht ausgelöscht werden. 34 Denn Eifersucht ist eines Mannes Grimm, und am Tag der Rache schont er nicht. 35 Er nimmt keine Rücksicht auf alles Sühngeld und willigt nicht ein, magst du auch das Geschenk vergrößern.
In den Versen 30 und 31 wird die Sünde des Ehebruchs mit der Sünde des Diebstahls verglichen. Wenn ein Dieb stiehlt, um seinen Hunger zu stillen, hat man dafür Verständnis, auch wenn sein Handeln falsch ist (Vers 30). Wenn man ihn ergreift, muss er für sein Verbrechen schwer büßen (Vers 31; 2Mo 22,1; Lk 19,8). Das kann ihn seinen gesamten Besitz kosten. Wenn er aber seine Schulden bezahlt hat, ist er wieder ein freier Mann.
Wenn jemand Ehebruch begeht, ist das völlig anders (Vers 32). Für jemand, der stiehlt, weil er hungrig ist, hat man Verständnis; wer aber die Frau eines anderen „stiehlt“, kann niemals mit Verständnis rechnen. Der junge Mann hätte ja seinen „Hunger“ bei seiner eigenen Frau stillen können. Ihm fehlt es nicht an Brot, sondern an Verstand; er ist „unsinnig“ oder, wie es hier wörtlich heißt: Ihm fehlt das Herz. Er hat einen Mangel an Herz. Was er tut, sieht aus wie Vergnügen, ist aber Selbstmord. Er „verdirbt seine Seele“.
Ehebruch bietet ihm nur ein kurzes „Vergnügen“; was folgt, ist jedoch nichts als „Plage und Schande“ sowie eine „Schmach“, die nicht ausgelöscht werden kann (Vers 33). Es ist unmöglich, der Strafe zu entgehen. Da bleibt nur noch Rache. Nichts kann diese Schmach wegnehmen. Hier handelt es sich um eine hässliche Sünde vor Gott; und die Konsequenzen für die Beteiligten sind schrecklich. So praktisch ist der Vater; so praktisch ist die Schrift.
Das Wort, das in Vers 29 mit „berührt“ übersetzt wird, gibt dieser Vers mit „Plage“ wieder. Wir sehen hier, wie die Beziehung zwischen Sünde und Strafe im Hebräischen durch ein Wortspiel aufgezeigt wird. Wer eine ehebrecherische Frau liebevoll berührt, den werden die Plagen hart berühren, die über ihn kommen werden.
Er bekommt es mit einem eifersüchtigen Mann zu tun, dessen Wut gegen ihn entfacht ist (Vers 34). Das Mitgefühl, das es für einen Dieb gibt, der aus Hunger stiehlt, fehlt völlig bei dem Ehemann, mit dessen Ehefrau er den Ehebruch begangen hat. Am Tag der Rache, das ist der Tag, an dem er den Ehebruch entdeckt, ist Rache das Einzige, was ihm noch Genugtuung verschaffen kann. Der Mann, der Ehebruch mit seiner Frau begangen hat, muss verurteilt werden.
Anders als der Dieb kann der Ehebrecher seine Sünde nicht gutmachen (Vers 35). Der eifersüchtige Ehemann akzeptiert keine Entschädigung. Welche Geldsumme der Ehebrecher auch bieten mag – diese Sache lässt sich nicht mit Bestechung aus der Welt schaffen. Der Ehebrecher kann nicht wiedergutmachen, was er getan hat. Er kann seine Sünde nicht zurückdrehen. Für den Rest seines Lebens muss er mit dieser Sünde leben, falls er überhaupt am Leben bleibt und ihn der eifersüchtige Mann nicht umbringt.